Instandhaltungs­arbeiten am geöffneten Reaktor. Im KKW Mühleberg fand im August und September die letzte Revision statt.
Foto: Manuel Stettler

Kernkraftwerk Mühleberg
Die Pioniere von Bern arbeiten mit Hochdruck an der Stilllegung

Noch ein paar Monate, dann ist Schluss: Das Kernkraftwerk Mühleberg geht als erstes Schweizer Werk am 20. Dezember 2019 vom Netz.
Publiziert: 03.04.2019 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2019 um 07:20 Uhr
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Jahresrevision im KKM: Schritt für Schritt öffnen Mitarbeitende den ab­gestellten Reaktor für Brenn­stoff­aus­tausch und Instand­haltungs­arbeiten.
Foto: Manuel Stettler
In Kooperation mit BKW

Von Monique Ryser (Text) und Manuel Stettler (Fotos), SI GRUEN

Seit 23 Jahren arbeitet An­dreas Herren (52) bereits hier. Der gelernte Techniker TS, Fachrichtung Reaktortechnik, hat in ­seinem Berufsleben jahrelang gelernt, sich weitergebildet und verschiedene Arbeiten im Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) verrichtet, bevor er vor elf Jahren zum Schichtleiter befördert wurde. Und die fachliche Entwicklung geht weiter: Er wird als einer der rund 300 Angestellten des KKW Mühleberg in den nächsten Jahren Pionier­arbeit leisten, denn das Werk, das 1972 ans Netz ging, wird als erstes der fünf Kernkraftwerke der Schweiz stillgelegt.

Herrens Arbeitsplatz ist der Kommandoraum. Dort, wo das KKM gesteuert und überwacht wird. «Das Wichtigste für uns alle hier ist die Sicherheit», sagt er. «Uns darf kein Fehler unterlaufen.» In der Nacht auf den 19. August wurde der Sie­de­wasserreaktor für die letzte Revision heruntergefahren. 46 der 240 Brennelemente wurden ­ersetzt, der Kernmantel untersucht, ein zusätzlicher Erdbebenschutz eingebaut. «Dadurch erreicht das KKM im letzten Betriebszyklus den höchsten Stand der Technik seit der Inbetriebnahme», schreibt die BKW dazu. Am 13. September wurde der Reaktor wieder hochgefahren, um die letzten 15 Monate Betriebszeit aufzunehmen.

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Die Mitarbeitenden werden auf den Rückbau vorbereitet

2013 hatte die Leitung der BKW beschlossen, Mühleberg abzuschalten. Also begann die sechsjährige Planung für die Stilllegung. «Wir wollen den Rückbau mit unserem Personal machen», sagt Philipp Hänggi, Leiter der Geschäftseinheit Nuklear der BKW und Vorsitzender des Steu­erungsausschusses für die Stilllegung. «Die oft langjäh­rigen Mitarbeitenden kennen das Werk in- und auswendig, was uns vor Überraschungen schützt.» Zusätzliche Fachkräfte werden situativ re­krutiert. Vor allem Spezialisten für den Strahlenschutz werden in grosser Zahl benötigt, sie sind dafür verantwortlich, dass die Mitarbeitenden jederzeit vor Strahlung geschützt sind.

Die BKW musste einen genauen Plan zum Ausstieg vorlegen. Hänggi: «Wir haben zwar Erfahrungswerte und Expertisen aus anderen Ländern, in der Schweiz machen wir das aber das erste Mal.» Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation hat diesen Sommer die Still­legungsverfügung erlassen, das Eidgenössische Nuklear­sicher­heitsinspektorat (ENSI) wird diese begleiten und kon­trol­lieren. «Im Gegensatz zu ­einer konventionellen Anlage dauert die Stilllegung eines KKW knapp 15 Jahre», erklärt Martin Saxer, Kraftwerkleiter in Mühleberg. 2031 will er das Areal freigeben können.

Bis es so weit ist, läuft die ­Anlage nach der Abschaltung noch bis 2024 im sogenannten Nachbetrieb. Die Brennelemen­te werden Anfang 2020 vom Reaktor ins Lagerbecken transportiert, wo sie einige Jahre abklingen werden. Gegen Ende 2020 wird dann das Lagerbecken autark betrieben. «Dafür ergänzen wir die Kühlsysteme um ein Sicherheits­sys­tem», sagt Philipp Hänggi.

