Sie nutzen die kleinen, farbigen Herzchen oder Gesichter bestimmt auch: Emojis. Innerhalb eines guten Jahrzehnts haben sie das Internet erobert. Forscher der Universität Lausanne versuchen jetzt herauszufinden, weshalb Emojis für unsere Kommunikation heute so essenziell sind.
Im kürzlich gestarteten Forschungsprojekt «What's New, Switzerland» untersuchen die Forscher Whatsapp-Chats auf die bildhaft ausgedrückten Emotionen. So sollen neue Erkenntnisse über die Veränderung der Kommunikation in der Schweiz erlangt werden. Die Forscher erhoffen sich von den Ergebnissen Hatespeech oder Cybermobbing besser erkennen zu können. Personen aus der ganzen Schweiz, die mindestens 16 Jahre alt sind, können ihre Chats anonym zur Verfügung stellen. Bis Ende Oktober 2022 können die Chats hier «gespendet» werden.
Erfunden in Japan
Die Geschichte rund um Emojis und deren Nutzung seien ziemlich komplex, erklärt Aris Xanthos (47), Lehr- und Forschungsbeauftragter für Sprach- und Informationswissenschaft an der Universität Lausanne. «Zuerst gab es den in den 1960er-Jahren erfundenen Smiley, der zu einem ikonischen Symbol in der Werbung, aber auch in der Kultur wurde.» In den späten 90er-Jahren entwickelte der Japaner Shigetaka Kurita (50) dann die Emojis. Aris Xanthos: «Das ‹Basis-Emoji› sieht dem Smiley sehr ähnlich. Das lässt darauf schliessen, dass der Emoji-Schöpfer sich vom Smiley inspirieren liess.»
Wahrnehmung ist subjektiv
Doch was ist, wenn das Gegenüber die Emojis falsch oder anders aufnimmt? «Das ist das Ziel meiner Forschung: zu verstehen, wie Emotionen durch Emojis bewertet, ausgedrückt und wahrgenommen werden», erklärt der Wissenschaftler.
Laut Xanthos haben die Emojis etwas sehr Subjektives: «Ein Herz kann vom Empfänger als Ausdruck romantischer Gefühle interpretiert werden, obwohl es sich vielleicht nur um ein Zeichen freundschaftlicher Zuneigung handelt.»
Entwicklung mit der Gesellschaft
Trotz gewisser Missverständnisse, für den Experten ist es schwer, sich eine Welt ohne Emojis vorzustellen, da sie mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Alltags geworden sind. «Emojis entwickeln sich mit der Gesellschaft, und das Repertoire hat sich mit der Zeit und den immer wichtiger werdenden Fragen vergrössert.»
Aris Xanthos betont, dass der Mensch schon immer das Bedürfnis hatte, seine Emotionen durch die Stimme oder die Gestik mitzuteilen. Zwangsläufig haben die Emojis den Platz dieser nonverbalen Ausdrucksformen eingenommen. Schliesslich werden wir von allem angezogen, was visuell ist. «In einer Bildergesellschaft wie der unseren ist der Erfolg von Emojis fast selbstverständlich», so der Experte abschliessend.