Ein ziemlich gutes Indiz für die hervorragenden Chancen der AHV-Initiative ist die «Landfrauenküche». Die Sendung gehört beim SRF zu den Kassenschlagern; das Publikum liebt die Landfrauen – und die Landfrauen sagen wohl zu einem Grossteil Ja zur Vorlage der Gewerkschaften, über die in zwei Wochen abgestimmt wird. Denn es sind die Bäuerinnen, Hausfrauen, Arbeiterinnen, die am stärksten auf höhere AHV-Gelder angewiesen sind.
Womit wir beim eigentlichen Problem sind, das der Gewerkschaftsbund und ihr Präsident Pierre-Yves Maillard mit ihrem Ansinnen auf die Agenda heben: Zu viele Leute im Land sind existenziell auf die erste Säule angewiesen.
Das epochale Sozialwerk stammt aus der Ära vor der Globalisierung, einer Zeit von dramatischen gesellschaftlichen Unterschieden. Grosse Teile der Arbeiterschaft standen – trotz hartem Alltag in den Fabriken – stets am Rande der Armut, bedroht von Alkoholmissbrauch und Gewalt. Den Massen diente die Vorsorge dem schieren Überleben.
Heute ist dieser menschenverschleissende Wirtschaftssektor weitgehend in Billiglohnländer ausgelagert. Auch die Altersvorsorge hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert: Es gibt eine grössere Auswahl von Möglichkeiten, das Augenmerk liegt heute vermehrt auf Eigenverantwortung und dem Einbezug von Arbeitgebern sowie Geldinstituten. Überdies ist die Zeit der geradlinigen Karriereplanung vorbei; nur noch eine Minderheit bleibt von der Lehre bis zur Pensionierung beim selben Unternehmen, Arbeitsplätze und Erwerbszweige werden heute so häufig gewechselt wie nie zuvor.
Vor diesem Hintergrund ist es für das Gesamtwohl der Nation nicht einmal entscheidend, ob die Bevölkerung nun diese 13. Rente erhält oder nicht – vielmehr sollte die Politik das Ziel verfolgen, dass künftig weniger Menschen in der Schweiz existenziell von der AHV-Rente abhängig sind.
Was natürlich auch für die Landfrauen gilt.