Das Jahr ist fast um. LG lanciert kurz vor Weihnachten nochmals ein neues Top-Smartphone in der Schweiz. Alle anderen Marken haben ihre Neuheiten für dieses Jahr schon auf den Markt gebracht. Da ist es natürlich schwierig für einen Nachzügler, vor allem da dieser mit einem offiziellen Verkaufspreis von 899 Franken ziemlich teuer ist. Andere Flaggschiffe sind im Preis schon deutlich gesunken, etwa ein Galaxy S8 auf 630 Franken oder ein Nokia 8 auf 579 Franken. Das V30 ist im Handel bereits für 50 Franken weniger erhältlich. Viel tiefer dürfte der Preis in den nächsten Wochen aber nicht mehr fallen.
Dieses Handicap versucht LG mit speziellen Features auszugleichen. So fokussiert sich das Sechs-Zoll-Gerät auf Fotos und vor allem auf Videos. Dazu hat der Hersteller eine Dual-Cam eingebaut: Bemerkenswert ist die Blende von f/1.6 bei der 16-Megapixel-Hauptkamera, die somit theoretisch besser ist als bei fast allen Konkurrenten. Tatsächlich macht das V30 schöne Fotos mit leuchtenden Farben und starkem Kontrast, auch in der Dämmerung. Ein grosser Unterschied zur Konkurrenz ist nicht feststellbar.
Dann schon eher bei der zweiten Linse mit 13-Megapixel-Sensor. Diese schiesst Weitwinkel-Bilder ohne starke Verzerrungen. Das sieht oft ziemlich cool aus – und ist ein Unikum in dieser Klasse. Die Konkurrenz setzt auf Doppelkameras mit Zoom- oder Monochrom-Effekt. Schade, fällt die Selfie-Cam mit fünf Megapixeln total ab. Die ist im Vergleich höchstens Mittelmass.
Unverständlich, da LG das Phone ja als Video-König verkaufen will, also etwa für Blogger, Influencer oder Youtuber. Immerhin halten die Videofunktionen das Versprechen. So gibts diverse Effekte, die man direkt vor der Aufnahme einstellen kann. Von leichter Farbkorrektur wie «Dokumentarfilm» oder «Sommerkassenschlager» bis zu stark verfremdenden Einstellungen wie «Noir» oder «Historisch». Dank der Möglichkeit, Vignetten einzublenden und die Stärke stufenlos zu regulieren, sind diese Effekte mehr als nur Filter.
Das Gehäuse des LG V30 ist wasserfest
Schöne Clips hat die zweite Spezialfunktion ergeben. Diese heisst «Point Zoom» und ermöglicht eine Art virtuelle Kamerafahrt. Man klickt auf ein Ziel (auch wenn es sich nicht in der Mitte des Screens befindet) und darauf wird mit einem wählbaren Tempo gezoomt. Das funktioniert sanft und ruckelfrei, auch wenn natürlich etwas an Qualität verloren geht. Schade eigentlich, sind beide Effekte nur mit der normalen Linse nutzbar, nicht im Weitwinkel. Zu sehen ist das alles im Video.
Rund um diese Video- und Fotospezialitäten bietet LG ein ausgezeichnetes Gesamtpaket. Das Randlos-Design wirkt modern, auch wenn das wasserfeste Gehäuse aus Glas und Metall oben und unten immer noch deutlich zu sehen ist – der schnelle Fingerabdruck-Scanner ist trotzdem auf der Rückseite platziert. Er liegt aber gut erreichbar deutlich unter der Kamera und dient auch zum Ein- und Ausschalten.
Überraschend ist, wie leicht das Gerät ist. 158 Gramm stehen auf dem Datenblatt, zusammen mit den nur 7,4 Millimeter Höhe und den abgerundeten Kanten ergibt sich ein sehr schlanker Eindruck. Der OLED-Screen macht einen sehr guten Eindruck, die knalligen Farben und die Helligkeit gefallen. Allerdings ist die Benutzeroberfläche ziemlich langweilig. Nicht Standard-Android, aber eben auch nicht mit vielen Zusatzfeatures.
Mittelmässiger Akku, ausgezeichnetes Audio
Dafür hat LG in die Soundqualität investiert, das ist weniger über die eingebauten Lautsprecher zu hören als über Kopfhörer. Das V30 unterstützt Hi-Fi-Quad-DAC, und auch normale Audio-Dateien tönen überdurchschnittlich gut. Es gibt sogar eine 3,5-Millimeter-Buchse für Kopfhörer. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit mehr.
Die Performance ist ausgezeichnet. Der Snapdragon 835 mit 4 GB ist nach wie vor erste Wahl bei den Android-Smartphones. Alles läuft flott und ruckelfrei. Aber eben: Die nächste Generation dürfte spätestens im Februar in ersten Smartphones vorgestellt werden. 64 GB Speicher sind an Bord und lassen sich mit einer Karte erweitern.
Zwei kleinere Schwächen sind beim V30 auszumachen: So ist erst Android 7 installiert. Die neuste Version dürfte dann Anfang 2018 irgendwann kommen. Der Akku ist mit 3000 mAh nicht riesig, aber sicher ausreichend. Im Test kamen wir gut durch den Tag, hatten aber auch nicht mehr viel Reserve.
Das BLICK-Testfazit: Das V30 ist LGs bisher bestes Smartphone – aber auch das teuerste. Spannend ist das Gerät vor allem für Leute, die oft Videos machen. Allerdings hätten gerade die sich eine bessere Selfie-Cam gewünscht.