Vor sechs Wochen hat HTC 2000 Mitarbeiter an Google abgegeben. All jene, die sowieso schon an Google-Projekten arbeiteten. Doch der Deal mit dem Internet-Riesen ist auch eine Kooperation, von der HTC profitieren soll. Etwa mit Technologien, Patenten und Lizenzen. Smartphones will die Firma aus Taiwan auf jeden Fall weiter bauen.
Und so stellt HTC heute gleich zwei neue Geräte vor: einen grossen und einen kleinen Ableger des im Frühling vorgestellten Flaggschiffs U11.
Das U11 Plus gefällt auf den ersten Blick mit dem hellen und kontrastreichen 6-Zoll-Display mit 2880 auf 1440 Pixel Auflösung, auch wenn HTC nicht auf einen Oled-Bildschirm setzt. Ganz im Trend der Branche setzt HTC auf das 18:9-Format und hat die Ränder um den Screen ziemlich stark reduziert.
Das U11 Plus ist nicht hundertprozentig randlos, aber in der Optik sehr schick und elegant. Zudem ist das Gehäuse kaum grösser als jenes des U11 mit 5,5-Zoll-Bildschirm. Und mit iP68 hält das neue Plus Wasser und Staub noch besser ab. Die glänzende Glasrückseite ähnelt in der Optik dem U11. Sie gefällt nach wie vor, ist aber weiterhin sehr anfällig für Fingerabdrücke und Schmutz. Schade, gibts zum Start nur gerade Schwarz als Farbe.
Anfang 2018 kommt dann eine ganz spezielle Version auf den Markt, die nicht teurer ist. Sie hat eine leicht transparente Rückseite, sodass man etwa die Sprial-Antenne sieht. Gerne hätte man sogar noch mehr Einblick ins Gehäuse gehabt. Aber die Idee ist gut, und vielleicht setzt HTC damit ja einen neuen Trend.
Der grosse Screen erfordert auch eine grosse Batterie: Der Akku misst 3930 mAh und dürfte länger als einen Arbeitstag halten. Schnellladung gibts bei HTC, drahtloses Aufladen dagegen nicht – und das trotz Glasrückseite. Unverständlich. Auch die zusammendrückbaren Gehäuseseiten names «Edge Sense» sind wieder mit an Bord. Die können inzwischen noch präziser programmiert werden. So kann man für viele Apps einzeln festlegen, was die Squeeze-Funktion auslösen soll.
Das HTC U11 Plus hat eine Wählscheibe für Apps
HTC hat dem Gerät zusätzliche Spezialitäten in der Software spendiert, die auf Android 8.0 Oreo basiert. Die drei typischen Android-Knöpfe hat HTC auf dem Screen platziert. Sie lassen sich anpassen und sogar auf sechs Buttons erweitern. Speziellen Wert hat der Hersteller auf die Bedienung mit einer Hand gelegt, was ja bei einer Screen-Diagonale von 6 Zoll sonst nicht ganz einfach ist. Clever ist etwa der Edge Launcher. Drückt man das Gerät länger, startet eine App-Favoritenliste im Wählscheibenformat. Das gewünschte Programm kann man so mit einem Finger aufstarten.
Die Kamera konnten wir bei den Vorserienmodellen noch nicht so richtig ausprobieren. Der 12-Megapixel-Sensor mit f/1.7-Blende soll aber mindestens so gut sein wie beim U11. Dazu kommt eine 8-Megapixel-Selfiecam mit Panorama-Funktion.
Weiterhin legt HTC viel Wert auf die Soundqualität. So sind hochwertige USonic-Kopfhörer inklusive. Die werden mit USB-C angeschlossen, passen sich automatisch dem Gehör an und bieten sogar eine aktive Geräuschunterdrückung. Das U11+ hat zwei Stereo-Lautsprecher, die nochmals 30 Prozent lauter sind als im U11. Wer also mit dem Handy viel Video schaut, liegt mit dem U11 Plus sicher richtig.
849 Franken kostet das U11 Plus, das Ende November auf den Markt kommt. Ein fairer Preis für die Vollausstattung mit dem Topprozessor Snapdragon 835 und 6 GB Arbeitsspeicher. Dazu kommen gleich 128 GB Speicher, die mit Speicherkarte bis zu 2 TB erweiterbar sind. Oder aber man nutzt den zweiten Slot für eine zweite SIM-Karte.
Das HTC U11 Life hat erstmals Android One an Bord
Das HTC U11 Life versucht den Spagat zwischen Mittelklasse-Preis und Oberklasse-Features. So sind für die 379 Franken etwa die hochwertigen USonic-Kopfhörer und «Edge Sense» inbegriffen, also die zusammendrückbaren Seiten.
Bei der Kamera gibts nicht ganz das Flaggschiff-Niveau. Vorne und hinten kommt eine 16-Megapixel-Kamera mit f/2.0-Blende zum Einsatz. Die Hauptkamera bietet zwar 4K Video und HDR, fokussierte im ersten Test aber etws langsam. Zudem sind bei schlechtem Licht die Fotos nur mittelmässig. In dieser Preisklasse geht das in Ordnung, mehr aber auch nicht. Anders die Selfie-Cam, die ja ebenfalls mit 16 Megapixeln auflöst und eine f/2.0-Blende hat. Sie macht schöne, scharfe, weit überdurchschnittliche Porträts.
Das Design des Life ähnelt dem des grossen U11. Allerdings gibts auf der Rückseite kein echtes Glas, sondern Acrylglas. Optisch sieht das aber sehr ähnlich aus. Erfreulich für die Mittelklasse: Das U11 Life ist nach iP67 wasser- und staubdicht. Auch das 5,2-Zoll-Display geht mit einer Full-HD-Auflösung (1080 mal 1920 Pixel) durchaus in Ordnung.
Einen guten Eindruck macht das erstmals in Europa zum Einsatz kommende Android One. Das neue Google-Betriebssystem für günstigere Geräte basiert auf 8.0 Oreo. Es wirkt schlank und läuft auf dem Mittelklasse-Prozessor Snapdragon 630 mit 3 GB Arbeitsspeicher sehr flüssig. Die Käufer bekommen von Google eine Garantie, dass die Android-One-Handys für zwei Jahre regelmässig aufdatiert werden. Sicherheits-Updates gibts gar für drei Jahre. Ein grosser Vorteil, denn heute bekommen Smartphones in dieser Preisklasse oft nur wenige Updates und nur mit grosser Verspätung.
Die 379 Franken sind zum Start Anfang November sicher ein angemessener Preis. Das HTC U11 Life sticht vor allem mit der Optik und dem wasserfesten Gehäuse aus der Masse heraus.