Er steht wie kein Zweiter für den Aufstieg der sozialen Marktwirtschaft, und doch geht es ihm an den Kragen: der sogenannte kleine Mann.
Wer sich früher volksverbunden geben wollte, gab an, zu seinem Wohl zu handeln. Heute hat dieser Idealtyp weitgehend ausgedient – gemäss Gender-Zeitgeist müsste er ohnehin kleiner Mensch oder kleiner Mann* genannt werden.
Sein Bedeutungsverlust wird nirgends klarer sichtbar als bei seiner traditionellen Interessenvertreterin, der Sozialdemokratie. Trotz ihrer verdienstvollen Geschichte – die SP kann sich die Sozialwerke und den gesellschaftlichen Aufbruch von der Drogen- bis zur Gleichstellungspolitik an die Fahne heften – hat es der kleine Mann erstaunlich schwer in ihrer Welt.
Aktuelles Beispiel ist die Stadt Zürich, das politische Vorzeigelabor der links-grünen Avantgarde: Wenn sich der kleine Mann dort um eine vergünstigte Wohnung bewerben will, erhält er bald zusätzliche Konkurrenz von Werbern, IT-Unternehmerinnen oder Ärzten, die vielleicht das Doppelte verdienen – diese Woche kippte die linke Mehrheit im Stadtparlament die Einkommenslimite für neu entstandene vergünstigte Wohnungen. Zur Ablenkung kann sich der Büezer nicht einmal mehr bei Bier und Fussball (dem «Theater des kleinen Mannes») im Hardturmstadion vergnügen. Denn dank SP verfügt die grösste Schweizer Stadt seit 15 Jahren nicht mehr über eine Fussball-Arena.
Zum Trost lockt das süsse Gift der 13. AHV-Rente. Der Initiative der Gewerkschaften, die im März zur Abstimmung steht, werden gute Chancen zugeschrieben, auch wenn das Kleingedruckte hinlänglich bekannt ist: In den Genuss dieses Sozialausbaus kommen nicht nur bedürftige Senioren, sondern auch all die gut betuchten Rentenempfänger, die auf abbezahlten Immobilien sitzen und den Zustupf gar nicht nötig hätten. Von denen gibt es laut einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz immer mehr: Pensionierte besitzen die meisten Vermögen im Land.
Bezahlen wird dafür der arbeitstätige kleine Mann – wer sonst? – wohl mit Lohnabgaben und einer höheren Mehrwertsteuer.