Eine Familien-Wohnsiedlung, irgendwo in Winterthur ZH. Der gross gewachsene Patric Gnepf öffnet die Tür und begrüsst freundlich. Bereits im Wohnzimmer wird klar, worum es hier geht – eine Elchfigur aus Lego. Er dürfe ab und zu mal ein Lego-Werk in der Stube ausstellen, an Weihnachten gibt es dementsprechende Dekoration aus den bunten Bausteinen aus Dänemark. Seine Frau, die er liebevoll LGP nennt – Lego geplagte Partnerin – helfe ihm dabei, dass das Ganze mit Lego nicht ausartet, denn er tendiere schon dazu, dass die «Steinchen zu viel Platz einnehmen könnten in meinem Leben».
Sammeln oder brauchen?
Im Lego-Zimmer des gelernten Mechatronikingenieurs läuft man keine Gefahr, auf ein Steinchen zu treten, obwohl das Zimmer bis obenhin mit Lego-Produkten gefüllt ist.
Auf dem Bücherregal sind die diversen Originalverpackungen der Sets aufgestellt. Eine gläserne Vitrine hütet das Ergebnis stundenlanger Arbeit. Dass es eng wird und begrenzt Platz vorhanden ist, das erkennt man in dem kleinen Zimmer. Nichtsdestotrotz wirkt hier ein geordnetes Chaos. Auf der Tischplatte türmen sich kleine Aufbewahrungsboxen, durch das Plexiglas lassen sich farblich sortierte Steine erkennen.
Er sei weniger ein Sammler, doch an den Hobbit-Sets hänge er schon, diese habe er zum Teil auch doppelt gekauft «eines habe ich zusammengebaut und später mal verkauft und das andere ist ungeöffnet in der Originalverpackung». Manchmal sei er schon im Zwiespalt zwischen Brauchen und Sammeln.
Eine Schwäche für die kleinen Steine hatte der 40-Jährige schon immer. Nach einer Phase der Lego-Abstinenz in den Jugendjahren entdeckte er sie mit 29 wieder. Er habe damals nach etwas gesucht, was «meine Seele schwingen liess».
Nicht nur seine Seele kommt ins Schwingen bei Lego, sondern auch die von vielen anderen Lego-Liebhaberinnen und Liebhabern. Sie alle kommen vom 25. bis 27. August an der Brixpo in Uster auf ihre Kosten. An der Messe stellen Fans ihre Kreationen und Sammlungen aus, Legos können gekauft und getauscht werden – eine bunte Welt auf 750 m2. Laut dem Organisator der Brixpo, Michael Strasser (44), laufe der Vorverkauf vielversprechend: «Wir haben bereits jetzt mehr Tickets verkauft, als erwartet.» Gemäss den Organisatoren gingen auch erstaunlich viele Tickets an erwachsene Einzelpersonen.
MOC – «My own Creation»
Auch Patric Gnepf wird mit seinen Bauwerken an der Ausstellung teilnehmen. Das Ziel der Lego-Messe sei nicht nur das Bestaunen von Lego-Welten, sondern auch das aktive Mitbauen und Austauschen von Tipps und Tricks für das nächste Bauprojekt, sagt der Lego-Enthusiast.
Der 40-jährige Familienvater bezeichnet sich als MOCer. Diese Abkürzung steht in der Lego-Szene für «My Own Creation» und bezeichnet jemanden, der aus Lego-Steinen eigene Welten erschafft, ganz ohne Bauplan. Darin liegt für Gnepf auch die Faszination der bunten Steine. «Ich kann schöpferisch tätig sein und mich technisch und gestalterisch ausdrücken.» Andererseits könne er gut entspannen, wenn er ein vorgegebenes Set mit Bauplan zusammenbauen kann «das sind No-Brainer, man muss nicht viel überlegen, sondern kann einfach bauen».
Eines seiner ersten Lego-Werke war ein mittelalterlicher Marktplatz, welchen er als MOCer realisierte. Darauf folgten unter anderem Tells Apfelschuss und Szenen aus der Comicreihe Mouse Guard – in der es um Mäuse geht, die in einer Mittelalter-Welt eine eigene Zivilisation bilden und sich immer wieder gegen Feinde beweisen müssen. Als Fantasyfan begann Gnepf ausserdem Szenen aus Narnia, einer fabelhaften Welt, dessen Schicksal eng mit demjenigen der realen Welt verknüpft ist, darzustellen. Hierbei handelt es sich um ein Unterfangen, das sich mehrere Jahre hinzog, «dieses Projekt dauert seit 2016 an, die erste Szene habe ich 2016 gebaut». Das Ziel sei, dieses für die Brixpo zu finalisieren und auszustellen. Er freue sich, dass er den Besucherinnen und Besuchern mit seinen eigenen Lego-Kreationen eine Freude machen kann. Dafür werde er die glänzenden Bauwerke aber vorher gut abstauben.