Wie Popcorn in der Pfanne rumhüpfen oder den Schneeglöckli-Sprung üben: Mit so spielerischen Begriffen bringt Christel Hell schon den Kleinsten das Tanzen bei: «Wichtig ist, dass sie dabei die Freude an der Bewegung behalten und spielerisch dazulernen können.» Denn schon eine Fünfjährige macht bei ihr den Mambo-Grundschritt. Das erklärt sie den Kindern so: «Es ist genau so, wie man lernt, die Schnürsenkel zu binden, man übt und wiederholt es. Und plötzlich geht es wie von allein.» Die Kinder freuen sich am Erfolg.
Seit sieben Jahren unterrichtet Hell an der Musikschule Bremgarten AG Tanz, es sind 98 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 18. «Heute bieten das immer mehr Musikschulen an, neben der Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen», so die 49-Jährige. Ein Privileg, das es in ihrer Generation noch nicht gab. «Ich bin auf dem Land in einfachen Verhältnissen aufgewachsen», erzählt sie. Im aargauischen Zetzwil gab es das Schwingen und die Jugendriege. «Vom Tanzen träumte ich heimlich.»
Beim Turnerabend fiel ihr Talent auf
Bis eine Tanzlehrerin aus Bern ins Dorf zog und beim Turnerabend das Talent der damals 14-jährigen Christel entdeckte. «Dank ihr erfüllte sich mein Wunsch, endlich tanzen zu lernen.» Bei ihr hatte sie ihre erste Jazztanzstunde, zusammen mit den Erwachsenen im Stübli im Bären. Und schon bald half sie beim Unterrichten mit, sie tanzte Latein, Standard und Rock-’n’-Roll-Akrobatik. «Ohne diese Unterstützung hätte ich nie eine professionelle Ausbildung in Zürich und London machen können.»
Nach Jahren auf der Bühne findet Hell heute ihre Erfüllung darin, ihre Erfahrungen weiterzugeben. «Jeder von uns hat das Tanzen in sich, es geht nicht nur darum, wie das aussieht, sondern genauso, wie es sich anfühlt.» Etwas, das Christel Hell in ihrer Karriere hart lernen musste. «Im Tanzen ist der Druck enorm, die Konkurrenz hart. Oft ging ich trotz einer Verletzung auf die Bühne, sonst wurde man einfach ersetzt.»
Ventil für Emotionen
Das Tanzen war für sie immer auch ein Ventil für Emotionen: «Oft drückt der Körper aus, was man in der Sprache nicht kann.» So richtig bewusst wurde ihr das erst, als sie eine persönliche Krise durchlebte. «Da entdeckte ich die therapeutische Qualität des Tanzens. Also, was es kombiniert mit Achtsamkeit in unserem Innern bewirken kann.» Sie bildet sich laufend weiter, so auch als Link-Moves-Gehirnfitness-Trainerin.
All das fliesst in ihren Unterricht ein. Auch wie man miteinander umgeht: «Ich fördere das Zusammensein in der Gruppe, nicht das Kompetitive.» Und sie ist überzeugt, dass sich das Tanzen positiv aufs Lernen auswirkt. «Der Mensch ist nicht gemacht, um den ganzen Tag zu sitzen. Und Kinder schon gar nicht.» Darum lohnt sich schon eine Stunde Bewegung mit Musik: «Das erfrischt Körper und Kopf, und man ist wieder aufnahmefähiger. Selbst als Lehrerin.»