Die vergangene Woche hat uns wieder daran erinnert: Auch in Bern verkehren keine Übermenschen. An den Schalthebeln der Politik sitzen ebensolche Normalsterbliche wie anderswo, gesteuert von allerlei Eitelkeiten und Kleinkrämerei. Auf besonders betrübliche Weise zeigt sich das beim Schwarzen-Peter-Spiel um das Justiz- und Polizeidepartement.
Die Schweiz ist ein Einwanderungsland mit dem europaweit zweithöchsten Ausländeranteil und immensen Herausforderungen durch das Bevölkerungswachstum. Die Personenfreizügigkeit kommt unter Druck. Eine Flüchtlingswelle schwappt über den Kontinent. Damit verknüpft sind gigantische Aufgaben für das gesellschaftliche Zusammenleben, unter anderem für Bildung, Sicherheit, Verkehr, Wohnen und Wohlstand.
Womit das EJPD als Migrations- und Asylministerium eigentlich ein Schlüsseldepartement wäre. Eigentlich. Denn an dessen Spitze geschieht etwas anderes, als man gemeinhin erwarten würde: Die Flüchtlingsministerinnen flüchten. Nach Eveline Widmer-Schlumpf, Simonetta Sommaruga und Karin Keller-Sutter sucht nun auch Elisabeth Baume-Schneider das Weite. Die Sozialdemokratin wandert ins Innendepartement aus und hinterlässt ihrem Genossen Beat Jans nach nicht einmal zwölf Monaten ein Migrationswesen am Anschlag, einen rekordhohen Stapel von 15'800 unbehandelten Asylanträgen und eine Institution in der Sinnkrise.
Die bange Frage drängt sich auf, was falsch läuft in einem Staat, in dem eines der politisch brisantesten Dossiers zur Strafaufgabe für Regierungsneulinge abgewertet wird, während sich die politische Konkurrenz in schelmischer Drückebergerei übt – inklusive der SVP, die nimmermüde das Asylchaos beschwört, deren Vertreter sich aber keineswegs im zuständigen Departement die Finger schmutzig machen wollen.
Dieses unsägliche Kammerspiel, das bei Rochaden immer wieder aufgeführt wird, sollte zum Wohle des Landes beendet werden. Wenn nötig, mit einer Departementsreform, die das Asyldossier mit einer prestigeträchtigeren Funktion verbindet. Die Nation sollte nicht auf Übermenschen warten müssen – oder gar darauf hoffen, dass Beat Jans einer ist.