Xiaomi drückt aufs Gas, gerade in Europa. Die auf den Onlinehandel spezialisierten Chinesen haben schwierigere Zeiten hinter sich. Sie duellieren sich mit Oppo um Platz vier in der Weltrangliste der Smartphone-Hersteller. Doch jetzt gibts gerade in Europa die Chance, Marktanteile von Huawei abzuzwacken.
Und das will Xiaomi mit einer aggressiven Preisstrategie. Im neuen Mi 10 Line Up kostet kein Modell mehr als 1000 Franken. Und sogar das Einsteigergerät für 350 Franken hat den neuen Mobilfunkstandard 5G an Bord. Es ist damit noch deutlich günstiger als die Konkurrenz, etwa das von Nokia angekündigte 5G-Einsteigermodell.
Alles eingebaut für weniger als 1000 Franken
Das Top-Gerät heisst Mi 10 Pro und hat alles eingebaut, was man normalerweise erst in der Preisklasse über 1000 Franken kriegt. Xiaomi bietet es aber in der Schweiz ab sofort für 999 Franken an.
Das Mi 10 Pro hat einen 6,67 Zoll grossen Oled-Screen mit einer Bildwiederholfrequenz von 90 Hertz, die sich flexibel anpasst. Das ist wohl der einzige Punkt, wo die teurere Konkurrenz teilweise mit 120 Hertz mehr bietet. Der Bildschirm ist leicht über die Ecken gezogen.
Mit 4500 mAh ist ein schön grösser Akku eingebaut, der mit 50 Watt schnellgeladen werden kann. Auch drahtloses Chargen ist möglich. Und das immerhin mit 30 Watt. Zur Erinnerung: Apple liefert sein iPhone 11 Pro weiter mit einem 18 Watt Ladegerät aus, Xiaomi hat ein 65 Watt Ladegerät inklusive.
Als Prozessor kommt das Topmodell von Qualcomm zum Einsatz, der Snapdragon 865 mit 8 GB Arbeitspeicher. Dazu gibts 256 GB Speicher, der aber nicht erweiterbar ist. Der Snapdragon sorgt auch für 5G-Unterstützung.
Auch sonst muss man bei der Ausstattung auf fast nichts verzichten: Fingerabdruckscanner unter dem Screen, zwei Lautsprecher, Wi-Fi-6-Unterstützung. Nur eine Zertifizierung fürs Gehäuse fehlt: Das Mi 10 Pro ist also nicht offiziell wasserdicht.
Bei der Kamera hat Xiaomi einen riesigen 108-Megapixel-Sensor eingebaut. Dazu gibts eine 20-Megapixel-Weitwinkel-Linse und gleich zwei Zoom-Kameras mit 12 und 8 Megapixel. Die bieten zwar nur zweifach optischen Zoom, aber 10fach-Hybrid und 50fach digital.
Zahlen sind das eine, die tatsächliche Bildqualität zeigt sich dann erst im Alltagstest. Einen Indikator darauf, dass Xiaomi inzwischen auch mit Apple und Samsung mithalten kann, ist der standardisierte Kameravergleich von DXOMark. Hier liegt das Mi 10 Pro momentan zusammen mit dem Oppo Find X2 Pro auf Platz 1 mit jeweils 124 Punkten. Zum Vergleich: Das iPhone 11 Pro auf Platz 7 hat 117 Punkte.
Das Basis-Modell ist der Spartipp
Xiaomi hat auch ein leicht abgespecktes Flaggschiff im Angebot, das Mi 10 ohne Pro heisst. Hier gibts die Version mit 128 GB Speicher für 799 Franken, jene mit 256 GB kostet 899 Franken.
Spannend: Während das Display dasselbe ist, gibts sogar einen grösseren Akku, nämlich 4780 mAh statt 4500. Wer viel Batterie braucht, der fährt mit dem günstigeren Gerät besser. Allerdings kann man weniger schnell laden: Nur mit 30 Watt am Kabel. Über ein drahtloses Qi-Ladegerät aber immerhin ebenfalls mit 30 Watt.
Auch bei Prozessor, Arbeitsspeicher und 5G-Konnektivität hat man dieselbe Qualität wie im Pro-Modell. Der grosse Unterschied ist bei der Kamera – und zwar im Zoombereich.
Denn auch das normale Mi 10 hat den 108 Megapixel grossen Hauptsensor eingebaut, der unter anderem 8K-Videos unterstützt. Die Weitwinkel-Linse mit 12 Megapixel dürfte etwas schlechter sein, einen Zoom gibts gar nicht. Dafür zwei kleine 2-Megapixel-Sensoren, die für Makro-Aufnahmen und für die Tiefenmessung zuständig sind.
Wem also die Kamera nicht ganz so wichtig ist, der kann gut 100 bis 200 Franken sparen, ohne sonst grosse Abstriche machen zu müssen.
Schon für 350 Franken gibts 5G im Mi 10 Lite
Als drittes neues Modell hat Xiaomi das Mi 10 Lite vorgestellt. Auf den Markt kommt es erst zu einem späteren Zeitpunkt, einige Details sind auch noch nicht bekannt. In der Schweiz dürfte das Smartphone mit 64 GB Speicher nur 349 Franken kosten, mit 128 GB ebenfalls bescheidene 399 Franken.
Die Besonderheit: Trotz Sparpreis gibt 5G-Mobilfunk. Damit ist das Lite das bislang günstigste Gerät mit dem neuen Mobilfunkstandard. Möglich ist dies, weil Qualcomm einen Einsteiger-Chip produziert, der erstmals ebenfalls 5G-Funktionalität hat. Der Snapdragon 765G ist denn auch im Mi 10 Lite eingebaut.
Was man sonst noch weiss übers Sparmodell: Es hat einen 6,57 Zoll grossen Screen und eine 48-Megapixel-Hauptkamera mit Funktionen wie Nachtmodus. Auf den Fotos sieht man zudem drei weitere Linsen. Der Akku ist 4160 mAh gross und lässt sich mit 20 Watt schnell laden.