Im Düsenjet-Cockpit mit der Patrouille Suisse
Im Cockpit des Tigers ist es eng. Dominik Baumann (49), der Multimedia-Produzent der BLICK-Gruppe, hat zusammen mit seiner Halterung für sechs Actioncams knapp Platz. Und die muss er erst noch in der Hand festhalten, befestigen kann man die Kameras nicht.
«Der Flug mit der Patrouille Suisse ist mein bisher spektakulärster Einsatz», erzählt Baumann. Nicht nur, weil die Aufnahmen schwierig zu realisieren sind, sondern weil der Video-Spezialist selber mitfliegt. Und auch bei Loopings die Kameras ruhig halten muss. Alles muss passen, es gibt nur eine Chance für die Aufnahmen.
Der Aufwand lohnt sich. Wer nicht selber Pilot ist, sieht Kunstflugstaffeln immer nur vom Boden aus. Dank des 360-Grad-Videos erlebt man den spektakulären Formationsflug wie wenn man selber im Cockpit sitzen würde. Und erhält von Pilot Gunnar Jansen, Fliegername «Gandalf», auch gleich noch aus erster Hand alle wichtigen Informationen.
Google wirbt mit dem «BlickVR«-Video
Fast neun Millionen Klicks erhält das Video, das inzwischen auch in der «BlickVR»-App zu sehen ist, auf Youtube und gehört zu den erfolgreichsten 360-Grad-Produktionen bisher. Youtube selber benutzte den Clip, um den eigenen VR-Kanal zu promoten und auch Mutterkonzern Google hat das Patrouille-Suisse-Videos bei verschiedenen Anlässen gezeigt.
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Die ersten Panoramafotos hat Fotograf Dominik Baumann schon 2009 gemacht, dafür auch mehrere Male bei der «Los Angeles Times» in den USA Weiterbildungs-Aufenthalte absolviert. Seit 2013 sind bewegte Bilder in 360-Grad-Optik dazugekommen. «Die Technik war damals ganz neu und im Alltag auch einsetzbar«, erinnert sich Baumann.
Das Shooting selber ist nur die halbe Arbeit. Denn aus bis zu sechs parallel aufgenommenen Videos muss eine einzige 360-Grad-Aufnahme am Computer zusammengebaut werden. «Stitching» nennt man das. Je mehr Kameras zum Einsatz kommen, desto besser die Auflösung des fertigen Resultats, aber desto grösser ist auch der Aufwand. Etwa um Fehler an den Schnittkanten zu beheben oder Stative und Halterungen zu retouschieren.
Wunschtraum 360-Grad-Video aus dem Weltraum
Insgesamt kann die Nachproduktion eines Fünf-Minuten-Videos bis zu einer Arbeitswoche dauern, etwa bei der Dampfschiff-Fahrt auf dem Vierwaldstättersees, bei der unterschiedliche Szenen an verschiedenen Orten gedreht wurden.
Mit Interesse verfolgt Dominik Baumann die technische Entwicklung. Momentan boomen 360-Grad-Kameras für den Massenmarkt, welche die Aufnahmen von meist zwei Linsen ganz automatisch zu einem fertigen Video zusammenbauen. «Erste Kameras liefern auf für uns Profis eine brauchbare Qualität», sagt Baumann.
Zumindest wenn man die Aufnahmen auf dem Smartphone oder einer günstigen VR-Brille anschaut. So hat ein Arbeitskollege von Baumann einzelne Aufnahmen der Eiger-Besteigung mit einer Samsung Gear VR gedreht. Wenn man das Video in der «BlickVR«-App anschaut, erkennt man keine Unterschiede.
Und was wäre Dominik Baumanns Wunsch-Location für die Zukunft. «Ein 360-Grad-Video aus der internationale Raumstation wäre doch spannend», findet er. Auch wenn eine Reise ins Weltall nochmals ein ganz anderes Vorbereitungs-Level braucht als ein Flug im Kampfjet.