Peter Maffay über den Glauben und das Leben nach dem Tod
«Ich bete jeden Tag!»

Für ihn ist Musik auch ein Gebet: Peter Maffay (75) spricht im Interview über seine Spiritualität, darüber, was ihn zu Tränen rührt und wann er von der Bühne abtreten möchte. Im Juli kommt der deutsche Rockstar für ein einziges Open Air in die Schweiz.
Publiziert: 00:03 Uhr
Der deutsche Rockstar Peter Maffay.
Foto: Siggi Bucher

Auf einen Blick

  • Peter Maffay reduziert die Auftritte für seine Familie. Musik bleibt wichtiger Teil seines Lebens
  • Maffay schätzt die Weltoffenheit der Schweiz und ihre Vielfalt
  • Maffay hat in den letzten Jahrzehnten mindestens 30 Mal in der Schweiz gespielt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Blick: Sie stehen nur noch selten auf der Bühne, weshalb?
Peter Maffay:
Vor allem wegen einer kleinen, jungen Dame. Meine sechsjährige Tochter kommt dieses Jahr in die Schule. Das ist ein bedeutender Einschnitt in ihrem Leben – und in unserem auch. Ich möchte diese Entwicklungsstufen nicht verpassen. Musik bleibt natürlich ein Teil meines Lebens, aber ich schalte einen Gang runter.

Kommt die junge Dame auch an Ihre Konzerte?
Ja, sie stand einmal mit einem selbst gestalteten Plakat im Graben. Darauf stand: «Papi, ich hab dich lieb.» Das hat mich zu Tränen gerührt. Da hatte ich einen Kloss im Hals und konnte kaum singen.

Hört sie Ihre Musik?
Nein, sie hat ihre Hörspiele, ihre Favoriten, die rasch wechseln. Sie bekommt jetzt Klavierunterricht, weil das jetzt das richtige Alter ist, um damit in Berührung zu kommen. Ich glaube nicht, dass meine musikalischen Beiträge für sie ein Schwerpunkt sind.

Der Rockstar ist in fünfter Ehe mit Hendrikje Balsmeyer verheiratet: Das Paar hat eine sechsjährige Tochter.
Foto: Getty Images

Das einzige Konzert, zu dem Sie dieses Jahr in die Schweiz kommen, ist das Sunset Festival, berühmt für seine Naturkulisse mit Blick auf die Jurahügel. Kennen Sie es?
Von den Bildern her, ja. Das wird wohl ein Familienausflug: Wir haben ja ein kleines Wohnmobil, da packen wir alles rein, was wir brauchen, und fahren los. Das machen wir öfter. Dann bleibt neben dem Konzert auch etwas Zeit, die Gegend anzuschauen.

Welche Beziehung haben Sie zu unserem Land?
Ich habe in den letzten Jahrzehnten bestimmt 30 Mal in der Schweiz gespielt. Das Publikum hier ist fester Bestandteil unseres Tourlebens. Ich schätze die Weltoffenheit der Schweiz sehr. Ich bin in Rumänien aufgewachsen, mit verschiedenen Ethnien. Als Kinder haben wir drei Sprachen gesprochen, das war ganz normal. Ich fand es immer bemerkenswert, wenn eine Gesellschaft so respektvoll mit ihrer Vielfalt umgeht wie hier in der Schweiz.

Noch immer in Top-Form: Peter Maffay rockt die Bühne seit über 50 Jahren.
Foto: IMAGO/BOBO

55 Jahre auf der Bühne, wo nehmen Sie die Energie dafür her?
Die Kleinen wie ich sind immer zäh – oder sehr oft. Und meine Band und ich haben durchgehalten. Sonst wäre das alles nicht passiert. Und ich habe immer noch Bock drauf. Das ist das Entscheidende. Wenn dieses Feuer irgendwie erlischt, dann war es das.

Wie alt fühlen Sie sich, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Da oben bleibt mir keine Zeit, über mein Alter nachzudenken. Ich konzentriere mich lieber auf die Texte, die ich manchmal vergesse, auf das Publikum, auf die Band und den Augenblick. Ich arbeite mit vielen jungen Leuten zusammen, die helfen über das Alter hinweg. Mein Sohn Yaris steht hinter mir auf der Bühne – mit einer beneidenswerten Energie. Man will ja nicht als Letzter durchs Ziel.

Sie gelten als einer der erfolgreichsten deutschen Rockstars, eine Legende, wie gehen Sie damit um?
Wenn ich «Legende» höre, denke ich immer an eine Urne. Denn Legenden sind eigentlich schon tot, ihr Leben liegt in der Vergangenheit. Mit dem Begriff habe ich kleine Schwierigkeiten.

Sie wirken wie jemand, der mehrere Leben gelebt hat …
Das habe ich auch. Mehr als fünf Jahrzehnte sind wir nun auf der Piste, und keiner hätte gedacht, dass der Weg so lang sein würde. Es gab viele bewegende Momente, viele Begegnungen mit aussergewöhnlichen Menschen. Ich sage immer, wir sind das Resultat unserer Begegnungen: Jeder hinterlässt Spuren, auch wenn man nicht genau ausmessen kann, welche. Ich bin dankbar für das Leben, das ich bisher führen durfte – und hoffe, dass noch einiges kommt.

