Freispruch nach 13 Jahren unschuldig in Haft
Die Aargauer Justiz machte ihn zum Mörder

Der Fall ist bis heute ein Rätsel: 13 Jahre sitzt Walter Gross nach einem Mord in Baden AG in Haft, bevor er in einem Revisionsprozess freigesprochen wird. Die Geschichte eines Justizirrtums.
Publiziert: 30.12.2023 um 18:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2024 um 11:32 Uhr
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Er sass 13 Jahre im Gefängnis: Walter Gross 1971 in seiner Zelle in der Strafanstalt Lenzburg.
Foto: StAAG/RBA/Reto Hügin
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Er sass 13 Jahre im Gefängnis: Walter Gross 1971 in seiner Zelle in der Strafanstalt Lenzburg.
Foto: StAAG/RBA/Reto Hügin
Simon Steiner

«Der Fall Walter Gross ist eine der merkwürdigsten und zwielichtigsten Affären der Kriminalgeschichte», schreibt das «Badener Tagblatt» 1971. Seit 13 Jahren sitzt der vermeintliche Mörder im Gefängnis, nun kommt es im Rathaus von Wettingen AG zum Revisionsprozess. Das öffentliche Interesse ist riesig: Unzählige Journalisten verfolgen das Geschehen, zur Urteilsverkündung drängen Schaulustige in den Saal. Dann der Freispruch: «Der Saal widerhallt vom donnernden Applaus, von den Bravorufen der vielen Menschen», schreibt ein Reporter. Der Gerichtspräsident mahnt zur Ruhe. Mittendrin steht der 48-jährige Walter Gross und verzieht keine Miene: «Mir ist nicht ums Lachen.»

Die Tat geschah auf der Ruine Stein, hoch über der Altstadt von Baden AG. Am Morgen des 24. Mai 1958, eines Pfingstsamstags, fanden zwei Schülerinnen bei der St. Niklauskapelle einen Mann, der neben einer Sitzbank in einer Blutlache lag. Der 57-jährige Christian Bätscher war Opfer einer Gewalttat geworden. Er starb im Spital an seinen Kopfverletzungen, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Das blutige Ende eines Sonderlings

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