Nicht nur in China ist OnePlus eine grosse Nummer, sondern auch in den USA. Hier überzeugt die Marke die Käufer seit einigen Jahren mit Top-Geräten, die deutlich günstiger sind als jene der Konkurrenz aus Japan, Korea oder den USA. In Europa fasst OnePlus – die Marke gehört zum selben Konzern wie Vivo und Oppo – nur langsam Fuss.
Gabs die Smartphones in der Schweiz lange Zeit nur als Grauimport, scheint OnePlus endlich bei uns angekommen sein. Jedenfalls gibts das OnePlus 6 bei einem Dutzend Händlern zum recht einheitlichen Preis von 630 Franken in der Basisversion. Und wir mussten uns erstmals ein Testgerät nicht über einen Händler besorgen, sondern bekamen es vom Hersteller via PR-Firma in Deutschland.
Erfreulich ist auch, dass der Preis wegen des komplizierten Imports nicht signifikant höher ist als in den USA. Somit ist das Gerät tatsächlich sehr konkurrenzfähig. Das Samsung S9 Plus etwa kostet über 100 Franken mehr.
Das OnePlus 6 ist unauffällig – aber perfekt bis ins Detail
Der chinesische Hersteller macht keine auffälligen Smartphones. Das Design ist zwar modern. Das Amoled-Display mit 6,28 Zoll ist richtig chic, dank 2280 auf 1080 Pixel hoch aufgelöst und hat nur sehr schmale Gehäuseränder. Dazu kommt der trendige Notch, also die Aussparung für Kamera und Sensoren im Bildschirm.
Auch hinten setzt OnePlus auf schlichtes, klares Design, das dank Glasrückseite trotzdem modern wirkt. Die Vorgänger waren noch etwas langweiliger, aber auch beim OnePlus 6 wird niemand auf den ersten Blick das neuste Flaggschiff erkennen.
Der Hersteller setzt lieber auf Details, die sich im Alltag als komfortabel erweisen. Viele Konkurrenten verzichten inzwischen auf einen Kopfhöreranschluss, OnePlus nicht. Der Schiebeschalter auf der Seite, um das Telefon in den Vibrationsmodus oder auf lautlos zu stellen, ist praktisch. Und die auf Android 8.0 Oreo basierende Bedienoberfläche ist schlank, schnell und ganz nahe am Android-Original.
Wer dem Gerät etwas mehr Charakter verleihen will, kann das mit einer Hülle tun. OnePlus hat uns mehrere zum Test geschickt. Eine Premiere, die aber zeigt, dass die Chinesen auch hier auf Perfektion bis ins Detail setzen. Die Hüllen passen wie angegossen, sehen chic aus, und es gibt sie in ganz unterschiedlichen Texturen und Farben. Eine simple Plastikhülle wird übrigens standardmässig mitgeliefert.
Technik hochwertig, Kamera nur gut, Lautsprecher ungenügend
Technisch gibt sich das OnePlus 6 keine Blösse. Der Qualcomm-Snapdragon-845-Prozessor kommt mit 6 oder 8 GB Arbeitsspeicher. Dazu gibts entweder 64 oder 128 GB Speicher, Dual-SIM, einen schnellen Fingerabdruck-Scanner und Gesichtserkennung.
Der Hersteller setzt auf eine Dual-Cam mit 16 und 20 Megapixeln. Damit kann man zoomen und schöne Bokeh-Fotos mit unscharfem Hintergrund schiessen. Insgesamt sind die Bilder sehr schön, aber eben auch nicht aussergewöhnlich. Da haben etwa das Huawei P20 Pro und das Samsung Galaxy S9 mehr zu bieten. Eher ganz vorne auf dem Podest steht die 16-Megapixel-Selfie-Cam, die auch bei mässig gutem Licht überzeugend ist. Auch hier überzeugt die Porträtfunktion.
Etwas enttäuschend ist der Akku, der mit 3300 mAh nur mittelmässige Leistung bringt. Für einen Arbeitstag reicht das aber knapp, da das Betriebssystem mit den Ressourcen schonend umgeht. Eine Schwäche ist auch, dass man den Speicher nicht erweitern kann, auch nicht beim 64-GB-Modell. Schade ist auch der Verzicht auf die Option, das OnePlus 6 drahtlos zu laden.
Eine Enttäuschung ist der integrierte Lautsprecher, der schon bei geringer Lautstärke scheppert. Zwar ist das OnePlus 6 laut Hersteller wasserfest – zumindest bei Spritzwasser oder Regen. Auf ein offizielles Rating wird aber verzichtet. Man muss also einfach darauf vertrauen, dass nichts passiert. Im Test hat auch der Vibrationsmotor nicht gefallen, der selbst auf Klicks Rückmeldung gibt. Die Vibrationen fühlen sich total unnatürlich an.
Das BLICK-Testfazit: Das OnePlus 6 ist das beste Smartphone, das man für rund 600 Franken kaufen kann. Wer kein grösseres Budget hat, der wird mit dem Gerät sehr zufrieden sein. Es ist zwar nicht auffällig, aber rundum gut mit nur wenigen Schwächen. Für 100 bis 150 Franken mehr bekommt man dann allerdings Smarpthones, die zum Teil nochmals ein wenig besser und innovativer sind, etwa bei der Kamera.