Wer auch immer in der Schweiz ein Gadget mit 5G-SIM-Karte ausprobiert, hat ein Problem. Denn während die Werbung suggeriert, der neue Mobilfunkstandard sei in der Schweiz angekommen, sieht das im Alltag ganz anders aus.
Sunrise als Pionier etwa verzeichnet auf ihrer Schweizerkarte schon ganz viele Gebiete mit 5G-Empfang. 248 Orte sind gar bereits mit 80 Prozent und mehr abgedeckt. Doch die Realität sieht anders aus.
So zeigt der erneute BLICK-Test, dass es etwa in den Städten Zürich und Winterthur einige Gebiete mit 5G-Abdeckung geben müsste. Doch auch wenn man sich in genau diesem Bereich bewegt, braucht es viel Glück und Ausdauer, bis auf dem Gadget tatsächlich auch das 5G-Signal auftaucht.
Das liegt auch daran, dass dieses immer auf das beste und stabilste Signal zugreift. Und das ist an vielen Orten trotzdem noch 4G, auch wenn vielleicht bereits an einer Antenne in der Nähe 5G aufgeschaltet ist.
In der 5G-Gemeinde gibts im Zentrum kein 5G
BLICK fährt darum in einen der 248 5G-Orte, nämlich nach Bassersdorf ZH. Und dort sieht es tatsächlich besser aus. In den Wohnquartieren gibts fast durchgängig 5G-Empfang. Allerdings ausgerechnet im Dorfkern, wo wir gerne unsere 5G-Büro aufgebaut hätten, zeigt der HTC Hub nur 4G mit mässigen Download-Raten an.
Diesen neuen Hub des Herstellers aus Taiwan wollen wir nämlich ausprobieren. Er bietet erstmals schnelles Internet für bis zu 20 Geräte. Man kann es also zu Hause nutzen, aber genauso unterwegs. Der Hub dient dabei als WLAN-Modem, mit dem man Smartphone, Tablet oder den Laptop verbinden kann.
Die Einrichtung ist ganz einfach, kein Wunder. Der HTC Hub ist eigentlich ein etwas dickes und schweres Smartphone mit 5-Zoll-Touchscreen, das aber nicht telefonieren kann. Es hat einen Snapdragon 855 Prozessor eingebaut und läuft mit Android 9 – genau wie die Top-Smartphones.
Zwar gibt HTC nicht so ohne weiteres Zugriff auf alle Funktionen wie andere Apps, aber mit ein paar Tricks kann man problemlos auch Youtube-Videos direkt auf dem Hub schauen oder im Netz surfen.
Aber prinzipiell dient der HTC 5G Hub ja wirklich als Modem, der drahtloses Internet über den Mobilfunk empfängt und an andere Geräte weiterverteilt. Über normales WLAN oder aber über den Standard 802.11ad, der zwar keine grosse Reichweite hat, dafür viel grössere Datenraten überträgt. Damit soll man etwa eine Virtual-Reality-Brille anhängen können.
Mit 5G locker zehn Mal schneller
Im Test haben wir das Gerät aber primär als Zentrale fürs Home-Office genutzt, das Laptop und Handy mit Internet versorgt. Zu Hause kann man den HTC Hub dafür direkt an den Strom anschliessen, unterwegs sorgt ein 7660 mAh grosser Akku dafür, dass man problemlos einen ganzen Tag online sein kann, ohne nachzuladen.
Doch was bringt 5G wirklich? Tatsächlich sind teilweise grosse Unterschiede spürbar. Wir haben zum Beispiel im Wohnquartiert in Bassersdorf ZH mit 5G Werte von 300 bis 450 Mbit/s gemessen. An den gleichen Standorten waren es mit 4G nur 30 bis 40 Mbit/s.
Es kommt also im Moment sehr darauf an, ob die Standorte, an denen man mobiles Internet nutzt, wirklich mit 5G erschlossen wurden. Dann kann man massiv an Tempo gewinnen. Ein paar Hundert Meter weiter sieht es vielleicht wieder ganz anders aus.
Das weiss auch die Sunrise und versüsst den Einstieg in die 5G-Welt den Kunden mit vergünstigten Abopreisen. Wer den HTC 5G Hub bestellt, bekommt das Mobile Internet unlimited 5G für 24 Monate für 34 Franken statt 59 Franken im Monat. Damit ist es günstiger als dasselbe Abo nur mit schnellstem 4G-Empfang. Im Abo inklusive sind alle Daten in der Schweiz ohne Limit, dazu pro Monat 1 GB Roaming in Europa.
Wer also viel Internet unterwegs für unterschiedliche Geräte nutzt oder in einem 5G-Empfangsgebiet wohnt und den Heimanschluss ersetzen will, für den ist das durchaus ein attraktives Angebot.
Man muss allerdings mit Nachteilen leben. So ist der Hub selber ausserordentlich teuer. Er kostet 841 Franken, die man einmalig oder in Raten bezahlen kann. Zum Vergleich: Der von Sunrise angebotene Hub mit 4G+ und ähnlicher Laufzeit ist bereits für 145 Franken zu haben.
Zudem ist der HTC Hub mit 340 Gramm fast doppelt so schwer und deutlich massiver gebaut. Es macht also deutlich weniger Spass, damit in der Tasche rumzulaufen.
Das BLICK-Testfazit: Der HTC 5G ist teuer, schwer und gross. Aber er kann locker jeden WLAN-Router ersetzen und läuft einfach und stabil. Wer sich regelmässig in Gebieten mit 5G bewegt und viel mobiles Internet nutzt, der sollte sich das neue Gadget genauer anschauen. Denn damit ist man auch für die zukünftige Entwicklung gut gerüstet.
Wer aber nicht unbedingt direkt über den Hub gamen oder VR-Anwendungen nutzen will, der wartet wohl besser noch ein paar Monate, bis einfachere und dafür bezahlbarere 5G-Router auf den Markt kommen.