«Mir wurde gerade gesagt, dass ich mehr als 100 Kinder habe», schreibt Pavel Durow in einem langen Beitrag auf seinem offiziellen Telegram-Kanal. Er ist Mitbegründer und CEO des Messengers, den monatlich rund 900 Millionen Menschen nutzen.
In dem Post erklärt der russische Multimilliardär, wie er zu seinem Nachwuchs gekommen ist. «Vor 15 Jahren kam ein Freund mit einer seltsamen Bitte auf mich zu», sagt Durow. Er habe ihn gebeten, in einer Klinik Sperma zu spenden, damit er und seine Frau ein Kind bekommen könnten. «Zuerst habe ich mich kaputt gelacht, aber dann wurde mir klar, dass er es ernst meinte», schreibt Durow.
Er will seine DNA offenlegen
In der Klinik sagte man ihm, dass «qualitativ hochwertiges Spendermaterial» knapp sei, und er beschloss, sich als Samenspender registrieren zu lassen. «Man hat mir gesagt, dass ich seitdem mehr als 100 Paaren in zwölf Ländern zu Kindern verholfen habe», sagt Durow, der nie verheiratet war und gern allein lebt. Jetzt will er seine DNA veröffentlichen, damit sich seine Kinder finden können.
Mit seinem Post, der über Telegram mehr als drei Millionen Menschen erreicht hat, wolle er zur Entstigmatisierung von Samenspenden beitragen, so Durow. Der Post wurde auch auf x.com geteilt, wo die Reaktionen nicht nur positiv waren. «Das neue Hobby der Tech-CEOs scheint zu sein, um die Anzahl ihrer Nachkommen zu wetteifern, ohne sie jemals zu lieben oder in ihrem Leben zu haben», schrieb ein Nutzer.
Durow, reicher Expat in Dubai
Durow wurde am 10. Oktober 1984 im damals sowjetischen Leningrad geboren, dem heutigen St. Petersburg. Den Grossteil seiner Kindheit verbrachte er in Italien, wo sein Vater als promovierter Philologe arbeitete. Im Jahr 2006 – Durow war damals 22 Jahre alt – gründete er mit seinem älteren Bruder Nikolai die Social-Media-Plattform VKontakte (VK). Sie wird auch gern als russisches Facebook bezeichnet.
Schnell hatte VK 350 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Im Jahr 2014 wurde Durow aus dem Unternehmen gedrängt, nachdem er sich geweigert hatte, Daten von Demonstranten an russische Sicherheitsbehörden zu übergeben. Daraufhin gründete er Telegram. Durow ist nach eigenen Angaben Libertärer, Vegetarier und trinkt keinen Alkohol. Er lebt asketisch und besitzt keine Immobilien, wie er sagt. Heute lebt er in Dubai, wo er mit einem geschätzten Vermögen von rund 11,5 Milliarden Dollar einer der reichsten Expats ist.
Drogen und schlechte Kryptographie
Durow präsentiert sich gern als Verfechter der Freiheit, und Inhalte auf Telegram werden nur selten zensiert. Das hat den Messenger zu einem Magneten für Menschen gemacht, die Medien und staatlichen Institutionen misstrauen.
Inzwischen hat sich Telegram zu einem Umschlagplatz für allerlei illegale Aktivitäten wie Drogenhandel, gefälschte Dokumente und raubkopierte Filme entwickelt. Auch Verschwörungstheorien und Propaganda, vor allem aus Russland, werden dort verbreitet. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Telegram-Nutzer verdoppelt.
Dabei ist die App nicht so sicher, wie viele glauben wollen. So gibt es immer wieder Kritik an der Sicherheit von Telegram, da Nachrichten standardmässig unverschlüsselt und damit potenziell für Dritte einsehbar sind.