Das erste Mal Lotto spielen
Ich habe sie immer alle belächelt. Die Menschen, die jede Woche mehrmals zum Kiosk rennen, das Geburtsdatum von Enkel und Ehefrau auf einem Lottoschein als Kreuzchen verewigen und darauf hoffen, dass irgendwann mal etwas dabei rausspringt. Klar war immer: Reichtum bringt nur Schlechtes. Dann wurde ich selbst zu so jemandem. Weil: Reichtum lockt eben auch. Seit letzter Woche spiele ich offiziell Lotto. Zusammen mit dem Mann, mit dem ich mein Leben teile. Und ja, schon die erste Runde hat uns natürlich verdorben. Kaum hatte ich den gemeinsam ausgefüllten Schein und das Geld der Kioskfrau in die Hand gedrückt, twintete er mir noch im Laden die Hälfte mit den Worten: «nur falls … du weisst schon». So viel zum Thema Vertrauen. Andererseits: Wärs möglich, dass ich das Geld einfach eingesackt hätte? Ich hoffe nicht. Und falls doch? Ok, noch eine Runde Lotto, danach ist Schluss. Ich schwöre! Rebecca Wyss
Nie Lotto spielen
Ich spiele so gut wie nie Lotto. Was ich aber mit Abermillionen tun würde, habe ich trotzdem genau geplant: Möglichst viel Land kaufen, mich an der Uni Zürich für ein Studium der Biodiversität immatrikulieren. Mit diesem Wissen und in Zusammenarbeit mit Fachstellen würde ich das gekaufte Land so gestalten und bepflanzen, dass möglichst viele Tier-Amphibien und Insektenarten eine Nische finden – in der Schweiz sterben unzählige Arten in Rekordtempo aus. Wenn ich das ein paar Jahre lang aufgebaut hätte, wäre ich bereits ziemlich alt – ich würde das Ganze in eine Stiftung überführen. Und immer mal wieder würde ich mich mit einem Kaffee in eine Wiese unter einem Baum setzen und dem summenden, brummenden, kreuchenden und fleuchenden Leben zusehen und denken: Ich habe etwas Gutes getan mit meinem Leben. Silvia Tschui
Für andere Lotto spielen
Meine Tante spielt gelegentlich Lotto. Eigentlich weiss ich gar nicht, wann sie genau warum spielt. Vielleicht, wenn der Jackpot so hoch ist wie derzeit? Sie spielt nicht immer die gleichen Zahlen, sie hat da keine Linie. Weil sie gerade ein paar Wochen im Ausland ist, schreibt sie mir pünktlich vor den zwei Ziehungen «Denk bitte ans Los!». Sie muss das schreiben, weil ich das sonst vergesse. Ich gebe es zu: Ich bin etwas genervt. Weil solche Dinge bei mir auch mal untergehen. Nicht selten renne ich wenige Minuten vor Schluss zum Kiosk und kauf einen Schein. Wenn sie Minisummen gewinnt, zahle ich damit den nächsten Schein oder kaufe mir einen Strauss Tulpen. Das muss drin liegen für den Dienst. Ich überlege mir aber: Was tun, wenn ich also respektive sie den Jackpot gewinnt? Kann ich dann auf eine Teilung des Gewinns bestehen? Man sagt doch, die reichen Leute sind die geizigen. Deshalb: Ich tauche ab! Alexandra Fitz
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