Jede zweite Person in der Schweiz hat schon Erfahrungen mit Untreue gemacht. Aber warum betrügen wir und wo fängt die Untreue an? Ist es etwa eine feige Art, sich aus der Beziehung zu schleichen?
In einer repräsentativen Studie von der Partneragentur Parship wurden 1000 Männer und Frauen zwischen 18 und 69 Jahren zum Thema Untreue befragt. Es stellte sich heraus, dass Frauen und Männer aus unterschiedlichen Gründen fremdgehen. 35 Prozent der Frauen werden untreu, wenn sie unglücklich in der Partnerschaft sind, hingegen nur 17 Prozent der Männer. Wenn den Frauen die Bestätigung fehlt, holen sie sich diese auch mal ausserhalb der Partnerschaft. Männer reagieren eher auf sexuelle Anreize und geben sich spontanen Gelegenheiten hin.
Fremdgehen statt Schluss machen
Insgesamt aber beurteilen Frauen Untreue deutlich kritischer als Männer. Auch die Basler Paartherapeutin Monika Röder (55) erkennt einen geschlechtsspezifischen Unterschied. Allerdings beobachtet sie in den letzten Jahren eine Veränderung: Sie sieht eher einen Unterschied zwischen den Generationen. «Ältere Menschen sowie die Generation der Babyboomer sind eher monogam sozialisiert. Sie erleben insbesondere sexuelle Untreue bedrohlicher, als es jüngere Menschen tun. Diese halten eher nach neuen Beziehungsmodellen Ausschau und zeigen sich mir grosszügiger bezüglich monogamer Grenzen.»
Gemäss Studie führen 22 Prozent der Seitensprünge unmittelbar danach zur Trennung, und bei 28 Prozent wurde die Beziehung zwar nicht sofort beendet, ging aber später (auch) wegen des Seitensprungs in die Brüche. Man könnte meinen, dass Fremdgehen eine Art feige Ausrede ist, um eine unglückliche Beziehung nicht beenden zu müssen. «Sich zu trennen, hat viel mit Hemmungen und Schuldgefühlen zu tun. Oft bleibt jemand in der Beziehung der anderen Person zuliebe, obwohl es schon längst für einen vorbei ist», sagt Paarberater Andreas Saladin (45). Häufig sei das Vermeidungsverhalten. Die Hemmung, Schluss zu machen, führe dazu, dass man sich innerlich trenne. «Deshalb ist es sehr gut möglich, dass einige lieber fremdgehen, als aktiv Schluss zu machen, und so unbewusst eine Trennung herbeiführen.»
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