«Offiziell landet kein Schweizer Abfall in Malaysia», sagt der Zero-Waste-Experte Matthias Wüthrich (47) von Greenpeace dem BLICK. Denn das Ausführen von verschmutztem, dreckigem, schadstoffhaltigem Mischkunststoff aus der Schweiz ist verboten.
Wie kommt die in Malysia gefundene Schweizer Ceylor-Packung dorthin? «Von Touristen hier gekauft, in Malaysia weggeworfen», vermutet der Umweltexperte. Aber natürlich sei es auch möglich, dass illegaler oder falsch deklarierter Kunststoffabfall auf Umwegen auf diese Deponie gelangt.
So wurden 2019 rund 57'000 Tonnen Plastik aus der Schweiz nach Deutschland exportiert - weil es dort grössere Sortieranlagen gibt. Ein Teil des Plastik-Granulats kommt anschliessend wieder in die Schweiz zurück. «Aber die Kontrolle, was mit dem Kunststoff-Abfall in Deutschland passiert, ist natürlich viel kleiner», sagt Wüthrich.
Verantwortung nicht abschieben
«Malaysia darf nicht länger als Müllkippe der Welt herhalten. Die Länder müssen die Verantwortung für ihren Müll selbst tragen, anstatt sie abzuschieben», sagt Heng Kiah Chun von Greenpeace Malaysia.
Wo nicht recyclebarer Plastikmüll in Malaysia unkontrolliert gelagert oder gar verbrannt wurde, fanden sich im Boden Rückstände von bromierten Flammschutzmitteln sowie Schwermetalle wie Antimon, Cadmium und Blei. Die von einem internationalen Greenzpeace-Team gemessenen Konzentrationen sind so hoch, dass zumindest an zwei Standorten ein Risiko für die Flora und Fauna, aber auch für die Gesundheit der in dem Gebiet lebenden Menschen besteht. Die gefundenen Schadstoffe können das Nervensystem schädigen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen und sich bei Kindern entwicklungshemmend auswirken.
Auch Wasserproben von Flussufern, Teichen und Kanälen in der Umgebung von Deponien weisen erhöhte Schadstoffgehalte auf. «Die Schadstoffe können in die Nahrungskette gelangen und für die Bevölkerung ein erhebliches gesundheitliches Risiko darstellen», sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace Deutschland.
Was wir tun können
«Das globale Problem mit dem Plastikmüll können wir nur lösen, indem wir den Verbrauch von Einwegplastik drastisch reduzieren. Ausser für medizinische Zwecke brauchen wir keine Einwegverpackung aus Plastik», so Manfred Santen. «Was wir dringend brauchen, sind Konzepte für den nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen und für ein wirksames Recyclingsystem, das diesen Namen verdient.»