Sonne inaktiv wie letztmals im 17. Jahrhundert – Klimawandel verhindert Katastrophe
Jetzt hätten wir eigentlich eine Eiszeit

Laut der Nasa befindet sich die Sonne in einem historischen «Grand Solar Minimum». Warum uns trotzdem keine Eiszeit bevorsteht und wie sich das Phänomen auf den Klimawandel auswirken könnte.
Publiziert: 20.05.2020 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2020 um 08:10 Uhr
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Der aktuelle Sonnenzyklus dürfte speziell werden. Die Sonne ist gerade besonders inaktiv.
Foto: keystone-sda.ch

In sozialen Medien ging zuletzt die Angst um: Steuern wir auf eine Eiszeit zu? Der Grund für diese Befürchtung ist die Sonnenaktivität, die sich gerade dem Tiefstand nähert. Ein Phänomen, das sich etwa alle elf Jahre wiederholt, weil die Sonne in diesem Zeitraum ihre Magnetfeld-Polarität umdreht. Das führt dazu, dass die Sonne eine ruhigere Phase durchgeht, in der Fachsprache wird das als «Solares Minimum» bezeichnet. Bedeutet: Es gibt weniger Sonneneruptionen und weniger ultraviolette Strahlungen.

Soweit, so normal. Doch der aktuelle Sonnen-Zyklus dürfte speziell werden. Experten der US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft Nasa sagen, dass wir uns nun in einem sogenannten «Grand Solar Minimum» befinden. Die Sonne ist also gerade besonders inaktiv. Das letzte Mal geschah dies im 17. Jahrhundert, dauerte von 1645 bis 1715 und könnte Wissenschaftlern zufolge die «kleine Eiszeit» in Europa ausgelöst haben.

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Nasa: Klimawandel wirkt sich stärker aus als Sonnenphänomen

Die Nasa hat sich vergangene Woche nun zu Wort gemeldet, um den Spekulationen entgegenzuwirken. «Die Sonne durchläuft regelmässige Zyklen mit hoher und niedriger Aktivität. Dieser Zyklus wirkt sich auf die Häufigkeit von Weltraumwetterereignissen aus, aber er hat keinen grossen Einfluss auf das Erdklima – selbst ein verlängertes Solares Minimum hätte keinen signifikanten Einfluss auf die globale Temperatur», schrieb die Weltraumbehörde auf Twitter.

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In einem Blogpost der Nasa von Mitte Februar erklären die Wissenschaftler, dass uns dank dem Klimawandel eine weitere Eiszeit erspart bleibt. Die durch Klimagase erzeugte Erwärmung sei sechsmal so gross wie eine potenziell jahrzehntelange Phase an minimaler Sonnenaktivität. «Selbst wenn das Grand Solar Minimum ein Jahrhundert andauern würde, würden die globalen Temperaturen weiter steigen», heisst es.

Sonneninaktivität könnte Klimawandel verlangsamen

Bedeutet: Theoretisch würde uns eine kleine Eiszeit bevorstehen, aber der Klimawandel wirkt sich stärker auf die Temperatur der Erde aus. Andere Untersuchungen unterstützen diese Voraussage.

Absolute Klarheit gibt es aber – wie so oft in der Wissenschaft – nicht: Es gibt auch Experten, die dank des Phänomens eine Verlangsamung des Klimawandels berechneten. Zum Beispiel Tobias Spiegeln von der Freien Universität Berlin. Er kam in seiner Dissertation 2017 zum Schluss, dass die hohen Breiten der Nordhemisphäre, aber auch Teile der inneren Tropen «überdurchschnittlich stark» von einem langanhaltenden «Grand Solar Minimum betroffen» wären. In diesen Regionen könnte sich der Klimawandel tatsächlich zumindest vorübergehend etwas verlangsamen. (nim)

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