Pro
Lorenz Keller, BLICK-Redaktor Digital: «Für den Preis wird etwas geboten»
1199 Franken sind eine Menge Geld. Mit diesem Preis ist das iPhone X das teuerste Smartphone auf dem Markt. Aber auch das Flaggschiff von Samsung, das Galaxy Note 8, hat einen offiziellen Verkaufspreis von 1049 Franken.
Wer immer die beste Technik und alle aktuellen Features will, der bezahlt happige Preise. Und Apple war schon immer ein wenig teurer als die Konkurrenz.
Neuerungen sind wirklich brauchbar
Doch das iPhone X ist nicht einfach nur teuer, sondern bietet für den Preis auch etwas. Nicht unbedingt die revolutionären Neuerungen, die vorher noch niemand hatte. Aber wie oft in den letzten Jahren schaffen es die Kalifornier, Trends aufzugreifen und zu perfektionieren, so dass die neuen Features im Alltag auch wirklich brauchbar sind.
Nehmen wir die Entsperrung des iPhone X durch Gesichtserkennung. Was bei der Konkurrenz noch ungenau ist, klappt beim iPhone auch bei schlechtem Licht und ultraschnell. Dies jedenfalls das Fazit nach dem ersten kurzen Ausprobieren.
Kamerasystem ist die grosse Neuerung
Das Kamerasystem mit Sensoren und Linsen ist denn auch die grosse Neuerung, die es so bei keinem anderen Gerät gibt. Sie ermöglicht nicht nur die Gesichtserkennung FaceID, sondern auch witzige Features wie die animierten Emojis.
Die Fotoqualität bei Haupt- und Selfie-Cam dürfte sich dank genauer Vermessung der Umgebung nochmals deutlich verbessern. Ein wichtiges Argument für die vielen User, die nur noch mit dem Smartphone fotografieren.
Was man erhält, funktioniert
Die neuen Augmented-Reality-Apps profitieren ebenfalls von der fortschrittlichen Kameratechnik. Bislang setzt kein anderer Hersteller so stark auf die Technologie wie Apple.
Zwar bekommt man auch für die Hälfte des iPhone-Preises ausgezeichnete Handys. Ob man sich den Aufpreis für die neusten Entwicklungen wirklich leisten will, bleibt jedem selber überlassen. Bei Apple hat man aber auf jeden Fall die Gewissheit, dass die Features auch wirklich so funktionieren, wie man es sich wünscht.
Kontra
Fabian Vogt, BLICK-Redaktor: «Den Vogel abgeschossen»
Schon immer waren Apple-Produkte teuer. Intuitive Bedienung, ein in sich geschlossenes System und geniales Marketing sorgen für treue Anhänger, die eher auf die Marke als den Preis schauen. Doch mit dem iPhone X hat Apple den Vogel abgeschossen. 1200 Franken sind ein Witz für ein Gerät, das kaum besser ist als bereits am Markt verfügbare.
Beispielsweise das fast randlose Display: Es erinnert stark an die derzeitigen Flaggschiffe von Samsung, HTC oder Xiaomi. Kein Wunder, schliesslich bezieht Apple die Bildschirme von Samsung. Die verbauen die von Apple als «Super-Retina» angepriesene OLED-Technologie seit Jahren in ihren Displays. Kurz gesagt: Der Bildschirm ist in etwa so innovativ wie ein Popsong von Dieter Bohlen.
Auch die Gesichtserkennung ist nur für Apple neu. Ohnehin scheint das ein überflüssiges Feature zu sein. Auch wenn die – kaum überprüfbaren – Aussagen stimmen sollten, dass Face-ID 20-mal sicherer ist als ein Fingerabdrucksensor, ist das eine Innovation am falschen Ort. Falls ein iPhone-Dieb es schafft, den Fingerabdruck zu kopieren, dürfte er auch bei einer Gesichtserkennungs-Software Umwege finden.
Wo bleibt der Mehrwert?
Mehrwert sucht man auch bei der neuen Steuerung vergeblich. Weil die iPhone-Entwickler es nicht schafften, den Home-Button zu integrieren, kommt man nun mit Wischen durch die Menüs. Bloss: Die Apple-Steuerung war zuvor bereits intuitiver als die der Konkurrenz, und Änderungen könnten deshalb eher kontraproduktiv sein. Das HP Pre jedenfalls, das eine ähnliche Steuerung schon 2011 hatte, ist nicht als besonders nutzerfreundlich in Erinnerung geblieben.
So stellen sich die angeblichen Killer-Features nach und nach als Kopien und überflüssige Experimente heraus. Was bleibt, sind eine verbesserte Kamera und animierte Emojis. Dafür gebe ich keine 1200 Franken aus.