Trotz Mängeln
Das Huawei Mate 20 Pro ist das tollste Handy 2018

Wenn alles rundläuft, ist das Mate 20 Pro von Huawei ein tolles Handy mit innovativen Features. Insgesamt das beste Smartphone-Paket, das man momentan kaufen kann.
Publiziert: 23.11.2018 um 14:59 Uhr
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Das Huawei Mate 20 Pro gibts für rund 900 Franken im Handel.
Foto: Lorenz Keller
Lorenz Keller
Lorenz KellerDigital-Redaktor

Was braucht ein perfektes Smartphone? Zuerst einmal muss es den Pflichtteil absolvieren, also jene Features vorweisen, die heute einfach jedes Top-Gerät hat. 

Diese Anforderung erfüllt das Huawei Mate 20 Pro souverän. Der Kirin 980 Prozessor mit 6 GB Arbeitsspeicher gehört zu den schnellsten Systemen auf dem Markt. Im Alltag bedeutet das: Auch wer zwischen Dutzenden geöffneten Apps hin und her wechselt, merkt keine Verzögerungen. 

Flüssig läuft auch das auf dem neusten Android 9.0 Pie basierende Betriebssystem. Es ist wie immer bei Huawei stark verändert. Das Design der Oberfläche ist Geschmacksache, erinnert stärker ans iPhone als an ein pures Android, kann aber sehr stark auf die eigenen Bedürfnisse eingestellt werden. 

Der 6,39-Zoll-Oled-Screen löst mit 3120 auf 1440 Pixeln auf, ist also ultrascharf, dazu kontrastreich und angenehm hell. Das Design mit Notch und abgerundeten Kanten ist modern, aber trotzdem eigenständig. 

Das Gehäuse ist gemäss iP68-Standard wasserdicht. Im Gegensatz zum Vorgänger kann man das Mate nun auch drahtlos laden. So weit ist alles genau so, wie man sich das als Smartphone-Fan wünscht. 

Das Huawei Mate 20 Pro hat drei Slots für Karten

Aber schon in den Ausstattungs-Details bietet Huawei mehr als das Pflichtprogramm. So gibts standardmässig zwei Slots für SIM-Karten, einer kann alternativ zur Speichererweiterung genutzt werden. 

Huawei nutzt dafür erstmals ein neues Speicherkarten-Format namens Nano SD in der Grösse einer SIM-Karte. 65 Franken kostet so ein Chip mit 128 GB Speicher, rund 20 Franken mehr als vergleichbare Micro-SD-Karten. Aber Zusatzspeicher brauchts gar nicht unbedingt, da 128 GB als Standard bereits fest eingebaut sind.

Leider scheinen aber einige Mate-Geräte bei der Pflichterfüllung Mühe zu haben. «Gluegate» nennt sich das Bildschirm-Problem, bei dem an den Rändern ein unschöner grüner Schimmer zu sehen ist – vor allem im Dunkeln. Offenbar tritt dieser Fehler nur bei einigen von LG gelieferten Panels auf, das Testgerät mit einem Screen von Boe war einwandfrei. Betroffene berichten, dass ihr Gerät ausgetauscht wurde, andere warten noch auf einen Bescheid. Huawei hat sich dazu noch nicht offiziell geäussert. Unklar ist auch, wie viele Geräte betroffen sind. 

Die grössten Schwächen liegen in der Software

Wenn wir schon beim Kritisieren sind: Fehlerlos ist auch das Mate nicht – auch wenn man mit allen Schwächen im Gesamtpaket gut leben kann. Zudem können die meisten Schwächen mit einem Software-Update behoben worden. 

Verbessert worden in den ersten Updates ist bereits die künstliche Intelligenz. Die etwa beim Fotografieren deutlich weniger wild zwischen den Modi hin und her schaltet. Trotzdem ist die KI noch nicht so ausbalanciert wie etwa beim P20 Pro. 

Die Gestensteuerung ist zwar besser und effizienter als die klassische Android-Bedienung mit Knöpfen. Trotzdem gäbe es Verbesserungspotenzial: Die Zurück-Geste über die seitlichen Ränder ist zu umständlich; und es fehlt eine Möglichkeit, schnell zwischen den Apps zu wechseln. Schade auch, stört das mitgelieferte Case beim Wischen von unten. Da kauft man sich besser eine Alternative, die den unteren Rand nicht abdeckt. 

