Das neue Huawei P20 Pro ist ein Grossangriff auf das iPhone und das Samsung Galaxy S9, die bei uns härtesten Konkurrenten bei den Top-Geräten.
Während in den letzten Jahren Huawei vor allem beim Verhältnis von Preis und Leistung punkten konnte, aber in vielen Details jeweils nur auf Platz zwei oder drei landete, sieht das diesen Frühling anders aus.
BLICK durfte das Android-Smartphone einige Wochen vor der Präsentation rund zwei Stunden ausprobieren. Das P20 Pro machte in dieser Zeit einen hervorragenden Eindruck: innovative Features, praktisch keine Schwächen, ein umfassendes Gesamtpaket.
Ob es ganz an die Spitze reicht, wird ein ausführlicher Test zeigen. Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. Und das zu einem im Vergleich günstigen Preis von 899 Franken für das P20 Pro mit 128 GB Speicher. Ab dem 6. April ist es bei uns erhältlich. Hier die wichtigsten Stärken des Handys – und die wenigen Schwächen.
Das P20 hat eine Kamera mit drei Linsen
In Sachen Kamera fragt man sich natürlich, ob nun das Wettrüsten wie früher bei der Megapixel-Zahl losgeht. Je mehr Kameras, desto besser. Doch Huawei hat überzeugende Argumente dafür, gleich drei Linsen ins P20 Pro einzubauen. Das System, das zusammen mit Leica entwickelt wurde, sieht vor, dass fast immer alle drei zum Einsatz kommen. Und mit der Software das bestmögliche Foto erstellt wird.
Die Hauptkamera hat eine Auflösung von 40 Megapixeln. Im Normalfall wird aber mit nur 10 Megapixeln fotografiert, sprich aus vier Pixeln wird jeweils eines zusammengesetzt. Dazu kommt ein 20-Megapixel-Monochrom-Sensor, der für Kontrast und Schärfe sorgt. Die dritte Linse ist ein Telefoto mit 3-fach optischem Zoom und acht Megapixeln Auflösung.
Die Resultate sind in zwei Bereichen eindrücklich, wie der erste Test zeigt. So sind erstaunlich helle, scharfe und detailreiche Bilder auch bei schlechtesten Lichtverhältnissen möglich. Und das, obwohl die Hauptkamera «nur» eine Blende von F1.8 hat. Das Samsung S9 etwa geht ja sogar bis F1.5 runter.
Auch die Zoom-Aufnahmen sind beeindruckend. Voreingestellt sind zwei Stufen: 3-fach und 5-fach. Letzteres wird mit Software bewerkstelligt, trotzdem gelingen scharfe, nicht verwackelte Bilder mit nur wenig Bildrauschen.
Erneut hat Huawei künstliche Intelligenz eingebaut. Die kann noch mehr als bislang und wird vor allem bei der Kamera eingesetzt. So wird automatisch das richtige Motivprogramm gewählt. Nimmt man etwa jemanden von nahe auf, schaltet die Kamera auf den Porträt-Modus mit unscharfem Hintergrund um.
Das Huawei P20 hat die perfekte Grösse und eine lange Akkulaufzeit
Eigentlich ist es total unspektakulär, aber für viele Käufer vielleicht eines der wichtigsten Argumente fürs P20 Pro. Der Akku ist mit 4000 mAh deutlich grösser als bei der Konkurrenz. Und Huawei hat beim Mate 10 Pro schon gezeigt, was so ein Akku ausrichten kann.
Damit sollten auch Hardcore-User durch den Tag kommen. Normalnutzer dürfen sich darauf freuen, nur noch alle zwei Tage nachladen zu müssen. Dank Schnelllade-Funktion geht das auch wirklich schnell.
Trotz grossem Akku ist das P20 nur 7,8 Millimeter dünn und auch nicht speziell schwer. Man sieht und fühlt es dem Smartphone also nicht an. Im Gegenteil: Mit der Glasrückseite, den abgerundeten Ecken und dem fast randlosen Bildschirm wirkt der Neuling modern und schick.
Wasserdicht, schneller Prozessor, heller Screen: das Huawei-P20-Gesamtpaket
Huawei setzt aber nicht nur auf Akku und Kamera, sondern hat auch sonst ein umfassendes Gesamtpaket zusammengestellt. Der 6,1-Zoll-Oled-Bildschirm löst mit 2240 auf 1080 Pixel auf. Er hinterliess im ersten Test einen sehr guten Eindruck: hohe Schärfe, schöne Farben, angenehme Grösse.
Das Gehäuse ist erstmals in der P-Serie wasserfest, und zwar gemäss iP67-Standard. Der schnelle Prozessor hat gleich 6 GB Arbeitsspeicher. Und dank künstlicher Intelligenz werden die Bilder in den Ordnern automatisch in über 100 Unterkategorien geordnet.
Das sind die wenigen Schwächen des Huawei P20 Pro
Obwohl Huawei auf ein Glas-Design umstellt, gibts wie beim Mate 10 Pro keine Möglichkeit, das P20 drahtlos zu laden. Das ist natürlich bei diesem grossen Akku weniger oft ein Thema, aber trotzdem ist drahtloses Laden manchmal bequem. Vor allem, da es auch keinen Kopfhörer-Anschluss mehr gibt, der USB-C-Stecker also der einzige Anschluss ist.
Geschmackssache sind zwei Punkte im Design. Der Fingerabdruck-Scanner unter dem Display wirkt etwas altmodisch. Zwar erkennt er den Zugangsberechtigten ultraschnell, der Knopf allerdings ist etwas klein geraten. Etwas fragwürdig ist auch der «Notch», also die Aussparung im Bildschirm für Selfiecam und Sensoren. Klar gibt es gute Gründe, darauf zu setzen, etwa die Optimierung der Screen-Grösse. Aber trotzdem wirkt das Design etwas zu sehr ans iPhone X angelehnt.
Das Fazit: So gut ist das Huawei P20 Pro
Das neue Flaggschiff von Huawei hinterlässt einen ausgezeichneten ersten Eindruck. Die Kamera ist vielleicht die beste bislang in einem Smartphone, Design und Technik wirken stimmig. Man bekommt für 899 Franken ein tolles Gesamtpaket.
Im Alltagstest wird man dann sehen, wie gut die Triple-Cam wirklich ist. Offen muss auch noch bleiben, wie effizient und sinnvoll die künstliche Intelligenz eingesetzt wird. Hilft sie einem wirklich oder nervt sie nach einiger Zeit mit übermotivierten Vorschlägen? Ein ausführlicher Test wird es zeigen.
Übrigens: Wer nicht so viel Geld ausgeben will, findet mit dem P20 für 699 Franken und dem P20 Lite für 399 Franken auch günstigere Varianten. Die sehen zwar optisch ähnlich aus, bieten aber beispielsweise keine Dreifach-Kamera.