Befindet sich Harvey Weinstein (65) in der Schweiz? Dies berichteten am Samstagabend mehrere Online-Medien, darunter auch BLICK. Sie berufen sich auf eine Meldung der Schweizerischen Depeschenagentur SDA. Der Agentur lag eine Medienmitteilung vor, die mutmasslich von Weinsteins Anwälten stammt.
Der Filmemacher halte sich in Lugano auf, steht darin. Er habe vor, «mehrere Monate in der Schweiz Ferien zu machen» und sei nicht auf der Flucht. «Herr Weinstein wird die Weihnachtsferien in Lugano verbringen, um von der negativen Publicity um seine Person Abstand zu nehmen», steht in der Mitteilung weiter.
Die Kanzlei Brafman & Associates, die in der Mitteilung als Adressat aufgeführt ist, vertritt Weinstein tatsächlich. Die Echtheit des Schreibens liess sich zunächst nicht bestätigen. Die Kanzlei war für BLICK telefonisch nicht erreichbar. In den US-Medien war eine allfällige Reise Weinsteins in die Schweiz ebenfalls kein Thema.
Dubioser Tessiner Vermittler
Laut der Mitteilung hat ein Mann namens Alessandro Proto dem Hollywood-Produzenten ein Haus vermittelt. Im Tessin ist dieser allerdings kein Unbekannter. Und durchaus eine umstrittene Figur. Der Mann verkauft Villen an Prominente. Im Oktober prahlte Proto bereits damit, Weinstein würde bald ins Tessin kommen. Er habe ihm eine Villa für eine sagenhafte halbe Million in der Woche vermietet. Die lokalen Immobilienmakler halten derartige Summern allerdings für wenig glaubwürdig.
Der Zeitpunkt für eine mögliche Absetzung aus den USA wäre theoretisch einleuchtend. In New York soll dieser Tage über eine Anklage gegen Weinstein entschieden werden. Der Sender CBS vermeldete vor zwei Wochen, die Staatsanwaltschaft in Manhattan plane einer Grand Jury Beweise vorzulegen, um über eine Anklage zu entscheiden. Bei einer Anklage wäre es Weinstein nicht mehr möglich gewesen, das Land zu verlassen. Wenn er sich aber tatsächlich abgesetzt haben sollte, würde dies einem verfrühten Schuldeingeständnis gleichkommen.
Mehr als siebzig Frauen bezichtigen Weinstein der sexuellen Belästigung, und die Liste wird laufend länger. Unter ihnen auch Superstars wie Angelina Jolie (42), Gwyneth Paltrow (45) und Cara Delevingne (25). Mehr als zehn Frauen werfen dem Filmemacher vor, sie vergewaltigt zu haben.
In den USA wird seit Wochen eine breite Debatte über sexuelle Gewalt geführt, die nach den Anschuldigungen gegen Weinstein aufgekommen war. Zahlreiche Opfer meldeten sich zu Wort. (mrb/rey)