Uhr mit LTE im Test
Die Apple Watch wird zum Bubentraum

Die neue Apple Watch mit virtueller SIM-Karte kann telefonieren und Nachrichten schicken – ganz ohne iPhone. Allerdings steht die Entwicklung erst ganz am Anfang.
Publiziert: 13.12.2017 um 15:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:25 Uhr
Die dritte Generation der Apple Watch hat Mobilfunk eingebaut.
Foto: Lorenz Keller
Lorenz Keller

Es ist ein Bubentraum, der von TV-Serien wie «Knight Rider» beflügelt wird. Der Minicomputer am Handgelenk, mit dem man auch kommunizieren kann. Der Smartwatch-Trend der letzten Jahre hat diesen Traum Wirklichkeit werden lassen. Der Schönheitsfehler: Die meisten Uhren brauchen ein verbundenes Smartphone, damit sie wirklich intelligent sind.

Es gab bislang einige Versuche, das zu ändern. LG baute einen SIM-Karten-Slot in eine Smartwatch ein, Samsung setzte als erster Hersteller auf eine digitale SIM-Karte (allerdings mit separater Nummer). Nun kommt also auch Apple mit einer elektronischen Sim-Karte, erstmals mit der eigenen Nummer.

Die dritte Generation der Apple Watch mit LTE mit dem markanten roten Punkt auf der Krone gibts schon seit mehr als zwei Monaten kaufen. Die Fans mussten auf die wichtigste Funktion allerdings bis letzte Woche warten, dann schalteten Sunrise und Swisscom die Mobilfunk-Version frei.

Die Inbetriebnahme ist denkbar einfach, aber nur mit einem passenden Monatsabo bei den zwei Anbietern möglich. Einfach alle Updates machen und in der «Watch»-App mit einem Klick den Mobilfunk einschalten. Online kann man dann seine SIM-Karte für mehrere Geräte freischalten, bekommt dann das Update der Einstellungen per Nachricht.

Die LTE-Funktion der Apple Watch kostet zusätzlich

Bei der Sunrise kostet das 9 Franken pro Monat extra, bei Swisscom je nach Abo 0 bis 15 Franken pro Monate. Die Kündigung ist jeweils monatlich möglich. Beide Anbieter haben momentan eine Gratis-Testphase von einem halben Jahr oder mehr. Salt wird wohl nächstes Jahr mit eigenen Angeboten nachziehen.

Benachrichtigungen wie Push-News erhält man von jeder App – wenn das iPhone eingeschaltet ist und Empfang hat.
Foto: Lorenz Keller

Der BLICK-Test zeigt, ob sich das Ausprobieren überhaupt lohnt. Der wichtigste Vorteil: Man kann das iPhone einfach mal zu Hause lassen. Wichtig: Das iPhone nicht ausschalten, denn sonst empfängt man keine Benachrichtigungen von Drittanbieter-Apps.

Für viele Intensivnutzer wird es wohl das erste Mal seit Jahren sein, dass sie längere Zeit ohne Smartphone unterwegs sind. Trotzdem ist man problemlos erreichbar. Telefonanrufe und alle Benachrichtigungen kommen trotzdem an. Auf SMS und iMessages kann man sogar antworten. Entweder mit vorgefertigten Sätzen, per Sprachsteuerung oder indem man Buchstaben auf den Touchscreen kritzelt. Das geht erstaunlich gut.

Es zeigt sich aber schnell, dass der Bubentraum ohne Bluetooth-Kopfhörer nur halb so lustig ist. Es ist schon genug komisch, wenn man mit seiner Uhr spricht, wenn alle über den Lautsprecher auch noch mithören können, wird es doppelt merkwürdig. Im Test war die Kombination von Apple Watch und Airpods ideal, weil man mit einem Tipp an den Ohrhörer auch gleich Siri aufstarten kann.

Die Sprachsteuerung braucht man leider auch, wenn man Musik streamen will. Denn Apple Music lässt sich merkwürdigerweise nur so aufrufen. Das ist etwas mühsam, weil Siri halt nicht so präzis arbeitet wie etwa der Google Assistant. Für viele User dürfte es einfacher sein, die eigene Playlist auf die Watch zu laden und ohne Streaming zu hören. Das ist aber auch ganz ohne Mobilfunk möglich.

Perfektes Paar: Die Apple Watch LTE mit den Airpods.
Foto: Lorenz Keller

Nicht alle Apps kann man mit Mobilfunk nutzen

Aber es zeigt das Potenzial auf: Navigationsrouten abfragen, Musik starten, Lautstärke verändern, auf SMS antworten – alles nur per Sprachsteuerung. Das ist ziemlich cool. Aber erst der Anfang. Einerseits muss Siri noch dazulernen, andererseits funktionieren viele Apps trotz Mobilfunkanbindung noch nicht.

Etwa das Radioprogramm TuneIn, das man unterwegs gut brauchen könnte. WhatsApp kann man zwar empfangen, aber nicht darauf antworten. Mit Hangouts von Google geht auch das problemlos. Alles wirkt noch etwas beliebig, und vor allem gibts keinen Hinweis darauf, welche App geht und welche nicht.

Noch ein Wort zur Akkulaufzeit: Die reduziert sich spürbar, wenn man die Mobilfunk-Anbindung nutzt, gerade wenn man etwa Musik streamt. Vier oder fünf Stunden intensive Nutzung reduzieren die Batterie schnell auf 50 Prozent.

Neue Funktion: Man kann über Apple Music streamen.
Foto: Lorenz Keller

Realistisch ist ein solcher Einsatz natürlich nicht. Viel eher wird man fürs Sporttraining, einen Spaziergang oder den Spielplatzbesuch mit dem Nachwuchs aufs iPhone verzichten. Für den Ausgang oder die mehrstündige Wanderung reicht es sicher auch, man sollte dann einfach den Akku vollladen, bevor es losgeht.

Das BLICK-Testfazit: Die Apple Watch LTE hat problemlos funktioniert, die Verbindung mit dem Telefonnetz ist so gut wie mit einem Smartphone. Allerdings steht die Uhr mit Mobilfunk erst am Anfang. Das Ziel müsste sein, dass möglichst Entwickler  Apps für die Uhr optimieren. Und dass Siri noch verbessert wird. Dann würden sich die Zusatzausgaben wirklich lohnen. Und die User wirklich motiviert, das iPhone öfters zu Hause zu lassen.

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