Vieles ist widersprüchlich am Phänomen der Royals, der «Königlichen». Weshalb zieht uns die Familie der britischen Monarchen derart in Bann? Dabei markieren schon Prinzessin Kates offizielle Titel grösstmögliche Distanz: «Ihre Königliche Hoheit Catherine, Prinzessin von Wales, Herzogin von Cambridge, Gräfin von Strathearn und Baronin Carrickfergus, Herzogin von Cornwall und Rothesay, Gräfin von Carrick, Baronin von Renfrew und Lady of the Isles.»
Aus einem Leben, für Normalsterbliche unerreichbar wie der Mond, vom Hofstaat abgeschirmt und in Watte gepackt, lächelte sie uns bisher von den Titelseiten der Hochglanzpostillen entgegen. Am Freitag aber kam die Schocknachricht: Die Prinzessin hat Krebs! Die Diagnose schien auf einen Schlag sämtliche Adelstitel, den Status und den Wohlstand der 42-Jährigen zu pulverisieren.
Plötzlich ist Kate nur noch, was wirklich zählt: dreifache Mutter, Ehefrau, Tochter, Schwester, Freundin – ein Mensch. «Ich habe meinen Kindern versichert, dass ich gesund werde», sagt sie, und wir glauben zu spüren, was sie durchmacht, dass sie sich jetzt nichts sehnlicher wünscht, als gesund zu sein, dass sie vielleicht all ihre Titel und Privilegien hergeben würde, um diese Krankheit loszuwerden. «Health is wealth», sagen die Angelsachsen, Gesundheit ist Reichtum.
Die Royals verkörpern die jahrhundertelange Geschichte einer Weltmacht und entlarven sich hinter all dem Pomp eben doch als Wesen, die nach Glück streben, geliebt und respektiert werden möchten, Fehler machen und wie wir alle zwischen Höhenflügen und Abgründen wandeln.
Die Windsors sind keine Geschöpfe künstlicher Intelligenz, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Sie werkeln stümperhaft mit Photoshop herum, weil sie so eitel sind wie alle anderen. «Kate-Gate» und das öffentliche Halali wegen eines manipulierten Familienporträts erinnerten ein wenig an die Tage von Prinzessin Diana. Mit dem Unterschied, dass Kate lebt.
Sie will gesund werden, und man wünscht ihr die rasche Genesung, wie man sie jeder Person mit einer Krebsdiagnose wünschen würde. Ob «königlich» oder nicht.