Alle sprechen immer von Apple, Samsung und Huawei. Aber es gibt ja noch weitere Marken, die Flaggschiffe herstellen, mit dem Anspruch, ganz vorne mitzuspielen. Dazu gehört auch LG. Die Koreaner sind zwar nicht wirklich erfolgsverwöhnt, versuchen aber trotzdem Jahr für Jahr, mit neuen Ideen Fans zu finden.
Beim V50 ThinQ 5G ist dies ein zweiter Screen. Der ist in eine Hülle integriert, die man einfach ans normale Handy klickt – und schon hat man doppelt so viel Bildschirm zur Verfügung. Zum normalen 6,4-Zoll-Display kommen nochmals 6,2 Zoll dazu.
Da es doch eine grosse Lücke zwischen den zwei Bildschirm-Flächen gibt, ist dieser tatsächlich als Zweitscreen gedacht, also für eine zweite Anwendung. Man schaut zum Beispiel etwas auf Netflix und kann gleichzeitig über Whatsapp Nachrichten verschicken. Oder man kann das Navi laufen lassen und nebenan im Internet surfen.
Im Test funktioniert das sehr gut, der Snapdragon 855 Prozessor mit 6 GB Arbeitsspeicher kommt mit Multitasking gut klar. Der 4000-mAh-Akku kommt da schon eher an seine Grenzen. Wer nicht dauernd beide Bildschirme nutzt, dürfte aber trotzdem ohne Nachladen durch den Tag kommen.
Ideales Handy zum «Fortnite»-Gamen
Zusätzlich hat LG einige Anwendungen speziell für den Dual-Screen optimiert. Die Stärken zeigt die Neuheit etwa beim Gamen. Im Test haben wir das mit «Fortnite» ausprobiert. Aufs Hauptdisplay legt man ein virtuelles Gamepad, so bleibt die Sicht frei auf den Zweitscreen, wo das Game läuft.
Es gibt vier verschiedene Gamepad-Varianten, allerdings werden nicht alle Spiele einfach so unterstützt. Da muss man etwas ausprobieren und rumpröbeln. Schade ist auch, dass der Dual-Screen nur in zwei Positionen fix hält, nämlich ganz flach oder in einem 90-Grad-Winkel. Stufenlos verstellbar wäre gerade beim Zocken viel angenehmer.
Das gilt auch für eine zweite Funktion, für die das V50 ThinQ prädestiniert ist. Die Hülle dient beim Youtube- oder Netflix-Schauen als Standfuss. So hat man einen kleinen Fernseher, den Bildschirm im Fuss kann man mit einem Knopfdruck ausschalten, das ist sehr praktisch. Schade einzig, dass der Sound nur mittelmässig ist.
Toll auch, dass man den zweiten Screen nutzen kann, um Fotos anzuschauen, während man nebenan die Kamera nutzt. Man hat also immer die perfekte Übersicht, wie das Foto tatsächlich herausgekommen ist, und man kann das Bild teilen – ohne aus der Kamera-App zu klicken.
Das grösste Problem für das LG-Flaggschiff ist aber der Preis. In der Schweiz ist es momentan primär bei der Swisscom erhältlich und kostet dort ohne Abo 1299 Franken. Die Hülle mit dem zweiten Bildschirm kostet nochmals 199 Franken.
Ein stolzer Preis. Klar, dafür bekommt man etwa auch einen 5G-Chip, der das Gerät deutlich verteuert. Und auch sonst ist die Technik auf aktuellem Stand. Aber zu diesem Preis müsste es eben auch herausragende Features geben.
Wenn gut nicht gut genug ist
Stattdessen findet man nur viel Gutes. Etwa die insgesamt fünf Kameras. Die drei Linsen der Hauptkamera schiessen von Weitwinkel bis Zoom bei gutem Licht schöne Fotos, im Dunkeln fehlt der zuschaltbare Nachtmodus. Auch sonst sind die Bilder bei schwierigen Verhältnissen immer etwas schlechter als etwa jene des neuen iPhones.
Die Selfiecam mit zwei Linsen kann da schon eher mit den Top-Kameraphones mithalten. Es ist ein weiterer Winkel möglich, dazu schöne Porträt-Aufnahmen mit unscharfem Hintergrund.
Das Design ist langweilig. Nicht auf der Höhe der Zeit sind die recht dicken Ränder um den Screen und der deutlich sichtbare Notch. Ohne, dass man dafür im Gegenzug die richtig sichere Gesichtserkennung mit zusätzlichen Sensoren erhält. Der Fingerabdruck-Scanner ist wie früher auf der Rückseite zu sehen.
Leider muss man auch rund um das Case Abstriche machen. So werden etwa die Lautstärke-Knöpfe halb verdeckt, wenn man es offen hat. Und es wirkt einfach insgesamt auch nicht so hochwertig, wie man das in diesem Preisbereich erwarten würde.
Das BLICK-Testfazit: Das V50 von LG lohnt sich nur, wenn man 5G nutzt und gleichzeitig unbedingt einen zweiten Bildschirm möchte. Für alle anderen Nutzer gibts in der Android-Welt bessere Alternativen.