Samsung Galaxy A9 im Test
Wie gut ist das erste Handy mit vier Kameras?

Samsung packt erstmals ein Kamerasystem mit vier Linsen in ein Smartphone. Nicht etwa in ein neues Flaggschiff, sondern ins Galaxy A9 für 520 Franken. Was bringt das?
Publiziert: 27.12.2018 um 15:00 Uhr
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Das Samsung Galaxy A9 kostet rund 520 Franken im Handel.
Foto: Lorenz Keller
Lorenz Keller
Lorenz KellerDigital-Redaktor

Etwas seltsam ist die Modellpolitik von Samsung schon. Die beiden Flaggschiffe des Herstellers, das S9 und das Note 9, haben beide ein Kamerasystem mit nur zwei Linsen. Heute bereits Standard in der Branche – Huawei zeigte aber beim P20 Pro und dem Mate 20 Pro, dass mit drei Linsen noch mehr fotografische Freiheiten möglich sind.

Vor wenigen Wochen nun zog Samsung nach und baute erstmals ebenfalls drei Linsen ein. Aber nicht in ein Flaggschiff, sondern ins Galaxy A7, das nur rund 300 Franken kostet. Im BLICK-Test erhielt das Mittelklasse-Gerät durchaus gute Noten.

Nun kommt sogar ein Modell mit vier Kameras auf den Markt. Aber wieder ist es kein Flaggschiff, sondern ein Gerät aus dem obersten Bereich der Mittelklasse. Das Galaxy A9 kostet rund 520 Franken im Handel.

Ja, das Handy ist auch abgesehen von der Kamera eine etwas komische Mischung aus Topleistung und Mittelklasse. Optisch ist es kein Highlight und unterdurchschnittlich. Recht dicke Ränder oben und unten am Display, die nicht genutzt werden. Auch auf der Seite ist das Gehäuse deutlich zu sehen.

Tolle Display-Qualität, viel Speicher, altes Android

Samsung hat dem Galaxy A9 einen 6,3-Zoll-Amoled-Screen mit 2220 auf 1080 Pixel spendiert. Ein sehr schöner Bildschirm, wie immer bei Samsung: hell, leuchtend, kontrastreich und hochwertig.

Die Rückseite ist zwar wie heute üblich aus Glas, drahtlos laden kann man aber weiterhin nur die Topmodelle von Samsung. Wasserdicht ist das Gehäuse ebenfalls nicht. Dafür gibts weiterhin einen Kopfhöreranschluss und einen gut platzierten Fingerabdruckscanner auf der Rückseite.

Top auch, dass gleich 128 GB Speicher standardmässig eingebaut sind. Und die können erst noch erweitert werden. Vorbildlich: Samsung stellt gleich drei Slots zur Verfügung, für eine Speicherkarte und zwei SIM-Karten.

Der Qualcomm Snapdragon 660 Prozessor ist klar Mittelklasse, kommt allerdings mit starken 6 GB Arbeitsspeicher. So läuft alles sehr schnell. Flüssiger wär’s aber sicher, würde der Hersteller nicht seine eigene Oberfläche über Android stülpen. Die Folge ist auch, dass diese nur auf Android 8.0 Oreo basiert, obwohl es ja schon seit ein paar Monaten eine neue Version gibt. 

Die Kamera ist nur bei gutem Licht wirklich gut

Mit 520 Franken ist das Galaxy A9 ja in der Mittelklasse eher teuer. Rechtfertigen kann man diesen Preis nur mit dem einzigartigen Kamerasystem. Tatsächlich hat Samsung extrem viel reingesteckt: Features und Auswahlmöglichkeiten en masse.

Zuerst einmal zu den vier Linsen:

  • 120-Grad-Weitwinkel-Linse mit 8 Megapixeln und Blende f2.4
  • Tele-Linse mit doppeltem optischem Zoom mit 10 Megapixeln und Blende f2.4
  • Hauptkamera mit 24 Megapixeln, optischer Bildstabilisierung und Blende f1.7
  • Tiefensensor mit 5 Megapixeln und Blende f2.2 für Live Fokus

Faktisch hat man also nur drei Optiken zur Verfügung: Weitwinkel, normal und zweifacher Zoom. Die vierte Linse hilft beim Porträt-Effekt mit unscharfem Hintergrund – was übrigens auch die Samsung-Modelle mit zwei Linsen und gar ein Google Pixel mit nur einer Linse schafft.

Ein Gewinn ist sicher die Kombination von Weitwinkel und Zoom, sodass man halt je nach Situation ganz andere Bilder schiessen kann. Das Problem ist aber, dass diese Linsen nicht so lichtstark sind. So schiesst man zwar sehr gute Bilder bei normalem Tageslicht, bei schwierigeren Verhältnissen sind die Fotos aber nur noch mittelmässig. Das können die Flaggschiffe, jene von Samsung, aber auch jene der Konkurrenz, definitiv besser.

Aber es gibt im A9 viele spannende Features, etwa den Szenenoptimierer, der automatisch erkennt, was man aufnimmt und die Einstellungen darauf abstimmt. Oder auch die Super Slow Motion aus den Samsung-Topmodellen, die allerdings mangels automatischer Bewegungserkennung etwas schwieriger auszulösen ist.

Schade ist, dass dieses Kamera-Phone zwar einen Knopf hat, der ideal als Auslöser wäre. Dieser startet aber nur den Sprachassistenten «Bixby», der immer noch kein Deutsch kann. Eine verpasste Chance.

Das BLICK-Testfazit: Das Samsung Galaxy A9 bietet viel Ausstattung in einem langweilig designten Gehäuse. Die Vierfach-Kamera ist leider kein wirklicher Gewinn im Vergleich zu anderen Modellen. Zwar gewinnt man fotografische Möglichkeiten, die Qualität der Bilder ist aber weniger gut als etwa im Topmodell Galaxy S9. Und das bekommt man inzwischen schon für 550 Franken.

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