Die ersten Tests waren vielversprechend - auch BLICK zeigte sich begeistert von der neuen Technik des Samsung Galaxy Fold. Das erste faltbare Handy auf dem Markt versprach neue Impulse für die gesamte Branche.
Doch dann tauchten nur zwei Tage nach dem ersten Hands-on bei gleich vier Testgeräten in den USA Probleme auf, unter anderem beim TV-Giganten CNBC, dem Wirtschafts-Kanal Bloomberg und dem Tech-Portal Verge. Auch BLICK berichtete darüber ausführlich. Es zeigten sich drei verschiedene Bildschirm-Schwierigkeiten.
Das grosse 7,3-Zoll-Display innen begann sich schrittweise zu verabschieden. Es flackerte, der biegbare Bereich war deutlich sichtbar und zeigte nicht mehr das richtige Bild an, schliesslich war das Telefon nicht mehr nutzbar.
Die oberste Schicht ist ein Schwachpunkt
Zusätzlich versuchten einige Tester, die oberste Schicht des Bildschirms abzuziehen. Sie ähnelt einer Bildschirm-Schutzfolie, wie sie teilweise von Herstellern von Anfang an aufs Display geklebt wird. Während die Folie bei unserem Testgerät nur bei genauem Hinschauen und speziellen Lichtverhältnissen sichtbar ist, scheint sie teilweise nicht überall gleich präzis aufgeklebt zu sein.
Die unsaubere Verarbeitung bewog auch die Testerin des renommierten Wall Street Journals dazu, an der Ecke rumzufummeln. Auch führte das zu Bildschirm-Problemen, wie sich inzwischen herausgestellt hat.
Fremdkörper unter dem Screen, auch bei BLICK
Beim Techportal Verge schliesslich ist plötzlich ein Fremdkörper unter dem Screen in der Falte spürbar, der auf das Display drückt und es von unten schädigt. Ob etwas von aussen hereingelangt ist oder ein Stück der mechanischen Teile des Scharniers abgebrochen ist, ist auch nach einigen Tagen unklar.
BLICK hat ebenfalls ein Testgerät von Samsung erhalten und zuerst keine Unauffälligkeiten bemerkt. Am Ostersonntag-Abend jedoch war auf einmal eine Unregelmässigkeit auf dem Screen zu sehen und vor allem auch zu spüren.
Und zwar genau in der Falte rund ein Zentimeter unterhalb des oberen Gehäuserandes. Wenn man mit dem Finger darüberstrich, fühlte es sich an wie ein Sandkorn. Und je nach Lichteinfall war der kleine Screen-Pickel mehr oder weniger stark zu sehen.
Nach rund zwei Stunden war der Spuk vorbei, die Unregelmässigkeit verschwunden. Einen bleibenden Schaden hat das Samsung Galaxy Fold wohl vorerst nicht davon getragen. Allerdings bleibt ein ungutes Gefühl.
Wie kommt ein Fremdkörper an diese Stelle? Wie kann so etwas nach so kurzer Zeit schon passieren? Und wie sieht das Gerät nach sechs oder zwölf Monaten dann aus? Zur Vollständigkeit: BLICK hatte das Gerät nicht einmal sechs Tage im Test, war damit nicht am Strand, hat es ganz normal genutzt und auch keine Folie abgezogen.
Die schlechten Nachrichten reissen nicht ab
Die Probleme mit den Screens scheinen erste Auswirkungen auf den Fahrplan des Herstellers zu haben. Laut diversen Medienberichten in den USA und Asien wurden die Launch-Events in Hong Kong und Shanghai verschoben.
Die ersten Testberichte sind teilweise vernichtend. Das Wall Street Journal etwa schreibt eine Non-Review und sagt Samsung: «We Are Not Your Beta Testers». Andere sind gnädiger, kommen aber trotz Begeisterung für das Grundprinzip zum Schluss: Kauft dieses Telefon momentan nicht.
Im BLICK-Test zeigen sich zwar viele positive Aspekte: Netflix auf dem grossen Screen schauen ist grandios, mit Genuss liest man auch längere Texte darauf. Und bildlastige Dienste wie Instagram sind prädestiniert für diesen Bildschirm. Das Samsung Galaxy Fold ist eine tolle Kombination aus Tablet und Smartphone.
Viele Probleme, die man erwartete, lösen sich im Test in nichts auf. Der 4380 mAh grosse Akku hält problemlos einen Tag, man kann durchaus mit sieben bis acht Stunden Bildschirm-Zeit rechnen. Auch mit dem kleinen Aussen-Screen lässt es sich leben, so lange man darauf nicht lange Messages tippen will.
Aber eben, über allem schwebt dieses ungute Gefühl. Auch wenn man daran glaubt, dass faltbare Handys die Zukunft sind. So werden sie kein Erfolg. Wer über 2000 Franken für ein Luxus-Gadget ausgibt, der will keine Angst haben, dass es nach ein paar Wochen oder Monaten schon kaputt geht. Für diesen Preis erwartet man robuste Qualität.
Das Samsung Galaxy Fold bietet momentan vor allem eines: Unsicherheit. Mit gutem Gewissen kann man das Handy in dieser Form niemandem weiterempfehlen.