Uhr kann ab sofort EKG aufzeichnen
Zahlt bald die Krankenkasse die Apple Watch?

Apple hat die EKG-Funktion nun auch in der Schweiz aufgeschaltet. Die Uhr kann den Herzrhythmus messen. BLICK hats ausprobiert und weiss, was Ärzte und Krankenkassen davon halten.
Publiziert: 27.03.2019 um 23:27 Uhr
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Ab sofort kann die Apple Watch 4 ein EKG erstellen.
Foto: Lorenz Keller
Lorenz Keller
Lorenz KellerDigital-Redaktor

Mit einem Update hat Apple seine smarte Uhr in ein medizinisches Gerät verwandelt. Denn ab sofort kann die vierte Generation der Watch mit einem Klick und in 30 Sekunden ein Elektrokardiogramm (EKG) aufzeichnen und vor Vorhofflimmern warnen. In den USA gibts diese Funktion schon länger, nun hat Apple die Zulassung auch für Europa und die Schweiz bekommen.

Verschreiben nun Ärzte bald die Apple Watch auf Rezept, und die Krankenkasse bezahlt sie? «Wenn sich für alle Beteiligten Vorteile ergeben sollten, wäre das denkbar», sagt Christophe Kaempf, Sprecher des Krankenkassen-Verbandes Santésuisse, auf Anfrage von BLICK. Allerdings gibt er zu bedenken: Der Kauf eines herkömmlichen EKG-Geräts werde heute nicht vergütet, da diese vom Arzt verliehen werden. Wenn die üblichen Kriterien wie Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmässigkeit erfüllt sind, wäre das aber möglich, so Kaempf.

Auch auf Ärzte-Seite kann man sich durchaus vorstellen, dass die Apple Watch im medizinischen Alltag eingesetzt wird. «Für ein Monitoring von gewissen Rhythmusstörungen kann die Apple Watch auch im medizinischen Alltag genutzt werden», sagt Yvonne Gilli, Mitglied des Zentralvorstands der Ärzteverbindung FMH.

Aber auch die Expertin macht Einschränkungen. So ersetzt die Uhr nicht diagnostische Instrumente wie ein ärztliches 12-Kanal-EKG, das weit aussagekräftiger ist als jenes der Uhr und das auch unter dosierter körperlicher Anstrengung gemacht werden kann. «Heute fehlen noch wissenschaftliche Studien, um die Uhr zuverlässig in der Verhütung von Komplikationen einzusetzen», sagt Yvonne Gilli.

Das kann die Apple Watch erkennen

Zwei neue Funktionen wurden mit dem Update für die Schweiz freigeschaltet. Einerseits kann man ganz einfach ein EKG messen und erhält die Auswertung in der App. Den Sinusrhythmus, die bekannte Kurve mit den Frequenzen, kann man anschauen oder auch als PDF mit dem Arzt teilen.

Zusätzlich misst die Uhr regelmässig den Puls. Zeigen sich innert 48 Stunden mehrere Unregelmässigkeiten, gibts eine Warnung. Denn das kann auf Vorhofflimmern deuten, die häufigste Herzrhythmusstörung, die in rund 70 Prozent der Fällen gar nicht bemerkt wird, aber das Risiko etwa für Schlaganfälle erhöht.

Apple hat die Watch in einer Studie zusammen mit der Stanford University getestet. Von 400'000 Teilnehmern bekamen 0,5 Prozent eine Warnung, 98 Prozent dieser Benachrichtigungen waren berechtigt, nur zwei Prozent Fehlalarme. Von den Betroffenen hatten 80 Prozent Vorhofflimmern, der Rest eine andere Herzstörung.

So richtet man die neuen EKG-Funktionen ein

Die neuen Analyse-Tools muss man aktiv einschalten, sonst misst die Apple Watch 4 den Puls nicht automatisch. Das macht man auf dem verbundenen iPhone in der Watch App – Uhr und Telefon müssen dazu das neuste Software-Update haben. Im Menü unter «Herz» kann man nun die Einstellungen vornehmen.

Einerseits lassen sich die EGKs einschalten, andererseits die Erkennung des unregelmässigen Rhythmus. Dazu kann man sich Warnungen schicken lassen bei zu hohem oder zu tiefem Puls.

Bei beiden neuen Funktionen muss der User sich durch verschiedene Fenster durchackern und einige Fragen beantworten. Damit man auch weiss, was gemessen wird und was eine allfällige Warnung bedeutet.

Das EKG kann man sich danach ganz einfach messen. Die App auf der Uhr starten, sobald man nun die Krone mit einem Finger jener Hand berührt, an der die Apple Watch nicht ist, startet die 30-Sekunden-Aufzeichnung. Die Kurve der Herzschläge kann man nun in der Health-App anschauen, wo alle Daten gesammelt werden.

Apple versichert übrigens, dass die Daten nur auf dem Gerät gespeichert werden und sicher sind, ausser man entscheidet sich, diese zu teilen.

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