Deutsche Bahn streicht Schlafwagen-Angebot
Nie mehr im Nachtzug nach Berlin

Mit dem Entscheid des DB-Vorstands, aus dem Nachtreise-Geschäft auszusteigen, rollen alle Schlafwagen aufs Abstellgleis. Das hat Auswirkungen in ganz Europa – und auch in der Schweiz.
Publiziert: 17.12.2015 um 11:33 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 15:12 Uhr
Aktivisten demonstrieren in Pyjamas für die Erhaltung des Nachtzugs
Foto: Keystone

Gestern hat der Vorstand der Deutschen Bahn (DB) das grosse Programm «Zukunft Bahn» verabschiedet. Das hat auch Auswirkungen auf die Schweiz. Ab Ende 2016 wird es somit keine Nachtverbindungen in Schlafwagen mehr geben.

Im Rahmen des derzeit laufenden Konzernumbaus habe die DB bewertet, wie das Nachtzuggeschäft der Deutschen Bahn (DB) zukunftsfähig betrieben werden könne. Aufgrund der Defizite und der schlechten Prognosen hat die DB nun entschieden: «Eine Weiterführung des klassischen Nachtzugs auf der Schiene durch die DB ist dabei nicht vorgesehen», sagt eine Sprecherin zu BLICK.

Das klassischen Nachtzugverkehr soll nun in ein neues Nachtreise-Angebot umgelegt werden. Vorerst will die DB die Anzahl an Nacht-ICE zu erhöhen. In den nachfragestarken Sommermonaten soll dieses Grundangebot an Nacht-ICE zudem um zusätzliche ICE-Züge ergänzt werden.

Gemäss der Sprecherin laufe derzeit die betrieblichen Prüfungen dieses Konzeptes. Auf grenzüberschreitenden Verbindungen in das europäische Ausland soll das Angebot an Nacht-ICE zudem durch IC Busse der DB ergänzt werden. Darüber hinaus unterstützt die DB die Fortführung von klassischen Nachtzugverkehren auf weiteren Verbindungen in und aus Deutschland. Laut der Sprecherin würden derzeit unter anderem Gespräche mit der ÖBB geführt.

Franziska Frey, Mediensprecherin der SBB sagt dazu: «Wir betreiben seit 2009 keine eigenen Nachtzüge mehr, unterstützen aber die Deutsche Bahn im Betrieb des Nachtverkehrs mit Dienstleistungen in den Bereichen Produktion, Betrieb, Vermarktung und Vertrieb. Wir bleiben bei unserer Strategie und werden auch in Zukunft aus wirtschaftlichen Gründen keine eigenen Nachtzüge betreiben.»

Und weiter: «Im internationalen Personenverkehr fokussieren wir uns auf Tagesverbindungen in Europa, die innerhalb von vier bis sechs Stunden ab der Grenze zu erreichen sind. Auf diesen Strecken sind wir hinsichtlich Komfort und Reisezeit gegenüber dem Flugzeug hochattraktiv.»

Vom Entscheid der DB, alle Schlafwagen aufs Abstellgleis rollen zu lassen, sind wichtige Nachtzugverbindungen in ganz Europa betroffen. Und: Vor allem aus der Schweiz, sind alle Verbindungen durch die DB bedient. Einzige Ausnahme: Der Nachtzug Zürich–Wien–Budapest wird von der ÖBB mitbetrieben und ist vom Entscheid nicht betroffen. Die ÖBB betreibt noch Nachtzüge Wien/Ljublijana/Zagreb/Belgrad und Wien/Budapest, beide täglich.

Der Verein «Umverkehr» fordert nun, dass die SBB für die Nachtzüge in die Bresche springen. Co-Präsidentin Aline Trede sagt: «Die SBB müssen zusammen mit der ÖBB dieses Geschäft retten – im Interesse der Kunden in der Schweiz.» Der Verein machte heute vor dem SBB-Hauptsitz in Bern auch öffentlichen Druck für das Anliegen. (hlm)

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