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2018 präsentiert die BKW Geschichten von Menschen, die sich täglich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Das Video mit Stefan Klute, Gesamtprojektleiter Stilllegung Kernkraftwerk Mühleberg, und anderen: www.bkw.ch/vernetzt

2018 präsentiert die BKW Geschichten von Menschen, die sich täglich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Das Video mit Stefan Klute, Gesamtprojektleiter Stilllegung Kernkraftwerk Mühleberg, und anderen: www.bkw.ch/vernetzt

«Die Radioaktivität ist nach drei Monaten ums 1000-Fache reduziert»

Unfallszenarien seien schwer vorstellbar, so Hänggi. «Ist der Reaktor abgeschaltet, ist das, wie wenn ein Rennauto nur noch mit 1 km/h fährt. Zudem reduziert sich die Radioaktivität der Brennelemente bereits nach drei Monaten um das 1000-Fache.» Zwischen 2021 und 2024 werden die Brennelemente ins zentrale Zwischenlager Würenlingen (Zwilag) abtransportiert. Gemäss BKW sind dann 98 Prozent der Radioaktivität aus dem KKM entfernt.

Dann beginnt der nukleare Rückbau, der bis 2030 dauern soll. Aus diesem Grund hat sich der 28-jährige Miguel Morales Gutiérrez vor einem Jahr bei der BKW beworben. Er hat Maschinenbau studiert und einen Masterabschluss als Nuklear­ingenieur. «Im Rückbau gibt es grosse Mengen radioaktiven Abfall. In meinem Team verant­worten wir die Qualität der verpackten Abfälle, der Dokumentation und der Entsorgung.» Denn: Der Abfall muss jahrhundertelang sicher gelagert werden.

92'000 Kubikmeter Abfall

Das Kernenergiegesetz schreibt vor, dass die in der Schweiz ­anfallenden radioaktiven Abfälle im Inland sicher gelagert werden müssen. Der Bund und alle Produzenten radioaktiver Ab­fälle haben dafür die Nationale Genossenschaft für die ­Lagerung radioaktiver Abfälle (Na­gra) beauftragt, einen sicheren Standort zu finden. Im August hat der Bundesrat die Bewil­ligung für Sondierboh­rungen im Gebiet Nördlich Lägern und zwei Sondierbohrungen im ­Gebiet Zürich Nordost erteilt. ­Weitere Sondierungen sind im Gebiet Jura Ost geplant. Wie ­Patrick Studer, Presse­sprecher der Nagra, erklärt, sind für alle fünf Kernkraftwerke mit insgesamt­ 92'000 Kubikmetern Abfall inklusive Verpackung zu rechnen. «Davon sind 9000 Kubikmeter verbrauchte Brenn­elemente und 400 Kubikmeter verglaste Abfälle aus der Wiederaufbereitung.»

Der Rest sind schwach- und mittelradioaktive Abfälle. «Nach 200'000 Jahren strahlt hochaktiver Abfall noch etwa gleich stark wie natürlich vorkommendes Uranerz», so Studer. «Wir planen ein Tiefenlager, das den Abfall sicher ein­schliesst, und betrachten einen Zeitraum von einer Million Jahre. Das ist für menschliche Massstäbe sehr lange, für geolo­gische nicht: Das Gestein, in dem das Lager geplant ist, ist bereits 173 Millionen Jahre alt.» Aus Mühleberg fallen aus der Stilllegung und dem Betrieb inklusive Verpackung 600 Kubikmeter hochradio­aktiver und 12'300 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfall fürs Tiefenlager an.

Verursacherprinzip kommt zum Zug

Für die Entsorgung radioak­ti­ver Abfälle gilt das Verur­sa­cherprinzip. Deshalb müssen die Kernkraftwerkbetreiber für die gesamte Betriebsdauer oder aber mindestens während fünfzig Jahren in den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds einzahlen. Das KKM ist das erste Werk, das dort einbezahltes Geld für die Stilllegung rückfordern kann. «Die Rückforderung wird, wie der ganze Prozess, erstmals auf allen Ebenen durchgespielt. Kostet es mehr, als was wir einbezahlt haben, müssen wir das ebenfalls selber berappen», betont Hänggi.

