OSTPAZIFIK
Das Wetterphänomen El Niño hat das Klima an der Pazifikküste Kaliforniens verändert: Trockenheit herrscht, während Florida im Wasser ertrinkt. Anhand einer Familie, die verteilt in beiden Teilen Amerikas lebt, erzählt US-Autor T. C. Boyle diesen realitätsnahen Roman.
«Blue Skies», Hanser
«Blue Skies», Hanser
PAZIFIKLUFT
«Das Meer! Die Unendlichkeit!», schrieb Thomas Mann (1875–1955) bereits in jungen Jahren. Der spätere Nobelpreisträger zog während des Zweiten Weltkriegs nicht zufällig nach Pacific Palisades in LA. Wie das Meer in Manns Werk einfloss, beschreibt der deutsche Literaturkritiker Volker Weidermann.
«Mann vom Meer», Kiepenheuer & Witsch
«Mann vom Meer», Kiepenheuer & Witsch
LUFTLEERE
«Reyhaneh, ich werde deinen Kampf weiterkämpfen», schwor ihre Mutter Shole Pakravan, als man die letzte Betonplatte auf ihr Gesicht legte. Die herzzerreissende Geschichte von Reyhaneh Jabbari (1987–2014), die die iranischen Mullahs buchstäblich erstickten.
«Wie man ein Schmetterling wird», Berlin
«Wie man ein Schmetterling wird», Berlin
LEEREGEFÜHL
Der alternde Professor Seymour T. Baumgartner denkt an seine bessere Hälfte, die vor zehn Jahren bei einem Badeunfall starb: Annas Tod hat ein tiefes Loch in seinem Leben hinterlassen. Ein trauriger, kleiner Roman des grossen US-amerikanischen Schriftstellers Paul Auster.
«Baumgartner», Rowohlt
«Baumgartner», Rowohlt
GEFÜHLSMENSCHEN
Ein heulender Roger Federer, weinende Menschen bei der Queen-Beerdigung: Spätestens seit 2022 hat Rührung Hochkonjunktur. Von einer «neuen Empfindsamkeit» schreibt der Schweizer Kunsthistoriker Roger Fayet und erkundet kunstfertig das «wenig angesehene Gefühl».
«Ästhetik der Rührung», Schwabe
«Ästhetik der Rührung», Schwabe
MENSCHENVOGEL
«Nun stand sie auf dem Dachvorsprung und breitete die Arme aus.» Sofia hat den Traum vom Fliegen – doch sie ist übergewichtig und in einer Klinik in den USA. Die in San Francisco lebende Schweizer Schriftstellerin Milena Moser hebt mit ihrem neuen Roman ab.
«Der Traum vom Fliegen», Kein & Aber
«Der Traum vom Fliegen», Kein & Aber
VOGELFREI
«Vor allem junge Abgeordnete und solche mit Migrationsbiografie sind in den sozialen Medien massiven sexualisierten Angriffen, Beleidigungen und Drohungen ausgesetzt», schreibt die deutsche Journalistin Susanne Kaiser über die Rückkehr des ungehemmten Frauenhasses im Internet.
«Backlash», Tropen
«Backlash», Tropen
FREIBURG
In Freiburg geboren, Chur aufgewachsen, Luzern lebend und Zürich arbeitend, macht sich SRF-3-Moderatorin Rahel Giger vielschichtig auf die Suche nach Heimat. Das Buch gibt es mit der CD «La Pluma», auf der sie gefühlvoll heimatliche Klänge mit World Music verbindet.
«Dahai. Blindlings. Herzwärts.», Knapp
«Dahai. Blindlings. Herzwärts.», Knapp
BURGFRIEDEN
Wer mit Totschlagargumenten das Gegenüber überzeugen will, muss gewärtigen, dass er selber geschlagen wird. Das kluge Streitgespräch geht über Rechthaberei hinaus, schreibt der Schweizer Wissenschaftsjournalist Reto U. Schneider und gibt nützliche Tipps.
