Darum gehts
- Die Schweiz zählt ihre Plastikabfälle für die Umweltkampagne The Big Plastic Count
- Ziel: Öffentlichkeit sensibilisieren und Massnahmen gegen Plastikverschmutzung durchsetzen
- Die Schweiz ist auf Platz 8 der Länder mit den meisten Einwegplastikabfällen weltweit
Ob die Zahnpastatube, das Käsepapier oder den Joghurtbecher – wir greifen Tag für Tag zu Gegenständen aus Plastik, ohne darüber nachzudenken. Viele davon werfen wir dann später weg. Doch wie viel Plastik landet eigentlich im Abfall und was passiert damit?
Wer es ganz genau wissen und seinen Plastik-Fussabdruck ermitteln will, kann bei der Aktion The Big Plastic Count mitmachen. So funktioniert es: Du zählst vom 31. März bis 6. April 2025 eine Woche lang den ganzen Plastik, der bei dir im Abfall oder im Recycling landet. Dazu trägst du jeden weggeworfenen Plastikbehälter in einer Liste ein.
Es können alle mitmachen: Einzelpersonen mit Haushalten jeder Art und Grösse, Schulen, Universitäten, Unternehmen oder Gemeinden. Die ungewöhnliche Zählaktion gibt es nicht nur in der Schweiz, sondern auch in vielen anderen Ländern weltweit. Die Kampagne The Big Plastic Count wurde in Grossbritannien entwickelt und bei uns durch Umweltorganisationen wie Greenpeace Schweiz und Zero Waste Switzerland lanciert.
Zählaktion wird wissenschaftlich ausgewertet
Das Ziel ist, die Öffentlichkeit für das Ausmass des Kunststoffverbrauchs zu sensibilisieren. Aber nicht nur: Wie Greenpeace Schweiz auf Anfrage schreibt, hofft die Organisation, dass diese neuen Daten über die Menge an Kunststoffverpackungen in der Schweiz die Dringlichkeit der Situation veranschaulichen. Die Daten werden wissenschaftlich ausgewertet und anschliessend dem Parlament vorgelegt.
Denn die Aktion soll helfen, wirksame Massnahmen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung durchzusetzen – gemäss Greenpeace auf nationaler und internationalen Ebene. «Unsere Regierung muss sich dafür einsetzen, das Problem an der Wurzel zu lösen – das heisst, die Plastikproduktion drastisch zu reduzieren und die Wiederverwendung von Verpackungen zu fördern», erklärt Joëlle Herin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Schweiz.
Der Zeitpunkt der Zählaktion ist nicht zufällig. Auf der Politbühne läuft gerade einiges zum Thema: In der Schweiz wird die Revision der Verordnung über Getränkeverpackungen vorbereitet. Und diesen Sommer finden in Genf die nächsten Verhandlungen über das internationale Abkommen gegen die Plastikverschmutzung statt.
Schweiz liegt weltweit auf Platz 8 im Einwegplastikverbrauch
Joëlle Herin ist überzeugt, dass sich die Schweiz beweisen und ein Abkommen mit verbindlichen Zielen zur Reduzierung der Plastikproduktion verteidigen muss sowie ein Verbot von Einwegplastik erwirken soll. «Als Gastgeberland muss die Schweiz die Mehrheit der Länder dazu bringen, ein wirklich ehrgeiziges Abkommen zu unterzeichnen», hält Herin fest.
Seit Beginn der Verhandlungen zum Uno-Plastikabkommen im Jahr 2022 wurden gemäss WWF Deutschland über 800 Millionen Tonnen Plastik produziert – mehr als 30 Millionen Tonnen davon landeten in den Ozeanen. Beim Plastikkonsum ist die Schweiz ganz vorne dabei: Unser Land ist auf dem traurigen Platz 8 der Länder weltweit, die am meisten Einwegplastikabfälle erzeugen.
Recyclinganlagen fehlen
Bislang werden die meisten Plastikabfälle in der Schweiz als Kehricht verbrannt. Denn es fehlt ein funktionierendes Recycling-System. Vor ein paar Wochen starteten die grossen Detailhändler und Lebensmittelhersteller eine Recycling-Offensive mit einem neuen Sammelsystem – zunächst erst in einzelnen Gemeinden. Die Sache hat nur einen Haken: Die gesammelten Abfälle werden ins Ausland gefahren, weil es in der Schweiz keine Recyclinganlagen für Plastik gibt.
Es gibt also noch viel zu tun im Plastikland Schweiz. Laut der Greenpeace-Expertin ist das Recyceln sowieso nicht das Gelbe vom Ei: «Das Sammeln und Recyceln von Kunststoff zementiert die Verwendung von Einwegplastik, obwohl sich die Produktion bis 2040 verdoppeln könnte, wenn sich nichts ändert.»
Wiederverwendbare Schalen oder Kaffeebecher
Die Umweltorganisation hat ausrechnen lassen, wie hoch der ökologische Nutzen ist, wenn man 70 Prozent seiner Plastikabfälle ein Jahr lang an eine Sammelstelle bringt: Er entspricht dem Verzicht eines einzigen Rindssteaks. Denn auch das Sammeln, Trennen und Recyceln verbraucht Ressourcen und Energie. Joëlle Herin: «Plastik wird aus Erdöl und Gas hergestellt und verschmutzt während seines Lebenszyklus die Umwelt.»
Greenpeace plädiert deshalb dafür, in Vertriebssysteme zu investieren, die auf wiederverwendbaren Verpackungen basieren – wie etwa Schalen oder Kaffeebecher –, sowie die Produktion und den Verbrauch von Plastik zu reduzieren. Wie hoch dieser in der Woche vom 31. März bis 6. April 2025 ist, werden die Ergebnisse von The Big Plastic Count zeigen: Je mehr Menschen sich daran beteiligen, desto aussagekräftiger die gesammelten Daten.