Für die Mitarbeitenden habe der Entscheid der Stilllegung Emotionen ausgelöst. «Wir sind wie eine Familie», so Kraft­werk­leiter Saxer. Das bestätigt Heinz Egli (40). Als Leiter Leittechnik wird er während der Stilllegung mit seinen Mitarbeitenden weiterhin dafür sorgen, elektrotechnische Systeme instand zu halten. Eine wichtige Aufgabe ist jedoch im Moment, sein Team an die Gegebenheiten der Stilllegung heranzu­führen. Kraftwerkleiter Saxer formuliert es so: «Die grössten Vorbereitungen laufen nicht im Bereich Technik und Hand-werk ab, sondern in der persönlichen Entwicklung. Flexibilität und Eigenverantwortung sind gefragt, damit eine sich täglich ändernde Anlage nicht zu einem Stressfaktor wird.» In der Zwischenzeit sei die Still­legung Normalität geworden, alle seien darauf fokussiert. ­Saxer: «Mit der gleichen Professionalität, wie wir das Werk betrieben haben, wollen wir es auch stilllegen.»

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«Eine Ära geht zu Ende»

5 Fragen an Benoît Revaz, Direktor Bundesamt für Energie.

SI GRUEN: Benoît Revaz, mit Mühleberg wird das erste KKW in der Schweiz still­gelegt. Ein historischer Moment?
Absolut. Damit startet der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie, dem die Schweizer Stimmbevölkerung im Mai 2017 zugestimmt hat. Die Ära der zentral organisierten Energieversorgung mit wenigen grossen Kraftwerken geht zu Ende, und wir bauen nun gemeinsam ein neues, nachhaltiges und vor allem lokal und regional organisiertes Energiesystem auf.

Wann wird das letzte Kernkraftwerke in der Schweiz abgeschaltet?
Wir haben keine fixen Abschaltdaten. Solange sie sicher sind, dürfen die Kernkraftwerke in Betrieb sein. Die weltweiten Betriebserfahrungen gehen von sechzig Jahren Laufzeit aus. Das würde bedeuten, dass Leibstadt als jüngstes Schweizer KKW, das 1984 in Betrieb ging, Mitte der 2040er-Jahre vom Netz gehen würde.

Bis 2020 sollen die erneuerbaren Energien verdoppelt werden. Sind wir auf Kurs?
Das neue Energiegesetz ist neun Monate alt. Bis die neuen Massnahmen messbare Effekte zeigen, braucht es noch eine Weile. Insgesamt sind wir auf Kurs: Wir werden dies gegen Ende Jahr in einem speziellen Monitoring-Bericht aufzeigen.

Mit Mühleberg fallen fünf Prozent der Strompro­duktion weg. Wie wird das kompensiert?
Ein guter Teil wird erstens durch Effizienzsteigerungen kompensiert. So benötigen allein die noch verbreiteten Elektrospeicherheizungen im Winter gegen fünfzehn Pro-zent des Stroms. Und die Be-leuchtung ganze zwölf Pro-zent. Dieser Verbrauch kann in den nächsten Jahren durch effizientere Technologien und intelligente Steuerungen stark reduziert werden. Zweitens steht Strom aus anderen Landesteilen und aus den zunehmenden regionalen Produk­tionen zur Verfügung sowie, falls nötig, auch aus Importen.

Welche Energieträger werden sich in der Zukunft noch lohnen?
In den nächsten Jahren werden in Europa einige grosse Kraftwerke vom Netz gehen, das Angebot verkleinert sich. Die Energieversorgung wird sich künftig auf viel effizientere elektrische Anwendungen stützen und fossile Energie­träger verdrängen. Die Wasserkraft bleibt in der Schweiz sicher am wichtigsten. Daneben werden aber die aus­geprägt dezentralen Energien wie Solarstrom eine bedeutende Rolle übernehmen, gerade auch bei der zunehmenden Zahl an Eigenverbrauchsgemein­schaften, die ihren Strom vor Ort selbst produzieren.

5 Fragen an Benoît Revaz, Direktor Bundesamt für Energie.

SI GRUEN: Benoît Revaz, mit Mühleberg wird das erste KKW in der Schweiz still­gelegt. Ein historischer Moment?
Absolut. Damit startet der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie, dem die Schweizer Stimmbevölkerung im Mai 2017 zugestimmt hat. Die Ära der zentral organisierten Energieversorgung mit wenigen grossen Kraftwerken geht zu Ende, und wir bauen nun gemeinsam ein neues, nachhaltiges und vor allem lokal und regional organisiertes Energiesystem auf.

