Dank Sägerei
Worber sparen Heizöl im grossen Stil

Klug und nachhaltig: In Worb BE wird Restholz der ansässigen Holzverarbeiterin Olwo genutzt, um die Einwohner umweltfreundlich mit Fernwärme zu versorgen. Was es dazu alles braucht und wie diese Idee entstanden ist.
Publiziert: 17.09.2020 um 21:57 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2020 um 16:53 Uhr
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Inspizieren die Rindenabfälle: Ueli Lädrach von Olwo (l.), der Worber Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (Mitte) und Leon Hegele von BKW AEK Contracting.
Foto: Valeriano Di Domenico
In Kooperation mit BKW

Man denkt nicht unbedingt daran, wenn man einen Tisch oder einen Stuhl sieht. Aber: Diese Produkte waren einmal Bretter. Und davor Baumstämme. Diese mussten von ihrer Rinde befreit werden, um verarbeitet werden zu können. Was aber geschieht mit den Baumrinden?

Wie viele andere Sägereien auch verfeuert die Olwo AG im bernischen Worb dieses Restholz, um mit der gewonnenen Wärme ihr Schnittholz zu trocknen. «Wir verarbeiten 55'000 Kubikmeter Rundholz», sagt Ueli Lädrach, Leiter Betrieb und ­Produktion. «Wir rechnen dabei mit einem Rindenanfall von rund 15’000 Schüttraummetern. Dies entspricht rund 250 LKW-Ladungen.»

Pro Jahr werden bei der Olwo 55'000 Kubikmeter Rundholz verarbeitet. Alle Baumstämme müssen von ihrer Rinde befreit werden.
Foto: Valeriano Di Domenico

Allerdings konnte man bislang nur die Hälfte der Rindenabfälle verwerten. «Den Rest haben wir deshalb abgegeben – an andere Heizungsbetreiber oder auch an Firmen für die Erdaufbereitung.» Das bedingte aber Strassentransporte. Weil für die Olwo nachhaltige Prozesse im Zentrum ihrer Entscheide stehen und der Brennofen das Ende seiner Lebensdauer erreicht hatte, suchte man nach einer besseren Lösung. «Wir wollten eine Anlage, die mehr Nutzen stiftet und mit der man auch andere im Dorf mit Wärme versorgen kann», sagt Ueli Lädrach.

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Fernheizkraftwerk errichtet

Die Veränderung brachte die Zusammenarbeit mit den Spezialisten von BKW AEK Contracting. «Sie haben auf unserem Grund ein Fernheizwerk gebaut», sagt Ueli Lädrach. «Jetzt nutzen wir alle Rindenabfälle für uns sowie für die CO2-neutrale Wärmeversorgung der Region.»

Nachhaltige Wärmeversorgung

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Die erste Ausbauetappe des Fernwärmenetzes wurde soeben abgeschlossen. Zwei Kilometer Leitungen wurden verlegt, 900 Wohneinheiten à 4 Kilowatt können dadurch mit Wärme beliefert werden. Einen grossen Teil der Wärme dieser ersten Etappe bezieht die Olwo selbst. Nächstes Jahr sollen weitere zwei Kilometer Leitungen folgen. «Im Endausbau des Wärmeverbunds können in Worb pro Jahr rund 1,7 Millionen Liter Heizöl und damit über 5200 Tonnen CO2 eingespart werden», freut sich Leon Hegele, Projektleiter Engineering und Realisierung bei BKW AEK Contracting.

In diesem Ofen wird die Rinde für die Wärmeerzeugung verbrannt.
Foto: Valeriano Di Domenico

Die grössten Herausforderungen am Projekt? «Olwo braucht für die Trocknung des Holzes höhere Temperaturen als die Einwohner von Worb. Wir müssen mit einer Anlage beides leisten», sagt Hegele. Die Lösung sind zwei separate Kreisläufe: «Das heisse Wasser, das wir Olwo zur Verfügung stellen, kühlt in deren Trockenkammern ab und fliesst dann zur Heizzentrale zurück. Dort mischen wir es auf die richtige Temperatur für die Kunden, bevor wir es in die Häuser ausliefern.»

Unberechenbar sind ausserdem die Rindenabfälle. «Normalerweise werden Hackschnitzel verbrannt. Die Grösse der Stücke, der Feuchtegehalt – alles ist standardisiert», sagt Hegele. Anders bei der Rinde: «Wir haben die unterschiedlichsten Grössen, von ganz klein bis zu einem Meter. Und das Material ist sehr feucht.» Keine einfache Aufgabe für die beweglichen Schubböden, welche die Rinde Richtung Brennkessel befördern. Doch BKW AEK Contracting konnte diese Probleme zusammen mit Spezialisten erfolgreich lösen.

Alle können mitmachen


Auf die Frage, wie man als Privatperson zu einem Anschluss an das Fernwärmenetz kommt, meint Hegele: «Nehmen Sie über unsere Homepage mit uns Kontakt auf. Jeder kann prinzipiell dabei sein, wenn das Haus in Reichweite des Netzes liegt.»

Die Heizzentrale mit ihren Rohren sorgt dafür, dass die erzeugte Wärme intern und extern richtig verteilt wird.
Foto: Valeriano Di Domenico

Pech hat diesbezüglich Niklaus Gfeller, der Gemeindepräsident von Worb. «Meine Liegenschaft ist zu weit weg», sagt er. Seiner Begeisterung für das Thema tut das jedoch keinen Abbruch. «Fernwärme ist wirklich überzeugend. Durch sie kommt die Heizung so bequem wie Strom und Wasser ins Haus. So muss man als Hausbesitzer nicht mehr ständig die Erdölpreise prüfen, damit man seinen Tank zu einem guten Preis füllen kann. Und man muss sich auch nicht mehr um die Heizungswartung oder den Kaminfeger kümmern», meint er.

Worb, seit 2005 Energiestadt, sei es ein grosses Anliegen, dass erneuerbare Energien besser genutzt würden. «Wir müssen den Leuten Alternativen bieten. Holz ist ideal, um weg vom Erdöl und hin zu erneuerbarer Energie zu kommen», sagt Gfeller. Und etwas freut ihn ganz besonders: «Es wird Energie aus Holz produziert, das in der Region wächst. Das ist aufgrund der kurzen Transportwege ökologisch – und bietet eine zusätzliche Nutzung für das Holz aus dem Emmental.»

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