«Die Kunst des klugen Streitgesprächs», Kösel
«Die Kunst des klugen Streitgesprächs», Kösel
FRIEDENSZÜRICH
Unsere Neutralität hat innenpolitische Wurzeln, wie der Schweizer Historiker Marco Jorio aufzeigt: Während des Dreissigjährigen Kriegs (1618–1648) schlossen sich protestantische Städte wie Zürich nicht der evangelischen Union an, wodurch es nicht zum Bürgerkrieg mit katholischen Städten wie Luzern kam.
«Die Schweiz und ihre Neutralität», Hier und Jetzt
«Die Schweiz und ihre Neutralität», Hier und Jetzt
ZÜRICHBERG
In einer Villa am Zürichberg wohnt alt Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit verschwand sie. Der beste Roman des Schweizer Bestsellerautors Martin Suter seit «Die dunkle Seite des Mondes».
«Melody», Diogenes
«Melody», Diogenes
BERGGESCHICHTE
Ein Jugendlicher wächst inmitten der Walliser Bergwelt auf, die ihm allmählich zu eng wird. Dann erfährt er noch von einem Onkel, der vor Jahren verschwunden ist. Ein fulminanter Debütroman des bekannten Schweizer Biografen Wilfried Meichtry («Mani Matter»).
«Nach oben sinken», Nagel und Kimche
«Nach oben sinken», Nagel und Kimche
GESCHICHTSSTUNDE
Die ersten Handys machen örtlich ungebunden, das aufkommende Internet sorgt für grenzenlosen Informationsaustausch, und im neuen Privatfernsehen geben sich Frauen freizügig – das waren die 90er-Jahre. Eine Zeitreise mit dem deutschen Journalisten Jens Balzer.
«No Limit», Rowohlt Berlin
«No Limit», Rowohlt Berlin
STUNDENBUCH
«Ich brauche Schönheit. Den Trost der Schönheit. Denn wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume.» Eine Lobpreisung an die alltägliche Schönheit von der deutschen Kulturjournalistin Gabriele von Arnim.
«Der Trost der Schönheit», Rowohlt
«Der Trost der Schönheit», Rowohlt
BUCHFREUND
Literaturwissenschaften werden gern als «Orchideenfächer» bezeichnet. Den naheliegenden Gegenbegriff der «Kartoffelfächer» für Naturwissenschaften verwende dagegen niemand, schreibt der emeritierte Germanistik-Professor Peter von Matt und macht sich fürs Lesen stark.
«Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten», Hanser
«Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten», Hanser
FREUNDESLISTE
Sich mit Freunden zu verbünden, das war die Absicht von Mark Zuckerberg bei der Gründung von Facebook. Doch immer mehr dominieren Hasskommentare die soziale Plattform und lösen weltweit Genozide aus, wie die US-amerikanische Whistleblowerin Frances Haugen aufdeckt.
«Die Wahrheit über Facebook», Econ
«Die Wahrheit über Facebook», Econ
LISTENPLATZ
Wer früher bei den Genossen gewählt werden wollte, musste die «Internationale» singen. Heute verbinden viele wokes Stammesdenken mit der Linken. Dabei sei das Identitäre eine rechte Erfindung. Ein Plädoyer für mehr Universalismus von der linken US-Philosophin Susan Neiman.
«Links ≠ woke», Hanser Berlin
«Links ≠ woke», Hanser Berlin
PLATZHIRSCH
«Er besitzt diese finstere Entschlossenheit, die dich umhaut und dir manchmal geradezu Angst macht», sagt Kimbal Musk über seinen älteren Bruder Elon. Die lange erwartete tiefe Einsicht in das Leben des Tech-Milliardärs vom renommierten US-Biografen Walter Isaacson («Steve Jobs»).
«Elon Musk», C. Bertelsmann
«Elon Musk», C. Bertelsmann
HIRSCHJAGD
Für den SonntagsBlick machte sich die Schweizer Fotografin Sabine Wunderlin auf die Pirsch nach dem Papst – und verpasste ihn prompt. Gegen ihre Mitkonkurrenten fuhr Wunderlin zukünftig schwereres Geschütz auf und bekam grosse Tiere vor die Linse, wie dieser Bildband eindrücklich zeigt.