Wann wird das letzte Kernkraftwerke in der Schweiz abgeschaltet?
Wir haben keine fixen Abschaltdaten. Solange sie sicher sind, dürfen die Kernkraftwerke in Betrieb sein. Die weltweiten Betriebserfahrungen gehen von sechzig Jahren Laufzeit aus. Das würde bedeuten, dass Leibstadt als jüngstes Schweizer KKW, das 1984 in Betrieb ging, Mitte der 2040er-Jahre vom Netz gehen würde.

Bis 2020 sollen die erneuerbaren Energien verdoppelt werden. Sind wir auf Kurs?
Das neue Energiegesetz ist neun Monate alt. Bis die neuen Massnahmen messbare Effekte zeigen, braucht es noch eine Weile. Insgesamt sind wir auf Kurs: Wir werden dies gegen Ende Jahr in einem speziellen Monitoring-Bericht aufzeigen.

Mit Mühleberg fallen fünf Prozent der Strompro­duktion weg. Wie wird das kompensiert?
Ein guter Teil wird erstens durch Effizienzsteigerungen kompensiert. So benötigen allein die noch verbreiteten Elektrospeicherheizungen im Winter gegen fünfzehn Pro-zent des Stroms. Und die Be-leuchtung ganze zwölf Pro-zent. Dieser Verbrauch kann in den nächsten Jahren durch effizientere Technologien und intelligente Steuerungen stark reduziert werden. Zweitens steht Strom aus anderen Landesteilen und aus den zunehmenden regionalen Produk­tionen zur Verfügung sowie, falls nötig, auch aus Importen.

Welche Energieträger werden sich in der Zukunft noch lohnen?
In den nächsten Jahren werden in Europa einige grosse Kraftwerke vom Netz gehen, das Angebot verkleinert sich. Die Energieversorgung wird sich künftig auf viel effizientere elektrische Anwendungen stützen und fossile Energie­träger verdrängen. Die Wasserkraft bleibt in der Schweiz sicher am wichtigsten. Daneben werden aber die aus­geprägt dezentralen Energien wie Solarstrom eine bedeutende Rolle übernehmen, gerade auch bei der zunehmenden Zahl an Eigenverbrauchsgemein­schaften, die ihren Strom vor Ort selbst produzieren.

Benoît Revaz, Direktor Bundesamt für Energie.
Benoît Revaz, Direktor Bundesamt für Energie.
Philippe Rossier
Suzanne Thoma: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg»

Suzanne Thoma ist CEO der BKW Gruppe, eines international ­tätigen Energie- und Infrastruktur­unternehmens mit Sitz in Bern. Das denkt sie über die Stromversorgung von morgen.

Der gesellschaftliche Wandel bringt Bedürfnisse nach Energie­effizienz, Strom aus erneuer­baren Quellen oder dezentraler Produktion mit sich. Die BKW hat sich zum Ziel gesetzt, einen wichtigen Beitrag zu diesen Themen zu leisten. Wir wandeln uns seit 2012 kontinuierlich von der Stromproduzentin zur umfassenden Anbieterin von Energie- und Infrastrukturdienstleistungen. Dazu gehört auch, Bisheriges zu überdenken und neue Wege zu gehen – wie zum Beispiel in der Energieproduktion.

2013 haben wir aus wirtschaftlichen Gründen entschieden, das mittlerweile über 46-jährige Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) vor den Toren der Stadt Bern stillzulegen. Das KKM hat während all der Jahre sicher und zuver­lässig seinen Dienst geleistet, und unsere Kolleginnen und Kollegen haben ihre Aufgabe mit Verantwortungsbewusstsein und Stolz erfüllt. Für den Langfristbetrieb jedoch hätte es mehr gekostet, das KKM nachzurüsten, als wir mit Erträgen aus der Produktion hätten erwirtschaften können.

Ausrichtung auf erneuerbare Energien

Mittlerweile ist die Stilllegung ein Zeichen dafür geworden, dass wir uns langfristig auf eine erneuerbare Zukunft ausrichten. International betrachtet ist dies nur ein kleiner Schritt. Es ist aber ein Meilenstein in der Geschichte der BKW. Und es ist eine Premiere – wir sind schweizweit das erste Unternehmen, das ein Kernkraftwerk stilllegt. Das Projekt zeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. In gut einem Jahr, am 20. Dezember 2019, wird es so weit sein.

