Selbsterklärte Nomadin Yvonne Eisenring
Von null auf Platz eins – ihr Buch wollen alle lesen

Heute hier, morgen dort: Die Bestsellerautorin Yvonne Eisenring (36) ist seit bald zehn Jahren eine selbsterklärte Nomadin und veröffentlichte nun ein Buch über ihr Leben in sechs Städten – bereits ist es auf Platz eins der Schweizer Sachbuch-Hitparade.
Publiziert: 06.04.2024 um 20:00 Uhr
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Yvonne Eisenring schreibt in ihrem neusten Buch über ihr Leben in sechs Städten.
Foto: Miriam Kluka
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Eigentlich müsste sie Eisenringe heissen, denn bei dieser Frau ist alles in der Mehrzahl: 50 Dates in zwölf Ländern beschreibt die Schweizer Autorin und Moderatorin Yvonne Eisenring (36) in ihrem Bestseller «Ein Jahr für die Liebe» von 2016; und im letztjährigen Roman «Nino – Und der Wunsch nach mehr» sagt eine Frau: «Mein Maximum liegt bei sechsunddreissig Orgasmen hintereinander.»

Jetzt veröffentlicht Eisenring «Life Rebel – Mein Leben in 6 Städten und die Suche nach dem, was wirklich zählt», und gleich in der ersten Woche schiesst es auf Platz eins der Schweizer Sachbuch-Bestsellerliste. Im Buch nimmt sie uns mit nach Berlin, Buenos Aires, Mexico City, New York, Paris und Zürich und lässt uns an ihren Erlebnissen teilnehmen – «Plötzlich Millionärin» (Buenos Aires), «Schwindlig vor Angst» (Mexico City), «Un P’tit Amour» (Paris) oder «Der verlorene Heimvorteil» (Zürich).

Beziehungen wichtiger als Gesundheit

1987 in Zürich zur Welt gekommen, arbeitet Eisenring nach der Matur zunächst als Snowboardlehrerin, macht dann ein Praktikum bei einer Zeitung und ist bereits mit 20 Reporterin bei Tele Züri. Sieben Jahre ist sie hinter sowie vor der Kamera und schreibt nebenbei Kolumnen. «Mit 27 änderte ich mein Leben radikal», so Eisenring in ihrer Biografie. «Ich gab Job und Wohnung auf und wurde Nomadin.»

Seither reist sie in der Welt herum – auch für das Kunstprojekt «Yuujou», das sie 2018 zusammen mit ihrer Schwester Corinne Eisenring (38) lancierte: Zwei Dreierteams sollten in 100 Tagen ost- bzw. westwärts von Berlin nach Tokio gelangen. Einzige Regel: Auf jeder neuen Etappe müssen sie eine befreundete Person des letzten Gastgebers oder der letzten Gastgeberin treffen. 2022 erschien darüber der Dokumentarfilm «Yuujou – The Friendship Experiment».

«Wie wichtig Freundschaften sind, war mir schon früher bewusst», schreibt Eisenring im «Life Rebel»-Kapitel über Mexiko City, wo sie für «Yuujou» auf einer Etappe war und wo sie danach eine Weile wohnte. «Aber je öfter ich weg war, desto stärker wurde dieses Gefühl, und desto intensiver pflegte ich meine Kontakte.» Denn wer alt werden wolle, der müsse sich weniger um seine Gesundheit als um zwischenmenschliche Beziehungen kümmern.

Liebe, Trauer, Trennung: Darüber spricht Eisenring seit 2021 mit der Moderatorin Gülsha Adilji (38) und der Journalistin Maja Zivadinovic (44) im SRF-Podcast «Zivadiliring». In der neusten Folge bieten die drei Frauen ein «Starterkit für Liebeskummer», zuvor ging es um die Frage «Bin ich schön?», und Anfang März sprach das Trio über «Die Trauer und unser Problem damit».

Eine Familie gründen oder ein Restaurant eröffnen

Da hat Eisenring was zu sagen: Sie war Teenagerin, als ihr Vater starb. «Es ist 23 Jahre her, und natürlich ist die Trauer nicht mehr so wie damals», sagt sie im Podcast. «Aber der Schmerz vom Erlebnis bleibt. In jedem Bereich meines Lebens hat es eine Auswirkung.» Wenn jemand nicht erreichbar sei, reagiere sie stark darauf: «Ich bin dann überzeugt, da ist etwas Schlimmes passiert.» Da könne man ihr noch lange sagen, da sei nichts.

Eine weitere Auswirkung hat der Verlust auf ihr Bedürfnis nach vielen Erlebnissen, denn der Tod ihres Vaters hat ihr früh vor Augen geführt, wie vergänglich das Leben ist. Deshalb steht «Life Rebel» ein Motto aus Michael Endes (1929–1995) «Momo» (1973) voran: «Es gibt ein grosses und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken darüber nach. (…) Dieses Geheimnis ist die Zeit.»

Am Schluss, so Eisenring in «Life Rebel», gehe es immer um die gleiche Frage: «Wer und was bekommt das Wertvollste, das ich habe, meine Zeit?» Ihr Wunsch, für längere Zeit in einer anderen Stadt zu leben, sei nicht mehr so gross. Vielleicht sei sie zukünftig mehr in der Natur, gründe eine Familie oder eröffne ein Restaurant in den Bergen. Doch bevor es so weit ist, zieht sie eine Bilanz über die Zeit, die sie zuletzt in sechs Städten verbrachte.

«Mexiko City war eine harte, aber wichtige Lektion», schreibt Eisenring. Paris lehrte sie die Nonchalance, Berlin präsentierte die Arbeit in einem anderen Licht, Buenos Aires bewies die Robustheit von Menschen, und New York liess sie beim Feiern und Loben offener werden. Und Zürich? «Mein Blick auf Zürich hat sich in den Jahren ebenfalls geändert», so Eisenring. «Ich wurde meiner Heimatstadt gegenüber zu gleichen Teilen wohlwollender und kritischer.»

Yvonne Eisenring

«Life Rebel – Mein Leben in 6 Städten und die Suche nach dem, was wirklich zählt», Piper.

«Life Rebel – Mein Leben in 6 Städten und die Suche nach dem, was wirklich zählt», Piper.

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