Auf den ersten Blick wirkt das Mi Mix 3 von Xiaomi mit 8,5 Millimetern Dicke recht wuchtig. Und es liegt mit 218 Gramm auch schwerer in der Hand als viele Konkurrenten. Auf den zweiten Blick merkt man dann, dass auch sonst etwas ganz anders ist als gewöhnlich.
So sucht man auf der Front vergeblich eine Selfie-Kamera. Stattdessen gibts einen rundum fast randlosen Bildschirm. Den Amoled-Screen mit 6,39 Zoll und hoher Auflösung kann man so ohne störende Balken, Ausschnitte oder Löcher geniessen. Die volle Fläche steht zur Verfügung.
Doch wo steckt die Kamera? Die ist in einem Slider versteckt. Der hintere Teil des Phones lässt sich nach oben schieben – und schon sind die zwei Selfie-Linsen mit 24 und 2 Megapixeln sichtbar. Praktisch: Mit dem Schieber schaltet sich auch gleich die Kamera-App ein, und man kann gleich losknipsen.
Ja und das Auf- und Zuschieben macht richtig Spass und erinnert an die Vor-Smartphone-Zeit, als solche Slider von Nokia, Motorola oder Ericsson zu den populärsten Handy-Varianten gehörten. Der Mechanismus braucht etwas Kraft, wirkt aber schön stabil.
Der Slider macht Spass, die Fotos werden erstklassig
Grösster Nachteil: Im Slider kann sich Schmutz sammeln. Zudem hinterlässt man mit dem Selfie unschöne Fingerabdrücke auf der Rückseite und auf dem Screen. Denn beim Öffnen und Schliessen lässt sich fast nicht vermeiden, dass man auf den Bildschirm drückt. Es scheint auch schwierig zu sein, ein Case zu finden, das mit dem Schieber-Mechanismus funktioniert.
Tatsächlich macht das Mi Mix 3 mit der Selfiecam aber auch richtig gute Fotos, toll ausgeleuchtet, sehr scharf und mit vielen Details. Auch die Porträt-Funktion mit unscharfem Hintergrund funktioniert ausgezeichnet.
Bei der Hauptkamera kann Xiaomi mit der Flaggschiff-Konkurrenz von Apple, Samsung oder Huawei mithalten – wenn man mit dem normalen 12-Megapixel-Sensor von Sony fotografiert. Der kommt mit Gegenlicht und mit kontrastreichen Szenerien gut klar. Farben werden natürlich abgebildet.
Bei wenig Licht hingegen ist das Mi Mix 3 nur durchschnittlich. Und auch der optische Zoom kann nicht mit den neusten Modellen von Samsung und vor allem Huawei mithalten. Aber das Gerät ist ja eigentlich auch aus dem letzten Herbst, es hat einfach recht lange gedauert, bis es den Weg in die Schweiz gefunden hat.
Akku nur mittelmässig, die Oberfläche bremst
Darum hat es auch «nur» den Snapdragon 845 eingebaut, den besten Android-Prozessor des letzten Jahres. Dank 6 GB Arbeitsspeicher ist das Smartphone mit Android 9 trotzdem noch sehr schnell und auf der Höhe der Zeit. Das gilt auch für die 128 GB integrierten Speicher und die drahtlose Ladefunktion. Xiaomi packt sogar ein drahtloses Lade-Pad gratis dazu.
Beim Fingerabdruck-Scanner gibts eine konventionelle Lösung mit Druckfläche auf der Rückseite. Schnell und zuverlässig, aber natürlich nicht so trendy wie die neuen Scanner unter dem Display. Auch bei der Akkuleistung kann Xiaomi nicht brillieren. Die Batterie mit 3200 mAh hält einen Tag – mehr aber nicht.
Grösste Schwäche des Gerätes ist wohl die stark abgeänderte Oberfläche. Die wirkt irgendwie nicht besonders attraktiv, und man hat immer etwas das Gefühl, dass die Software die Hardware ausbremst.
Das BLICK-Test-Fazit: Trotz der Einschränkungen ist das Mi Mix 3 eine Empfehlung. Das liegt auch am Preis. Bei Digitec gibts das Gerät bereits für rund 480 Franken. Für relativ wenig Geld bekommt man also eine erstklassige Kamera, ein witziges und einmaliges Slider-System für schnelle und schöne Selfies, gute Hardware und einen Top-Screen ohne Einschränkungen.