Böse Erinnerungen werden wach: Schon einmal erlebte Samsung ein PR-Desaster mit einem zu starkt auf Leistung getrimmten Smartphone. Design- und Produktionsprobleme beim Note 7 führten dazu, dass einige Geräte Feuer fingen. Weltweit mussten alle Geräte zurückgerufen werden. Ein riesiger Image-Schaden, auch weil der koreanische Hersteller zu spät reagierte und so unter anderem damit leben musste, dass eine Zeit lang auf fast jedem Flug explizit darauf hingewiesen wurde, dass der Betrieb des Samsung Galaxy Note 7 verboten ist.
Nun droht vielleicht die nächste Katastrophe: Eben erst am Montag und Dienstag hat Samsung das neue Galaxy Fold erstmals Journalisten gezeigt - und weltweit positive Kritiken erhalten. Auch BLICK durfte das Falt-Handy in London ausprobieren und sich das neue Konzept anschauen.
Einige Tech-Journalisten und bekannte Youtuber erhielten auch gleich ein Testgerät. Und bei mindestens vier von ihnen ging schon nach zwei Tagen der Bildschirm kaputt. Darunter Testern des TV-Giganten CNBC, des Wirtschafts-Portals Bloomberg und von Verge, dem wichtigsten Tech-Portal der USA.
Bislang drei verschiedene Screen-Probleme mit dem Samsung Galaxy Fold
Es zeigen sich momentan drei verschiedene Bildschirm-Schwierigkeiten. Das grosse 7,3-Zoll-Display innen beginnt sich Schrittweise zu verabschieden. Es flackert, der biegbare Bereich ist deutlich sichtbar und zeigt nicht mehr das richtige Bild an, schliesslich ist das Telefon nicht mehr nutzbar.
Zu einem Teil selbstverschuldete Probleme gibts, wenn die Tester versuchen, die oberste Schicht des Bildschirms abzuziehen. Sie scheint teilweise auszusehen wie aufgesetzt und einer Bildschirm-Schutzfolie zu ähneln, wie sie teilweise von Herstellern von Anfang an aufs Display geklebt wird.
Muss man für einen Test Fotos und Videoaufnahmen machen, stört diese Folie jeweils, daher ziehen viele Tech-Journalisten diese gleich ab. Doch das Galaxy Fold hat eben keine Folie auf dem Screen, sondern die oberste Schicht scheint nicht immer ganz sauber aufgetragen zu sein, so dass mehrere erfahrene Tester versucht haben, diese abzuziehen. Was das Display ebenfalls schädigen kann. Unter anderem dem bekanntesten Tech-Youtuber der USA ist das passiert, nämlich Marques Brownlee, auch bekannt als MKBHD.
Fremdkörper unter dem Display-Falz
Beim Techportal Verge schliesslich ist plötzlich ein Fremdkörper unter dem Screen in der Falte spürbar, der auf das Display drückt und es von unten schädigt. Ob etwas von aussen hereingelangt ist oder ein Stück der mechanischen Teile des Scharniers abgebrochen ist, ist weiterhin unklar.
BLICK hat ebenfalls ein Testgerät von Samsung erhalten und seit Dienstagnachmittag im Einsatz. Hier sind bislang keine Auffälligkeiten sichtbar.
Problematisch sind die Schwierigkeiten unter anderem, weil in den USA die Vorbestellungen schon laufen, das Gerät bereits ausverkauft ist und in rund einer Woche ausgeliefert werden soll. In der Schweiz startet der Vorverkauf am 26. April, Auslieferung wäre am 3. Mai.
Auf Anfrage von BLICK hat sich Samsung Schweiz offiziell zu den Ereignissen geäussert. Die betroffenen Geräte werden untersucht – und man dürfe auf keinen Fall die oberste Schutzschicht abziehen.
Der exakte Wortlaut – in der zweiten von Samsung verschickten Version:
«Eine limitierte Anzahl an Galaxy Fold wurde Medienvertretern zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Wir haben einige Berichte über das Display dieser Testgeräte erhalten. Wir werden sie einer gründlichen Untersuchung unterziehen, um die Ursache zu ermitteln.
Darüber hinaus berichteten einige Tester, dass sie die oberste Folie des Displays entfernt hatten, was zu Schäden am Bildschirm führte. Das Hauptdisplay des Galaxy Fold verfügt über eine obere Schutzfolie, die Teil der Display-Struktur ist, die den Bildschirm vor unbeabsichtigten Kratzern schützt. Das Entfernen der Schutzschicht oder das Aufkleben weiterer Schutzfolien auf das Hauptdisplay kann zu Schäden führen. Die Verpackung des Galaxy Fold wird deutlich darauf hinweisen, dass die Displayschutzfolie nicht entfernt werden soll.»
In einem ersten Statment hatte Samsung noch den Eindruck erweckt, Tester hätten die Warnhinweise übersehen. Allerdings zeigen die Unbox-Videos von diversen Tech-Journalisten, dass die Warnung vor dem Entfernen der Folie bei den Test-Geräten noch fehlte.