Erfolgsautorin Milena Moser (51) wandert wieder in die USA aus
«Ich habe mich neu verliebt»

Milena Moser hat das Glück wieder gefunden. Im Interview verrät die Star-Autorin, wie sie ihr Burn-Out erlebt hat, warum sie ausgerechnet nach Santa Fe zieht und ob sie and die ewigen Liebe glaubt.
Publiziert: 28.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:35 Uhr
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Auf dieser Schreibmaschine entstand Mosers erster Roman: «Die Putzfraueninsel».
Foto: Philippe Rossier
Interview: Seraina Etter

Frau Moser, sind Sie glücklich?
Milena Moser:
Jetzt schon. Ich hatte in den letzten Jahren oft das Gefühl, auf einer Rolltreppe in die falsche Richtung zu laufen. Jeder Schritt war anstrengend, weil ich ständig gegen meine eigene Natur gehandelt habe. Das mache ich nicht mehr. Deshalb gibt es wieder mehr Glücksmomente.

Von der Suche nach dem Glück handelt Ihr neues Buch «Das Glück sieht immer anders aus». Sie schildern detailliert Ihre Krisen: vom Ehe-Aus bis zum Burn-out.
Ja. Je ehrlicher ich bin, desto weniger haben die Leute das Bedürfnis, auf mich draufzuhauen. Für mich war es einfacher, ein autobiografisches Buch zu schreiben.

Ein wichtiges Kapitel fehlt im Buch aber. Sie haben sich wieder verliebt.
Ja. Ich kannte meinen heutigen Partner Victor Mario Zaballa schon lange. Ich fand ihn toll, lebte nach meiner Trennung 2013 aber wie unter einer Käseglocke. Ich habe nicht erkannt, dass da mehr ist. Einen Tag, nachdem ich mein Buchmanuskript abgegeben hatte und mit mir und meinem Leben wieder im Reinen war, habe ich einen Zwischenstopp in San Francisco eingelegt. Es machte peng.

Aber Sie mussten gleich weiterfliegen.
Leider. Zu Hause in Aarau habe ich Victor via Skype meine Gefühle offenbart. Er sagte, er sei schon drei Jahre in mich verliebt. Wahnsinn: Es war immer jemand für mich da, ich habe es aber nicht bemerkt. Victor war immer ein Ideal für mich: kreativ, liebevoll und ein guter Koch.

Dann glauben Sie nach dem Scheitern Ihrer Ehe noch an die ewige Liebe?
Unbedingt! Und jedes Mal von neuem. Ich habe mich nicht so oft verliebt in meinem Leben. Ich dachte aber immer, es sei für die Ewigkeit.

Sie wandern im Juli definitiv in die USA aus. Ziehen Sie und Victor zusammen?
Vorerst nicht. Er bleibt in San Francisco, ich ziehe nach Santa Fe. Uns trennen nur zweieinhalb Flugstunden. Für mich ist es unverzichtbar, einen Rückzugsort zu haben.

Ihr jüngster Sohn Cyril ist 20 Jahre alt. Was sagt er zu Ihren Auswanderungs­plänen?
Für mich ist es schwieriger als für ihn. Er sagt, er brauche mich nicht mehr. Natürlich weiss er, dass ich ins nächste Flugzeug Richtung Schweiz steigen würde, sollte etwas sein.

Welche Werte wollen Sie Ihren beiden Söhnen mitgeben?
Ich will ihnen zeigen, dass man aus allen Krisen herauskommt. Wenn im Beruf oder in der Beziehung etwas nicht stimmt, sollen sie die Konsequenzen ziehen und nichts erzwingen.

Wie Sie mit Ihrem Buch. Dem Verlag sollten Sie eigentlich einen Road-Trip abliefern.
Genau. Ich hatte ursprünglich eine andere Reise geplant. Dann ging meine Ehe in die Brüche. Das Letzte, was ich wollte: stundenlang alleine im Auto durch die USA gondeln. Ich wollte stattdessen glückliche Paare besuchen. In der Hoffnung, dass ihr Glück auf mich abfärbt und ich mit der Vergangenheit abschliessen kann. Verleger und Agent fanden meinen Text interessant und wollten das Buch sofort herausbringen.

Das war früher nicht so einfach. Sie fanden lange keinen Verlag. Wie sind Sie von der Möchtegern-Schriftstellerin zur Erfolgsautorin geworden?
Ich habe nie mit dem Schreiben aufgehört. Nicht weil ich mich so toll fand oder extrem selbstbewusst gewesen wäre. Ich wollte nie etwas anderes tun. Stets wurde mir gesagt, ich hätte kein Talent. Ich wurde sogar als Zumutung bezeichnet. Das hat mich verletzt. Aber nie so tief, dass ich meinen Traumberuf aufgegeben hätte.

Sie haben Ihren Traumjob gefunden. Dennoch hatten Sie ein Burn-out.
Ich dachte immer, ein Burn-out hätten Leute, die nicht gerne arbeiten oder einen bösen Chef haben. Ich nehme das Wort auch heute nicht gerne in den Mund, denke: Gehts noch? Burn-out – und das in deinem Traumberuf! Aber so ist es nun mal.

Gab es Warnsignale?
Sogar viele. Nach der Trennung habe ich mich regelrecht in die Arbeit gestürzt. Ich dachte, die ständige Müdigkeit sei meine Schuld. Dieser gnadenlose Umgang mit mir selbst führte dann zum Zusammenbruch.

Brauchten Sie diesen, um zu erkennen, was Sie glücklich macht?
Definitiv. Er zeigte mir vor allem, was mich nicht glücklich macht. Auswandern ist für mich die ein­zige Möglichkeit, um mich von allen Verpflichtungen zu be­freien. Ich brauche einen radikalen Schnitt.

Warum gerade Santa Fe?
Dort ist nochmals alles möglich. Es gibt in dieser Stadt viele geschiedene Frauen aus Nordeuropa. Ich passe da hin.

Warum fasziniert Sie diese Gegend?
Das kann ich rational nicht erklären. Das Licht und die Weite beeindrucken mich. Die durchsichtige, dünne Luft gibt mir einen Kick. Und dann ist da mein Haus. Ursprünglich wollte ich in der Stadt eine Freundin besuchen. Wir spazierten die Hauptstrasse entlang und waren kurz vor einem Streit. Das wollte ich verhindern und habe zur Ablenkung auf ein Schild «Open House» gezeigt und gesagt, dass ich das Haus gern anschauen möchte. Und da war es – ich wusste, dass ich dieses Haus haben muss.

Was machen Sie den ganzen Tag?
Morgens Yoga, dann gehe ich in ein Café, um etwa zwei Stunden zu schreiben. Danach schaue ich spontan, was sich ergibt: Freunde treffen, Museen besuchen, reiten.

Wird es Ihnen nicht zu langweilig?
Nein. Ich schreibe weiterhin jeden Tag, genau wie jetzt, einfach ohne Deadline. Ich war schon als junge Frau viel alleine und habe ohne Druck für mich geschrieben.

Werden Sie in Santa Fe Ihren Lebensabend verbringen?
Ich denke ja. Aber ich habe in meinem Leben schon viel gedacht – und dann kam es ganz anders.

Welchen Zukunftstraum haben Sie?
Victor hatte 2009 eine Nierentransplantation, er ist gesundheitlich angeschlagen. Ich möchte noch ein paar Jahre mit ihm haben. Und ich will Grossmutter werden. Unbedingt.

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