Volkskrankheit Schlaflosigkeit
So konnte sie ihre Schlafprobleme überwinden

Schlaflosigkeit ist zur Krankheit der Nation geworden. Ein Experte erklärt, wie es dazu kommen konnte.
Publiziert: 17.03.2023 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2023 um 09:09 Uhr
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Sie litt jahrelang an schweren Einschlafproblemen: Martina Keller aus Romanshorn TG.
Foto: Lea Ernst
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Lea ErnstRedaktorin Gesellschaft

Für Martina Keller* (55) wurde die Nacht zum Tag. In ihrem Job bearbeitet die Juristin Schadensfälle bei einer Versicherung. «Sobald ich abends die Augen schloss, tauchten die Schicksale wieder auf», erzählt sie. Die Mutter, die versehentlich ihr Kind überfuhr. Oder der tödlich verunglückte Töfffahrer, der seine Familie zurückliess.

Jahrelang lang litt Keller an Einschlafstörungen. Was höchstens 30 Minuten gehen sollte, dauerte bei ihr Stunden. Der Alltag wurde zur Herausforderung. «Ich war ständig müde und lustlos, hatte keine Energie, um irgendetwas zu unternehmen.» Je schlimmer der Tag, desto mehr fürchtete sie die Nacht. Ein Teufelskreis. Damit ist sie nicht allein.

20 Prozent leiden an Schlafapnoe

«80 Prozent der Bevölkerung haben mindestens einmal in ihrem Leben eine Phase, in der sie nicht gut schlafen», sagt Chefarzt Sebastian Zaremba (42). Er sitzt in seinem Büro in der Zurzach Care Klinik für Schlafmedizin in Luzern. Unsere Lebensumstände sind die Übeltäter, weshalb wir immer schlechter schlummern. «Heute müssen wir rund um die Uhr erreichbar sein und ständig funktionieren», sagt Zaremba.

10 Tipps für besseren Schlaf
  1. Erst zu Bett gehen, wenn man schläfrig ist
  2. Regelmässige Schlafenszeiten einhalten
  3. Kein Alkohol oder grössere Mahlzeiten drei Stunden vor dem Schlafen
  4. Keine koffeinhaltigen Getränke ab 14 Uhr
  5. Entspannende Pufferzone zwischen Alltag und Schlaf einrichten
  6. Das Bett nur für Schlaf und Sex nutzen
  7. Nicht länger als 30 Minuten Mittagsschlaf halten
  8. Vor dem Schlafengehen aktivierenden Medienkonsum (Handy, Computer, Fernsehen) vermeiden
  9. Sich täglich bewegen und an die frische Luft gehen
  10. Bei Tropennächten: Fenster am besten morgens öffnen, wenn die Luft noch kühl ist. Danach alle Fenster schliessen und die Räume abdunklen.
  11. Ebenfalls gegen Hitze: Alle Geräte ausschalten. Computer, Fernseher oder auch Lampen geben Wärme ab.
  1. Erst zu Bett gehen, wenn man schläfrig ist
  2. Regelmässige Schlafenszeiten einhalten
  3. Kein Alkohol oder grössere Mahlzeiten drei Stunden vor dem Schlafen
  4. Keine koffeinhaltigen Getränke ab 14 Uhr
  5. Entspannende Pufferzone zwischen Alltag und Schlaf einrichten
  6. Das Bett nur für Schlaf und Sex nutzen
  7. Nicht länger als 30 Minuten Mittagsschlaf halten
  8. Vor dem Schlafengehen aktivierenden Medienkonsum (Handy, Computer, Fernsehen) vermeiden
  9. Sich täglich bewegen und an die frische Luft gehen
  10. Bei Tropennächten: Fenster am besten morgens öffnen, wenn die Luft noch kühl ist. Danach alle Fenster schliessen und die Räume abdunklen.
  11. Ebenfalls gegen Hitze: Alle Geräte ausschalten. Computer, Fernseher oder auch Lampen geben Wärme ab.

Zusammen mit der Anzahl Schlafkrankheiten ist auch das Bewusstsein für sie gewachsen. Zum Beispiel für die Schlafapnoe, bei der die Atmung im Schlaf aussetzt. Oft Hunderte Male pro Nacht. Jedes Mal wacht man kurz auf, am Morgen erinnert man sich nicht mehr daran. Rund 20 Prozent der Bevölkerung leiden daran, meist Männer, meist unwissentlich.

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Oder die Insomnie, die zweithäufigste Krankheit, bei der man nicht ein- oder durchschlafen kann oder zu früh aufwacht. Von ihr sind Frauen doppelt so häufig betroffen.

Weshalb brauchen wir den Schlaf?

Der Zustand, in dem wir ein Drittel unseres Lebens verbringen, ist überraschend wenig erforscht, die Schlafmedizin ein junges Gebiet. Was die Wissenschaft weiss: Der Körper durchläuft vier Schlafphasen, die er in Zyklen wiederholt. Die Einschlafphase, der leichte Schlaf, der Tiefschlaf sowie der REM-Schlaf, auch Traumschlaf genannt.

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Der Tiefschlaf ist die beste Medizin: Der Körper regeneriert sich, das Immunsystem bekämpft Viren und Bakterien, beschädigte Zellen werden repariert, Wachstumshormone zur Zellerneuerung gebildet. Erlebnisse und Erlerntes werden ins Langzeitgedächtnis übertragen.

Im REM-Schlaf hingegen schwankt die Herzfrequenz, der Blutdruck steigt, während wir in dieser Traumphase die Ereignisse des Tages verarbeiten. Schlafen wir langfristig weniger als sechs Stunden pro Nacht, erhöht sich das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Störung zu erkranken. Die Lebenserwartung sinkt.

«Man muss hart an sich arbeiten»

Keller hat mittlerweile einen Weg gefunden, ihre Einschlafstörung zu beheben: mit Entspannungsübungen, die sie in der Hypnosetherapie gelernt hat. Heute schläft sie etwa sieben Stunden pro Nacht. Ob sie gerne noch länger würde? Nein: «Jetzt, wo ich nicht mehr ständig müde bin, will ich schliesslich auch etwas vom Tag haben.»

* Name geändert

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