Der Akku des Mate 20 Pro hält länger als alle anderen

Doch zurück zu den vielen Stärken. Weit überdurchschnittlich ist die Akkulaufzeit. 4200 mAh misst die Batterie, ohne dass man dies bei Grösse oder Gewicht merken würde. Damit kamen wir im Alltag bei intensiver Nutzung auf rund 1,5 Tage ohne Nachladen. Länger hat bisher kein Testgerät durchgehalten.

Und sollte mal der Saft ausgehen, kann man das Mate 20 Pro mit Supercharge wirklich superschnell wieder laden. In etwas mehr als einer Stunde ist man wieder auf 100 Prozent. Huawei geht noch weiter mit Zusatzfeatures: Das Mate ist auch eine Powerbank und kann jedes andere Gadget drahtlos laden, etwa ein Smartphone der Konkurrenz. 

Und Huawei ist auch richtig innovativ. Zum Beispiel bei der Kombination von Gesichtserkennung und Fingerabdruck-Scanner. Dieser ist nämlich unter dem Screen versteckt; etwas, das momentan noch fast kein anderer Hersteller bietet. 

Zwar ist die erste Generation dieser Scanner noch nicht so schnell wie normale Fingerabdruck-Sensoren. Aber sie stören optisch nicht und sind eine gute Alternative, wenn die Gesichtserkennung nicht klappt. Etwa wenn das Telefon auf dem Tisch liegt und man es schnell entsperren will, ohne den Kopf übers Handy zu beugen. Das ist ein grosser Vorteil gegenüber Apple, die als Pionier der Gesichtserkennung mit Sensoren und Kamera voll darauf setzen. Klappt Face ID beim iPhone nicht, muss man den Code eintippen.

Huawei hat zwei weitere Vorteile: Die Gesichtserkennung im Mate ist schneller; und sie klappt auch, wenn man das Handy quer hält. Wie es um die Sicherheit genau steht, ist ohne wissenschaftliche Untersuchung schwierig zu sagen. Huawei verspricht einen ähnlichen Standard wie Apple. Für den Alltag reicht das aber auf jeden Fall. 

Das Kamera-System begeistert kreative Fotografen

Das grösste Highlight des Huawei Mate 20 Pro ist aber eindeutig das Kamera-System mit den drei Linsen. Im Vergleich zum ebenfalls schon ausgezeichneten P20 Pro bietet es noch mehr fotografische Möglichkeiten. Denn als dritte Linse kommt ein Weitwinkel-Objektiv zum Einsatz. Das ist zwar nicht so lichtstark, bietet aber tolle Möglichkeiten für Landschaften, grosse Personengruppen, aber auch ungewöhnliche Perspektiven. 

Zudem kann man richtig gute Makro-Aufnahmen machen und bis 2,5 Zentimeter ans Sujet ranrücken. Auch der Nachmodus ist verbessert und kann neu in allen Zoom-Stufen und auch bei Weitwinkel genutzt werden. 

Ganz klar, das Huawei macht sehr gute Automatik-Fotos, auch wenn dort die künstliche Intelligenz manchmal etwas zu eifrig ist. So schaltet die Automatik auch bei mehreren Personen auf den Porträt-Modus um, was aber nur gelingt, wenn diese mehr oder weniger nebeneinander stehen. Dann gibts sehr schöne Gruppenaufnahmen mit unscharfem Hintergrund. Steht jemand zwei Schritte weiter hinten, ist er in diesem Modi womöglich bereits im Unschärfebereich. 

Die besten Ergebnisse gelingen, wenn man mehrmals abdrückt, unterschiedliche Modi ausprobiert, jeweils auch ein Foto ganz ohne macht und auch mit den verschiedenen Winkeln spielt. So gelingen öfters als mit jedem anderen Smartphone aussergewöhnliche Fotos. 

Das BLICK-Testfazit: Das Huawei Mate 20 Pro ist zum Abschluss des Handy-Jahres 2018 auch gleich das grosse Highlight. Es hat alles drin, was heute technisch möglich ist, und dürfte kreative Fotografen begeistern. Rund 900 Franken kostet es momentan im Handel. Ein fairer Preis, auch wenn es nicht günstig oder billig ist. 

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