Berner Platte – die SonntagsBlick-Kolumne
Der Stau würde einfach breiter

Aline Trede über die Sinnlosigkeit des Autobahnausbaus – und was wirklich gegen Stau helfen würde.
Publiziert: 03.11.2024 um 09:11 Uhr
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Am 24. November stimmen wir über sechs Autobahnprojekte ab.
Foto: Keystone

Whoohoo, das Abstimmungsmaterial ist da! Am 24. November haben Sie die demokratische Freude, zum 4. Mal in diesem Jahr abzustimmen. Es stehen der Autobahnausbau, die Mietvorlagen und die Efas-Vorlage zur Abstimmung. Vier Referenden, die dank dieses einmaligen Schweizer Instruments die Bevölkerung zur Mitbestimmung einladen.

Reden wir über den Autobahnausbau. Sie entscheiden, ob sechs Autobahnprojekte in Bern, Basel-Stadt, St. Gallen, Schaffhausen, Genf und Waadt vom Bund finanziert werden sollen. Es geht um Ausbauprojekte von 4,9 Milliarden Franken, plus noch ein Zusatz von 400 Millionen, gesamthaft stimmen wir also über 5,3 Milliarden Franken ab.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass mehr Strassen mehr Verkehr generieren. Logisch. Nur besteht im Fall des geplanten Ausbaus die Fehlüberlegung – ein Stau würde mit einer Verbreiterung des Flaschenhalses nicht kürzer, sondern einfach breiter. Und dies auf Kosten von 400'000m2 Landwirtschaftsland, Waldfläche, Grünfläche oder Industriefläche. Auch die Tunnelprojekte brauchen bei der Ein- und Ausfahrt Land und vor allem sind sie teuer und materialintensiv.

340 Mobilitätsexpertinnen und -experten lehnen diese sechs Autobahnprojekte ab. Sie sind nicht grundsätzliche gegen den Strassenausbau, aber für ein effizienteres Verkehrssystem.

Nehmen wir an, die Zugpendler:innen würde auch noch auf die Strasse wechseln – ein Durchkommen würde unmöglich. Schauen wir doch, wie wir unser bestehendes System so planen und nutzen, dass es umwelt- und menschenverträglicher ist. Die, die ein Auto wirklich brauchen, sollen auf den geeigneten Strassen fahren können. Alle anderen Fahrten können problemlos vermieden werden. Und das würde weniger Lärm, weniger Emissionen, weniger Pneuabrieb bedeuten.

Die meisten Fahrten in der Schweiz sind nicht Berufsfahrten. Über 60 Prozent der Autofahrten sind Freizeitverkehr. Der wäre problemlos zu verringern. Sei es zeitlich oder nach Verkehrsmitteln. Deshalb haben sich auch über 170 Unternehmen mit einem offenen Brief gegen den Autobahnausbau ausgesprochen.

Investieren wir diese 5,3 Milliarden in ein ausbalanciertes Verkehrssystem und nicht in 6 Projekte, die nur teuer sind.

*Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt jeden zweiten Sonntag für uns – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.

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