Nicht oft erleben Technik-Fans den Start einer ganz neuen Geräte-Kategorie. Am 3. Mai ist es endlich wieder so weit. Samsung bringt das erste faltbare Smartphone in der Schweiz auf den Markt.
Und dieses neue Konzept ist nicht nur einfach eine Weiterentwicklung oder eine verrückte Laune des Herstellers, sondern etwas ganz Neues. Das zeigt auch der erste, exklusive Test, den BLICK in London bei Samsung machen konnte.
Das Galaxy Fold nochmals kurz vorgestellt: Das Smartphone hat zwei Screens. Gefaltet kann man einen 4,6-Zoll-Amoled-Bildschirm nutzen. Innen gibts ein in der Hälfte geknicktes 7.3-Zoll-Display, das sich beim Aufklappen in voller Grösse entfaltet.
Technisch gibts alles, was man von einem Flaggschiff erwartet – die Ausstattung ist hier ganz ähnlich wie beim Galaxy S10. Sprich der neuste Achtkern-Prozessor mit grandiosen 12 GB Arbeitsspeicher. Dazu 512 GB Speicher, der aber nicht erweiterbar ist. Die zweigeteilte Batterie hat eine Kapazität von 4380 mAh.
Das Galaxy Fold kann man drahtlos oder mit Quickcharge laden, den Fingerabdruck-Scanner findet man aber nicht unter dem Bildschirm, sondern an der Seite auf dem Bixby-Knopf.
Einziger Minuspunkt gegenüber dem S10: ein Kopfhörer-Anschluss fehlt. Vielleicht sind darum beim Fold auch gleich drahtlose Kopfhörer dabei, die sonst 170 Franken kosten.
So fühlt sich das faltbare Samsung an
Der erste Eindruck, wenn man das Galaxy Fold in die Hand nimmt: Es ist dicker, aber auch schmaler als gewohnt. Der Aussenscreen ist recht klein, hat dicke Ränder und taugt primär für Standard-Anwendungen wie Anrufe annehmen, Nachrichten lesen oder einhändig etwas tippen.
Sobald man den Bildschirm längere Zeit nutzen will, klappt man das Fold auf. Und das macht richtig Spass. Das solide Scharnier mit Magnet-Verschluss lädt zum Spielen ein. Auf und zu – mit angenehmen Klappgeräusch.
Der 7,3-Zoll-Screen ist faszinierend. Hell, leuchtend, hochauflösend und ein Genuss. Etwa für 360-Grad-Videos, Instagram-Fotos oder Games. Man hält eben wirklich ein kleines Tablet in den Händen.
Der biegbare Touchscreen fühlt sich anders an als gewohnt. Schliesslich fährt man mit dem Finger über Kunststoff und nicht über Glas. Nach ein paar Minuten hat man das aber vergessen.
Etwas mehr Gedanken macht man sich über die spür- und sichtbare Falte, dort wo sich der Bildschirm knickt. Samsung verspricht 200’000 Biegungen und damit rund fünf Jahre Nutzung. Der Langzeit-Test wird zeigen müssen, ob die neue Technik wirklich so robust ist.
Immerhin: Der grosse Screen ist gut geschützt, weil er nicht nach aussen klappt, sondern wie ein Buch oder Laptop gegen innen. Zusätzlich gibts von Samsung auch gleich ein Case im Lieferumfang. Weiter erhält man eine Versicherung gegen Wasserschäden und Beschädigungen, falls das Gerät aus den Händen fällt – zumindest in einigen Märkten. Ob auch die Schweiz dazugehört, ist noch unklar.
Schönheitsfehler beim ersten Falt-Phone
An einigen Details merkt man, dass Samsung Kompromisse eingehen musste. So gibts eine unschöne Aussparung im grossen Bildschirm für die Selfiekameras. Allerdings geht diese «Notch» im Gebrauch schnell vergessen.
Auch der deutlich sichtbare Spalt zwischen den zwei zusammengeklappten Hälften wirkt etwas unfertig. Aber das ist technisch wohl momentan nicht anders möglich.
Im Alltag dürfte das alles nicht stören. Da ist der wirklich sehr kleine und schmale 4,6-Zoll-Aussendisplay schon bedeutender. Texte tippen ist darauf nicht ganz einfach, und auch sonst wirkt er wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Wer sich ein Galaxy Fold kauft, wird das Gerät wohl so oft wie möglich aufklappen.
Übrigens: Obwohl das Fold fast so dick ist wie zwei Smartphones und mit 263 Gramm sehr schwer, lässt es sich trotzdem in die Hosentasche stecken. Dort fühlt es sich nicht anders an als ein grosses Flaggschiff der aktuellen Generation.
Neues App-Gefühl auf beiden Bildschirmen
Toll gemacht ist der fast verzögerungsfreie Wechsel zwischen den zwei Displays. Startet man etwa eine App im kleinen Format und klappt das Fold dann auf, so ist die Anwendung auch auf dem 7,3-Zoll-Bildschirm offen. Man kann nahtlos weiterklicken.
Und im Grossformat lässt sich nicht nur eine App öffnen, sondern gleich drei nebeneinander. Verzögerungsfrei kann man zwischen den Programmen hin- und herwechseln, etwa ein Youtube-Video schauen, daneben über Whatsapp chatten und im Internet etwas suchen.
Extrem-User können gar bis zu acht Apps gleichzeitig öffnen, drei nebeneinander und weitere fünf als überlappende Fenster. So hat man Multitasking auf einem Smartphone noch nie gesehen.
Das Fazit des ersten Hands-on mit dem Galaxy Fold
Natürlich ist das Galaxy Fold weit weg von einer perfekten Lösung für die mobile Zukunft. Es ist das erste seiner Art – und es wird Zeit brauchen, bis faltbare Telefone voll alltagstauglich sind.
Aber: Das Galaxy Fold macht im ersten Test einen ausgezeichneten Eindruck. Kaum jemand hätte Anfang Jahr gedacht, dass schon im Mai ein Hersteller ein solches Gerät in Serienreife auf den Markt bringt.
Und das Samsung-Device zeigt die Zukunft auf: Die faltbaren Geräten sind der erste grosse Schritt, seitdem die Smartphones die klassischen Handys abgelöst haben, unter anderem mit der Lancierung des ersten iPhones 2007.
In ein paar Jahren wird der mobile Computer, der sich flexibel den verschiedenen Einsatzzwecken anpasst, Standard sein. Und es geht ja Schlag auf Schlag weiter: Schon in ein paar Monaten bringt auch Huawei ein faltbares Handy in die Schweiz.