Bisher war der chinesische Hersteller OnePlus deutlich günstiger als die Top-Marken. Vor allem in den USA ist die Marke damit sehr erfolgreich. Bei uns gibts noch nicht mal eine reguläre Vertretung.
Das übernehmen dafür Händler wie Digitec.ch, wo das OnePlus 7 Pro für 819 Franken erhältlich ist. Übrigens trotz erschwertem Import kaum teurer als etwa in Deutschland.
Das neuste Modell soll erstmals die Flaggschiffe von Huawei und Samsung frontal angreifen – und das nicht nur beim Preis. Tatsächlich ist das Huawei P30 Pro weniger als 100 Franken teurer, das Samsung Galaxy S10 Plus knapp 150 Franken.
Das ist eine neue Herausforderung für OnePlus. Denn nun ist der Brand nicht mehr nur einfach gut und günstig, sondern nur noch etwas günstiger. Dafür steigen die Anforderungen. Vom 7 Pro erwartet man Topqualität, es muss in jedem Bereich mit den Flaggschiffen von Samsung oder Huawei mithalten können.
Display und Design sind herausragend
Der erste Eindruck ist schon einmal beeindruckend. Denn das OnePlus 7 ist vielleicht das schönste Smartphone auf dem Markt. Der hochauflösende und helle Amoled-Screen ist schön über die Seiten gezogen, oben und unten gibts fast keinen Rand mehr. So kommt der 6,67 Zoll grosse Screen bestens zur Geltung.
Ja, es gelingt dem Hersteller sogar, im Vergleich zu Huawei und Samsung nochmals mehr Bildschirm einzubauen, ohne dass das Handy spürbar grösser wurde. Einmalig ist auch die 90 Hertz Bildwiederholrate. Sie ist ideal für Games, macht aber auch die Übergänge zwischen Apps und Menüs wunderbar flüssig.
Einen Notch oder eine Aussparung für die Selfie-Cam gibts nicht. Die ist ins Gehäuse integriert und fährt heraus, wenn man sich selber fotografieren will. Auch das ein Hingucker. Natürlich ist ein solches mechanisches Bauteil anfälliger als eine integrierte Kamera, aber es sollte die Lebensdauer des Handys nicht verkürzen.
Lässt man es fallen, fährt die Kamera schnell ein. Im BLICK-Test hat das problemlos funktioniert. Der Sicherheitsmechanismus ist genug schnell, dass die Zeit auch reicht, wenn das Handy nur aus 20 Zentimetern runterfällt.
Die Rückseite des 7 Pro ist unspektakulär, schön verarbeitet und elegant, aber etwas langweilig und vor allem rutschig. Zudem steht die Dreifach-Kamera leicht heraus. Das Gehäuse ist übrigens durchaus wasserfest, auch wenn eine entsprechende Zertifizierung fehlt. Die hat sich der Hersteller gespart.
Top-Ausstattung – nur drahtloses Laden fehlt
Zum guten Gefühl gehört auch die auf Android 9 basierende Oberfläche. Die sieht schick aus, läuft richtig zackig und wirkt schön schlank. Dazu gibts praktische Extras, etwa Mal-Gesten. Zeichnet man etwa mit dem Finger einen Kreis auf den ausgeschalteten Screen, startet sofort die Kamera.
In der Basisversion gibts den neusten und schnellsten Snapdragon 855 Prozessor mit 6 GB Arbeitsspeicher. Dazu 128 GB Speicher, der leider nicht erweiterbar ist. Zwei SIM-Karten-Slots sind ebenfalls Standard.
Zur erstklassigen Ausstattung gehört auch der 4000 mAh grosse Akku, der auch für Hardcore-User einen Tag hält. Schade einzig, kann man diesen nicht drahtlos aufladen. Das ist wohl das einzige Feature, das im Vergleich zu den absoluten Top-Geräten fehlt.
Einen Fingerabdruck-Scanner unter dem Display dagegen hat OnePlus eingebaut. Der zeigt wohl die bisher schöne Animation, wenn man das Telefon entsperrt. Aber er ist wie bei der Konkurrenz einfach nicht ganz so präzis und schnell wie ein normaler Scanner.
Die Kamera hält vorne mit – mehr aber nicht
Bislang waren die Kameras die Schwachpunkte der OnePlus-Modelle. In diesem Bereich merkte man den grössten Unterschied zu den 300 oder 400 Franken teureren Modelle.
Nun ist die Preisdifferenz kleiner geworden. Und der Hersteller hat bei der Kamera deutlich aufgerüstet. Man bekommt eine Dreifach-Kamera mit Weitwinkel und Zoom – wie das heute so üblich ist.
Das System überzeugt und kann in fast allen Bereichen mit Huawei oder Samsung mithalten. Ausgezeichnet ist der Bokeh-Effekt, also wenn automatisch Porträts mit unscharfem Hintergrund erstellt werden. Bei schwierigen Lichtsituationen, etwa bei starkem Gegenlicht, macht das 7 Plus Fotos mit etwas weniger Dynamik als die Konkurrenz.
Die Selfiekamera mit 16 Megapixeln ist gut, aber man hätte bei der spektakulären Slider-Inszenierung irgendwie etwas spektakulärere Resultate erwartet. Dafür gibts einen Nachtmodus, der in der Dunkelheit wahre Wunder vollbringt. Schade, gibts den nicht für die Weitwinkel-Linse. Und schade auch, funktioniert der Modus wirklich nur, wenn es ganz dunkel ist.
Das BLICK-Testfazit des OnePlus 7 Pro
Das OnePlus 7 Pro überzeugt mit dem vielleicht besten Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Topgeräten. Allerdings ist der Abstand zur Konkurrenz nicht gross. Im positiven Sinn: nämlich bei der Qualität und der Performance. Aber auch im negativen Sinn: Denn das 7 Pro ist nicht mehr viel günstiger als vergleichbare Geräte.
Aber: Je wichtiger einem Design, Display und ein schlankes und schnelles Betriebssystem sind, desto eher wird in der persönlichen Rangliste OnePlus sogar Huawei und Samsung überholen. Vom 500 Franken teureren iPhone XS Max gar nicht zu reden.