Asus ist bei uns eher bei Laptops und PCs bekannt. Kein Wunder, die Smartphones der Marke aus Taiwan findet man offiziell gar nicht bei uns. Auf der Webseite von Asus Schweiz etwa sind sie nicht aufgeführt. Händler wie Digitec lassen sich davon natürlich nicht abhalten und bieten den Exoten an. Das neue Asus Zenfone 6 mit 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB Speicher gibts für 589 Franken – die noch etwas günstigere Variante mit weniger Speicher wird nicht angeboten.
Trotzdem ist der Preis eine Wucht, denn das Gerät ist nicht etwa ein Modell der oberen Mittelklasse, sondern kann durchaus mit den Topmodellen von anderen Herstellern mithalten, die 200 bis 400 Franken teurer sind. Der BLICK-Test zeigt aber auch, dass man beim Zenfone Abstriche machen muss. Allerdings haben die Taiwanesen fast nur an Orten gespart, die verkraftbar sind.
Zuerst einmal gibts für den Preis den Snapdragon 855 Prozessor, das aktuelle Topmodell in der Android-Welt. Auch die 6 GB Arbeitsspeicher und die 128 GB Speicher sind Topniveau. Der Speicher ist zudem erweiterbar.
Bei der Batterie kann Asus gar alle anderen Konkurrenten überholen. Einen Akku mit 5000 mAh Kapazität findet man in keinem anderen Tophandy. Und auch die Laufzeit ist wirklich beeindruckend, endlich muss man sein Smartphone nur alle zwei Tage nachladen. Einziger Nachteil: Mit 190 Gramm ist das Smartphone relativ schwer.
Beim 6,4-Zoll-Display merkt man dann erstmals, wo beim Zenfone gespart werden musste. Es ist zwar oben und auf der Seite schön randlos, auch wegen der verstecken Selfiecam. Unten allerdings hat man einen recht dicken schwarzen Balken. Und der LCD-Screen löst zwar mit 2340 x 1080 Pixeln scharf auf, ist aber nicht besonders hell. An der Sonne kann das mühsam sein.
Die Doppelkamera lässt sich um 180 Grad nach oben klappen
Das auf Android 9.0 basierende System erinnert zum Glück mehr oder weniger an die pure Version, es wurde nicht allzu viel daran rumgebastelt. So läuft das Zenfone angenehm zackig und kommt ohne Ballast daher.
Einen modernen Fingerabdruck-Scanner unter dem Bildschirm verbaut Asus nicht, sondern einen ganz traditionellen Sensor auf der Gehäuserückseite. Das mag weniger elegant sein, die Entsperrung ist aber immer noch deutlich schneller als mit dem System unter Glas. Weniger gut verschmerzen kann man, dass der Hersteller auf ein wasserdichtes Gehäuse verzichtet.
Das liegt aber primär an dem Feature, welches das Zenfone 6 von der Konkurrenz abhebt – und aus dem guten ein sehr gutes Telefon macht: am Kamerasystem. Asus hat zwei Linsen eingebaut, diese Dual-Cam lässt sich um 180 Grad nach oben klappen. So kann man mit derselben Kamera nach vorne und nach hinten fotografieren.
Das hat natürlich auch Nachteile: Das nicht dichte Gehäuse einerseits, andererseits auch eine Mechanik, die erst beweisen muss, dass sie auch nach zwei Jahren noch einwandfrei ist. Grundsätzlich ist so ein Zusatz sicher anfälliger. Und auf jeden Fall langsamer, das hat der BLICK-Test gezeigt. Wenn man ein Selfie machen oder die Gesichtsentsperrung nutzen will, muss man einen kleinen Augenblick warten.
Das Zenfone ist das beste Selfie-Phone auf dem Markt
Der grösste Vorteil ist natürlich, dass man immer die volle Kamera-Power zur Verfügung hat. Und die ist richtig gut. Asus setzt auf einen 48-Megapixel-Sensor, der jeweils 12 Megapixel grosse Bilder aufnimmt und dazu die Daten aus dem Sensor zusammenrechnet. Dazu kommt ein 13-Megapixel-Sensor mit Weitwinkeloptik, der einen Winkel von 125 Grad abdeckt.
Die Qualität der Bilder ist ausgezeichnet. Auch in kritischen Situationen, etwa bei Gegenlicht, hat das Zenfone nur wenig Mühe. Auch die Weitwinkel-Kamera kann dank HDR recht gut mithalten. Selfies gelingen besser als mit jedem anderen Testhandy im Jahr 2019. Es gibt ja keinen Unterschied zur sonstigen Qualität, weil dieselben Linsen zum Einsatz kommen. Und natürlich kann man auch Software-Effekte wie Porträtmodus oder Nachtaufnahme auf beide Seiten nutzen.
Genial ist die Panoramafunktion. Hier muss man das Handy nicht selbst rund herumschwenken, man nutzt einfach den Klappmechanismus. Auch sonst kann man den Winkel der Kamera manuell einstellen, was aber meist keinen Sinn macht. Das alles gilt natürlich auch für Videos, gerade wer sich selbst oft filmt, hat so einen grossen Vorteil gegenüber anderen Handys.
Das BLICK-Testfazit: Das Verhältnis von Preis und Leistung ist beim Asus Zenfone 6 ausgezeichnet. Man bekommt in vielen Bereichen ein Topgerät, muss nur beim Bildschirm und bei der Wasserfestigkeit echte Abstriche machen. Der Akku dagegen und auch das Kamerasystem sind vielen deutlich teureren Smartphones überlegen.
Deshalb ist das Smartphone aus Taiwan ein Geheimtipp. Vor allem für alle, die viel filmen und fotografieren und dabei oft die Selfiefunktion nutzen.