Erfolgreich und im Plan verläuft ein solches Grossprojekt dann, wenn Firmen, Behörden, Gemeinden, Umweltverbände und die Politik gemeinsam lösungsorientiert arbeiten. Wir sind stolz und dankbar, dass sowohl das Projektteam als auch die zuständigen Behörden vollen Einsatz leisten und diesen Meilenstein in der Energiegeschichte möglich machen. Wir sind sowohl im Verfahren als auch mit der Planung und der Finanzierung auf Kurs.

Pionierarbeit für künftige Generationen

Das Verfahren für die Still­legung und den Rückbau des KKM ist schon weit fort­geschritten. Mitte Juni 2018 haben wir vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) die Stilllegungsverfügung erhalten. Und dass es gegen die Verfügung keine Einsprachen gab, ist ein spezieller Vertrauensbeweis in uns als Unternehmen und für unsere bisherige Arbeit. Der Weg ist damit frei, dass wir das erste Kernkraftwerk der Schweiz vom Netz nehmen können – und Pionierarbeit leisten für künftige Generationen. Mit grossen Schritten brechen wir auf in die Zukunft und richten unsere eigenen Anlagen und unsere Dienstleistungen rund um die Infrastruktur darauf aus.

Suzanne Thoma ist CEO der BKW Gruppe, eines international ­tätigen Energie- und Infrastruktur­unternehmens mit Sitz in Bern. Das denkt sie über die Stromversorgung von morgen.

Der gesellschaftliche Wandel bringt Bedürfnisse nach Energie­effizienz, Strom aus erneuer­baren Quellen oder dezentraler Produktion mit sich. Die BKW hat sich zum Ziel gesetzt, einen wichtigen Beitrag zu diesen Themen zu leisten. Wir wandeln uns seit 2012 kontinuierlich von der Stromproduzentin zur umfassenden Anbieterin von Energie- und Infrastrukturdienstleistungen. Dazu gehört auch, Bisheriges zu überdenken und neue Wege zu gehen – wie zum Beispiel in der Energieproduktion.

2013 haben wir aus wirtschaftlichen Gründen entschieden, das mittlerweile über 46-jährige Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) vor den Toren der Stadt Bern stillzulegen. Das KKM hat während all der Jahre sicher und zuver­lässig seinen Dienst geleistet, und unsere Kolleginnen und Kollegen haben ihre Aufgabe mit Verantwortungsbewusstsein und Stolz erfüllt. Für den Langfristbetrieb jedoch hätte es mehr gekostet, das KKM nachzurüsten, als wir mit Erträgen aus der Produktion hätten erwirtschaften können.

Ausrichtung auf erneuerbare Energien

Mittlerweile ist die Stilllegung ein Zeichen dafür geworden, dass wir uns langfristig auf eine erneuerbare Zukunft ausrichten. International betrachtet ist dies nur ein kleiner Schritt. Es ist aber ein Meilenstein in der Geschichte der BKW. Und es ist eine Premiere – wir sind schweizweit das erste Unternehmen, das ein Kernkraftwerk stilllegt. Das Projekt zeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. In gut einem Jahr, am 20. Dezember 2019, wird es so weit sein.

Erfolgreich und im Plan verläuft ein solches Grossprojekt dann, wenn Firmen, Behörden, Gemeinden, Umweltverbände und die Politik gemeinsam lösungsorientiert arbeiten. Wir sind stolz und dankbar, dass sowohl das Projektteam als auch die zuständigen Behörden vollen Einsatz leisten und diesen Meilenstein in der Energiegeschichte möglich machen. Wir sind sowohl im Verfahren als auch mit der Planung und der Finanzierung auf Kurs.

Pionierarbeit für künftige Generationen

Das Verfahren für die Still­legung und den Rückbau des KKM ist schon weit fort­geschritten. Mitte Juni 2018 haben wir vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) die Stilllegungsverfügung erhalten. Und dass es gegen die Verfügung keine Einsprachen gab, ist ein spezieller Vertrauensbeweis in uns als Unternehmen und für unsere bisherige Arbeit. Der Weg ist damit frei, dass wir das erste Kernkraftwerk der Schweiz vom Netz nehmen können – und Pionierarbeit leisten für künftige Generationen. Mit grossen Schritten brechen wir auf in die Zukunft und richten unsere eigenen Anlagen und unsere Dienstleistungen rund um die Infrastruktur darauf aus.

ZVG
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