«Stein, Bundeshaus & Pudding Palace», Rüffer & Rub
«Stein, Bundeshaus & Pudding Palace», Rüffer & Rub
JAGDSZENEN
Als Schauspielerin Rose McGowan 2017 mit Missbrauchsvorwürfen gegen Filmproduzent Harvey Weinstein die MeToo-Debatte auslöste, war der deutsche Autor Benjamin von Stuckrad-Barre für die Springer-Medien vor Ort – und löst nun mit diesem Roman über MeToo im Medienhaus eine Debatte aus.
«Noch wach?», Kiepenheuer & Witsch
«Noch wach?», Kiepenheuer & Witsch
SZENENFILM
Der Film «Die freudlose Gasse» (1925) über ein Armenviertel in Wien war der erste Erfolg des österreichischen Regisseurs Georg Wilhelm Pabst. Später musste er für die Nazis filmen – ein grosser Roman über die Verführbarkeit eines Bildverführers vom deutsch-österreichischen Autor Daniel Kehlmann.
«Lichtspiel», Rowohlt
«Lichtspiel», Rowohlt
FILMROLLE
Eine Filmcrew will einen Dokumentarfilm über den Schweizer Schriftsteller Peter Stamm drehen. Da beschliesst er, ein Buch zu einem Autor zu schreiben, über den ein Dokumentarfilm gemacht wird. Ein witziger Roman, in dem sich Stamm wie in einem Spiegelkabinett reflektiert.
«In einer dunkelblauen Stunde», S. Fischer
«In einer dunkelblauen Stunde», S. Fischer
ROLLSTUHL
«Ich zitterte, ich schwitzte, ich krallte mich an meinem Rollstuhl fest.» So beschreibt der an Kinderlähmung erkrankte spätere Schweizer Filmkritiker Alex Oberholzer sein erstes Kinoerlebnis mit neun Jahren. Ungeschminkt beschreibt er seine ersten zwölf Jahre im Spital – fernab von der Familie.
«Im Paradies der weissen Häubchen», Hier und Jetzt
«Im Paradies der weissen Häubchen», Hier und Jetzt
STUHLLEHNE
Anschläge vom 11. September 2001, Finanzkrise 2008, Corona-Krise 2020, russischer Ukraine-Überfall 2022 – und nun ist auch noch das Vertrauen in der Krise: Das haut den Stärksten um. Der deutsche Buchautor und Blogger Sascha Lobo bietet eine Stütze.
«Die grosse Vertrauenskrise», Kiepenheuer & Witsch
«Die grosse Vertrauenskrise», Kiepenheuer & Witsch
LEHNWORT
Das Wort «leger» haben wir uns aus dem Französischen entliehen. «So gesehen bedeutet, ein heiterer Mensch zu sein: sich frei zu machen», schreibt der deutsche Autor und Kolumnist Axel Hacke. Eine wunderbare Anleitung, wie man in schweren Zeiten leichter durchs Leben kommt.
«Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten», Dumont
«Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten», Dumont
WORTSCHÖPFUNG
Über Celine sind Schmähschriften im Umlauf. Sie beschliesst, dagegen vorzugehen, denn «in einer Welt, die aus Schrift besteht, können boshafte Texte nur durch noch mehr Texte ausgelöscht werden». Ein fantastischer Roman des englischen Autors Adam Thirlwell.
«Die fernere Zukunft», S. Fischer
«Die fernere Zukunft», S. Fischer
SCHÖPFUNGPROZESS
Das plötzliche Verlorengehen, das Verschwinden des leiblichen Vaters und das mühsame Sprechenlernen – Momente, die bei den Protagonistinnen und Protagonisten eine Entwicklung in Gang bringen. Lange nachwirkende Short Storys der 2022 verstorbenen englischen Autorin Hilary Mantel.
«Sprechen lernen», Dumont
«Sprechen lernen», Dumont
PROZESSAKTE
1873 kam es in London zu einem Prozess gegen Arthur Orton, der behauptete, Erbe der reichen Familie Tichborne zu sein. Das Volk wollte ihm glauben, selbst wenn es Betrug sein sollte. Ein viktorianisches Sittengemälde der britischen Autorin Zadie Smith als Spiegelbild für heutigen Populismus.
«Betrug», Kiepenheuer & Witsch
«Betrug», Kiepenheuer & Witsch
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