Das waren noch Zeiten.
Aus der Einwegkommunikation Autoruf (PTT 1958) entstand das Zweiwegsystem NATEL A (1978, 4000 Teilnehmer, 40 ortsfeste Stationen, 3 Minuten Sprechzeit, 20 kg, 18'000 Fr.) und aus Kapazitätsüberlegungen das NATEL B (1984, 9000 Teilnehmer).
Die Nachfrage nach der stetigen Erreichbarkeit wuchs und wuchs. Mit dem NATEL C (1987, Vorwahl 077) konnten die Bedürfnisse nur teilweise befriedigt werden und die Verkleinerung der Handys von einigen Kilogramm auf wenige hundert Gramm erlaubte auch das Mitführen in der Hosentasche.
Die Schweiz bzw. die PTT verwendete damals den NMT-Standard welcher in allen nordischen Ländern und in den Benelux-Staaten zum Einsatz kamen. An der Grenze war dann allerdings Schluss mit der mobilen Kommunikation, denn Deutschland (C 450), Frankreich (Radiocom 2000) und Italien sowie Österreich (TACS) setzten auf andere analoge Verfahren.
Bereits seit 1982 wurden aber international an einem digitalen Zukunftssystem gearbeitet und ein einheitlicher Standard vorbereitet. 1991 war dann der Startschuss zum GSM-System oder brav schweizerisch eben NATEL D.
Das erste Pilotnetz wurde in Genf anlässlich der Weltmesse Telecom 91 gestartet. Der kommerzielle Betrieb der Telecom PTT wurde anlässlich des Automobilsalons 1993 in Genf ermöglicht. In diesem Jahr startete auch das WWW - ebenfalls in Genf am Cern.
Doch man wollte eben nicht nur sprechen können sondern das Verlangen nach immer mehr Zusatzinformationen war da. Das Resultat kennen wir, das GSM wurde mit Technologieerweiterungen ständig aufgemotzt und Begriffe wie HSCSD, GPRS, EDGE, UMTS, WCDAM, LTE oder 5G verwirrten und verwirren nicht nur den Kunden, sondern sind die Antriebsmotoren zum ständigen Wechsel des Handys bzw. Smartphones.
Ist man sich heute gewohnt überall breitbandige YouTube-Inhalte unterwegs zu konsumieren so sollte man sich nur kurz zurückerinnern, dass das noch nicht sehr lange selbstverständlich ist.
Wie hat das angefangen?
GSM ist ein volldigitaler Standard, d.h. auch auf der Luftstrecke werden Nuller und Einser übertragen. Es liegt auf der Hand, dass man damit nicht nur die Sprache sondern auch Daten übermitteln kann.
Jedes Handy wird vereinfacht gesagt mit zwei Kanälen bedient. Einerseits der Sprachkanal, welcher aber nur während eines Telefonates auf ein mobiles oder festes Telefonnetz weltweit genutzt wird. Über den Sprachkanal oder die Sprachkanäle werden heute auch die digitalen Inhalte übermittelt.
Damit das System überhaupt weiss, wo mein Handy sich gerade befindet, nutzt man einen permanenten unabhängigen Kontrollkanal. Auf diesem werden die Systemdaten wie die Identifikation meines Handys (irgendwo muss ja schlussendlich verrechnet werden) übertragen. Das erlaubt auch den Wechsel von einer Zelle in die andere (Handover), das Telefonieren im Ausland (Roaming) usw.
Da diese Signale aber nicht ununterbrochen gesendet werden müssen, kam man auf die glorreiche Idee in den Sendelücken digitale Textblöcke zu übertragen; der Kurzmitteilungsdienst SMS (Short Message Service) war geboren und wurde sehr schnell zur Cashcow der Provider, den es waren nur minimale Zusatzinvestitionen zum Betrieb notwendig.
Erstes Testnetz 1991 in Genf
Walter Heutschi, damals Verantwortlicher für die Mobilkommunikation bei der Telecom PTT stellte uns, d.h. einigen Journalisten anlässlich der Telecom 91 das SMS erstmals vor und war begeistert von den 160-Zeichen-Meldungen. Unter dem Begriff NATEL SICAP wurden zudem weitere Dienste gezeigt, welche auch die Möglichkeiten der SIM-Karte zusätzlich nutzten, wie beispielsweise ein Parkplatzreservationssystem.
Wir fragten uns allerdings ob die Menschheit je so blöd sein wird und auf den damaligen Mickey-Mouse-Tastaturen der Handys mühsam Textnachrichten einzutippen. Wir wurden eines Besseren belehrt und zu Spitzenzeiten wie die Festtage werden mehrere Dutzend Millionen SMS allein in der Schweiz aufgesetzt.
So brach beispielsweise 2001 die SMS-Verarbeitungszentrale der Swisscom zusammen und war für mehrere Stunden ausser Betrieb. Heute hat man dies im Griff obwohl ja immer mehr Bilder und Videos zur Gratulation versendet werden (allerdings eben nicht als SMS).
Nicht verwunderlich, dass vor allem die Jungen diesen Dienst mit ultraschnellen Fingerbewegungen wie wild nutzten Der Ausdruck Daumengeneration gilt als das Synonym dazu. 2009 wurde sogar einmal die SMS-Queen in der Schweiz gesucht, denn ein US-Girl schaffte über 500 SMS pro Tag. Über den Inhalt ist allerdings nichts bekannt.
In der SMS-Hochphase lieferte allein die Swisscom gegen 10 Millionen SMS pro Tag aus, man rechne!
Die Weiterentwicklungen wie WAP (Wireless Application Protocol) oder MMS (Multimedia Message Service) sind nicht mehr vergleichbar mit dem klassischen SMS, da es hier um Internetinhalte geht, welche Handy-gerecht aufbereitet werden.
Browserfähigen Smartphones-Anwendungen drängen diese Meldungssysteme immer mehr an den Rand. Obwohl SMS immer stärker von anderen Message-Systemen, welche aber auf Internet-Inhalten beruhen, bedrängt wird, kann es seinen Stellenwert als schnelles Textübermittlungssystem nach wie vor behaupten und gehört ins Grundangebot jedes Providers.
Und wenn einmal das Internet total ausfallen sollte, so läuft SMS nach wie vor tadellos weiter. Auch das Manipulieren von SMS-Meldungen ist so zu sagen unmöglich im Gegensatz zu Systemen wie WhatAapp u.a.m., denn es nutzt die Sicherheitsmerkmale des modernen GSM-Systems, welche eindeutig höher liegen als diejenigen des Internets.
Zählen die Telefonie, der Notruf, SMS oder der Fax zu den Telediensten im GSM-Netz so werden die modernen Dienste mit der digitalen Datenübertragung als Trägerdienste bezeichnet.
Bei diesen zusätzlichen Diensten spielt vor allem die Geschwindigkeit der Datenübertragung die entscheidende Rolle. Waren dies am Anfang noch 1'200 Bits pro Sekunde (1.2 kbs) was zu einem sehr ruckligen Bildaufbau ausreichte so sind es dieses Jahr schon rund 600'000'000 Bits pro Sekunde (600 Mbs) was Full-HD-Qualität problemlos erlaubt.
Das Aufrüsten unsere Mobilkommunikationsinfrastruktur auf neue Standards bedeutet aber für die Netzbetreiber stetige Höchstinvestitionen und dies nicht nur aus Überlegungen der reinen Konkurrenzfähigkeit.
Der Konsument auf der anderen Seite verlangt aber immer tiefere Gebühren, bessere Versorgung und eben noch mehr Bandbreite. Eine schnell drehende Spirale die sich nur sehr schwer bremsen lässt.