Auf einen Blick
- Anina Mutter: Nachhaltigkeitsbloggerin inspiriert zu umweltfreundlichem Lebensstil
- Balanciert Nachhaltigkeit mit Realität, betont Komplexität und vermeidet Schwarz-Weiss-Denken
- 15'000 Follower auf Instagram, veröffentlichte 2019 den Nachhaltigkeitsguide «ekko»
Im Handstand und in fair produzierten Leggings – so begann der erste Post der Nachhaltigkeitsbloggerin Anina Mutter vor neun Jahren. Diese erste Kollaboration zeigt, was der 35-Jährigen am Herzen liegt: «Von Anfang an war mir klar, dass ich meine digitale Präsenz für sinnstiftende Themen nutzen möchte. Mein Engagement für Nachhaltigkeit stand dabei an oberster Stelle.» Ein respektvoller Umgang mit Umwelt, Mensch, Tier und Natur wurde Anina und ihren Geschwistern bereits im Elternhaus in Beinwil im Kanton Solothurn vorgelebt.
Dass sie einmal Nachhaltigkeitsbloggerin werden würde, hatte Anina Mutter nie geplant. Die ausgebildete Tänzerin mit einem Bachelorabschluss in Design Management mit Fokus auf Fair Fashion ist vielseitig interessiert und engagiert. Was ursprünglich als Visitenkarte für ihre Karriere als Tänzerin begann, entwickelte sich bald in eine andere Richtung.
Inspirieren statt beeinflussen
Aninas Ziel war es, «als normale Erdenbürgerin zu teilen, wie ich versuche, nachhaltiger zu leben, was ich dabei lerne und für gut befinde». Den Begriff «Influencerin» mag sie nicht, und das Wort «Sinn-Fluencerin», wie manche Kolleginnen genannt werden, lehnt sie ab. Sie empfindet es als anmassend, denn wer entscheidet, welche Inhalte sinnvoll sind? Viel lieber möchte sie ihre 15'000 Follower inspirieren. «Influencerin wird oft mit Leuten wie Kim Kardashian gleichgesetzt. Ich bewege mich jedoch in ganz anderen Sphären», betont sie.
Anina Mutter ist eine von vielen jungen Frauen in der Schweiz und Deutschland, die ihre Community regelmässig mit Inhalten zur umweltfreundlichen Lebensweise versorgen. Die Deutsche Elisabeth Green beschäftigt sich auf ihrer gleichnamigen Webseite mit den Umweltaspekten in den Bereichen Kosmetik, Mode, Ernährung und Familie. In der Schweiz führt Nicole Weisswange unter dem Namen Lila Karotte einen Blog, der sich mit Nachhaltigkeit, gesundem und veganem Essen sowie bewusstem Leben beschäftigt.
Stylish sein und Gutes tun
2019 veröffentlichte Anina Mutter nach intensiver Recherche im Selbstverlag das Buch «ekko». Damit hat sie genau das geschaffen, was sie selbst vermisst hat: Einen Guide mit «coolen nachhaltigen Orten wie Cafés und Hotels in der Deutschschweiz». Der Pocket-Guide ist inzwischen vergriffen, doch Anina Mutter bleibt aktiv auf Instagram. Dort möchte sie demonstrieren, dass ein bewusstes, nachhaltiges Leben alles andere als langweilig und überfordernd sein muss – es kann Spass machen, stylish zu sein und Gutes zu tun.
Ihre Kooperationspartner wählt sie sorgfältig aus, denn sie möchte zu 100 Prozent hinter einem Produkt, Service oder Angebot stehen. Viele Marken kommen für sie nicht infrage, auch wenn die Zusammenarbeit finanziell lukrativ wäre. Frühere Partner wie die Naturkosmetikmarke Weleda oder das faire Zürcher Modelabel Rrrevolve entsprechen ihrem nachhaltigen Beuteschema. Auch Marken, die nicht von Anfang an nachhaltig agieren, haben eine Chance.
Gegen das Schwarz-Weiss-Denken
In solchen Fällen prüft die Bloggerin, ob die Produkte sinnvoll sind und ob sie sich damit identifizieren kann. «Nachhaltigkeit ist ein Privileg. Nicht alle können sich nachhaltige Produkte wie beispielsweise Mode leisten», betont Anina Mutter. Es gibt jedoch auch günstigere Marken, die nachhaltigere Linien führen. Ihr ist es wichtig, nicht nur Privilegierte anzusprechen: «Es stehen nicht allen die gleichen Möglichkeiten hinsichtlich Kaufkraft oder Informationen zur Verfügung.»
Als grösste Herausforderung sieht die Bloggerin, dass die Komplexität beim Thema Nachhaltigkeit oft übersehen wird: «Die Leute denken gerne schwarz-weiss und wollen klare Antworten.» Diese Antworten gibt es jedoch nicht. Sie ist sich bewusst, dass das Thema Nachhaltigkeit alles andere als einfach zu vermitteln ist. Dies zeigt etwa folgendes Beispiel: «Wenn jemand weniger tierische Produkte essen möchte und auf Mandelmilch umsteigt, hat die Person ein neues Problem, weil Mandeln in umweltschädlicher Monokultur angebaut werden.»
Aus den eigenen Ressourcen das Beste machen
Anina Mutter hat die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen, insbesondere auch Jugendliche, an dieser Situation verzweifeln. Denn sie können nicht damit umgehen, dass es für Probleme oft noch keine Lösungen gibt. Umso wichtiger ist es laut Anina Mutter, die Balance zu finden und das zu leben, was im Moment möglich ist: «Inmitten des Chaos sollte man das tun, was einem als aktuell beste Alternative erscheint.» Beim Thema Nachhaltigkeit sollte man keine unmögliche Perfektion anstreben, sondern sich engagieren, informieren und aus den eigenen Ressourcen das Beste machen.