Sohn Yaris (r.) steht zusammen mit seinem berühmten Vater auf der Bühne.
Foto: imago/Future Image

Eine nächste Begegnung führt Sie in die SRF-Sendung «Sternstunde Religion», was bedeutet Ihnen der Glaube?
Ich glaube an eine übergeordnete Instanz. Ich bin als junger Mensch aus der Kirche ausgetreten – nicht wegen des Glaubens, sondern wegen der Institution. Jemand hat mal gesagt: Es gibt keine Probleme mit dem lieben Gott, aber manchmal mit seinem Bodenpersonal. Ich will damit nicht in Abrede stellen, dass die Kirche viel Gutes tut. Später wurde ich ein Quereinsteiger in Sachen Glaube, weil ich Situationen erlebt habe, in denen ich ratlos war. Die Hinwendung zu dieser Instanz gibt mir Hoffnung – die Brücke zu einem Folgeschritt. Ich bete jeden Tag. Glaube ist mein Leuchtturm.

Wann haben Sie mit dem Beten angefangen?
Immer wenn es eng wurde. Angst ist ein gutes Korrektiv. Von ihr beherrscht zu werden, ist nicht gut. Aber sie zu erkennen und als Signal zu nutzen, kann helfen. In schwierigen Momenten habe ich mich dieser Instanz immer stärker zugewandt – in der Hoffnung, den Tiefpunkt überwinden zu können.

Ist die Musik für Sie eine Form des Gebets?
Ja, die Musik wird in etlichen Situationen zu einem Gebet. Manchmal ist das sogar bewusst so angelegt. Ein konkretes Beispiel: Als mein Vater im Sterben lag, habe ich ihm ein Lied gewidmet: «Wenn wir uns wiedersehen.» Darin stellt sich die Frage, ob es irgendwo eine Wiedervereinigung gibt, wenn beide nicht mehr in unterschiedlichen Welten leben.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Wichtig ist für mich die Hoffnung, dass es eine Brücke gibt, auf der es weitergeht. Aber ich fantasiere nicht über ein Leben danach. Mir reicht ein richtig gelebtes Leben, ich bin damit mehr als zufrieden.

Worauf hoffen Sie für Ihren nächsten Lebensabschnitt?
Gesundheit und Zufriedenheit sind mir wichtig – sowohl in Bezug auf mich selbst als auch auf mein Umfeld. Und Musik: Sie zu machen, ist für mich ein Privileg, es hat mir Dinge ermöglicht, die sonst nicht machbar wären. Musik ist für mich der perfekte Medizinschrank.

Ein Rockstar für alle Generationen

Geboren ist Maffay in Rumänien unter dem Namen Peter Alexander Makkay. Als er 14 ist, reisen seine Eltern mit ihm nach Süddeutschland aus. Heute zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Rockmusikern und begeistert Generationen von Fans. Seit über 50 Jahren prägt er die Musikszene, verkaufte mehr als 50 Millionen Tonträger und erreichte mit 21 Alben Platz 1 der Charts. Hits wie «Über sieben Brücken musst du gehen» machten ihn berühmt, und mit dem kleinen grünen Drachen Tabaluga hat er eine Kultfigur erschaffen. Maffay war mehrfach verheiratet und hat drei Kinder. Mit seiner Ehefrau Hendrikje Balsmeyer (36) hat er eine sechsjährige Tochter. Am 6. Juli gibt er in Kestenholz SO sein einziges Schweiz-Konzert. Am 16. März ist er zu Gast in der SRF-Sendung «Sternstunde Religion».

Peter Maffay steht seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne.
Siggi Bucher

Geboren ist Maffay in Rumänien unter dem Namen Peter Alexander Makkay. Als er 14 ist, reisen seine Eltern mit ihm nach Süddeutschland aus. Heute zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Rockmusikern und begeistert Generationen von Fans. Seit über 50 Jahren prägt er die Musikszene, verkaufte mehr als 50 Millionen Tonträger und erreichte mit 21 Alben Platz 1 der Charts. Hits wie «Über sieben Brücken musst du gehen» machten ihn berühmt, und mit dem kleinen grünen Drachen Tabaluga hat er eine Kultfigur erschaffen. Maffay war mehrfach verheiratet und hat drei Kinder. Mit seiner Ehefrau Hendrikje Balsmeyer (36) hat er eine sechsjährige Tochter. Am 6. Juli gibt er in Kestenholz SO sein einziges Schweiz-Konzert. Am 16. März ist er zu Gast in der SRF-Sendung «Sternstunde Religion».

Es gibt Studien über die positiven Effekte von Musik auf die Gesundheit. Wie denken Sie darüber?
Menschen haben nicht ohne Grund angefangen zu singen. Vor der Medizin war Musik eine Form der Heilung. Ich habe grossen Respekt vor Naturvölkern, bei denen Musik eine zentrale Rolle spielt. Ich hatte das Glück, dass mich australische Aboriginals und ein Indianerstamm in South Dakota in ihren Kreis aufgenommen haben. Diese Erfahrungen haben mir die Augen geöffnet, für eine andere Sicht auf das Leben. Auch wenn ich nicht ganz in ihre Welt eintauchen konnte, hat es mir gezeigt, dass diese Kulturen eine Lebensqualität pflegen, die wir in unserem hektischen industriellen Alltag manchmal verlieren.

Seine Karriere startete Maffay als Schlagersänger.
Foto: IMAGO/Berlinfoto

Was wünschen Sie sich?
Frieden! Das mag pathetisch klingen. Aber ich hoffe, dass wir die Herausforderungen der Menschheit meistern und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft bieten können. Im Moment gibt es viele Unsicherheiten, ob wir das schaffen, aber die kommende Generation hat ein Recht darauf, dass wir uns bemühen. Ich wünsche mir, dass unsere Kinder eine positive Lebensperspektive haben und dass wir denen helfen können, die kein Zuhause haben und hungern.

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