HTC setzt dieses Jahr auf grosse Grössen. Vom neuen Flaggschiff gibts nur noch eine Plus-Version. Und die soll mit den anderen grossen Spitzenmodellen von Apple, Samsung, Huawei und Co. mithalten können.
Zumindest preislich ist das auf jeden Fall so. Das HTC U12 Plus ist im Online-Handel ab 805 Franken erhältlich. Zum Vergleich: Das Huawei P20 Pro kostet gleich viel, hat aber 128 GB Speicher. Das Samsung Galaxy S9 Plus wird ab 768 Franken angeboten, wie das U12 mit 64 GB Speicher. Nur Apple liegt mit mindestens 1044 Franken fürs iPhone X wie oft deutlich darüber.
HTC tut auch viel dafür, den Ansprüchen an ein Topgerät gerecht zu werden. BLICK hat das U12 Plus intensiv getestet und vergleich die Alternative aus Taiwan mit den aktuellen Android-Topgeräten.
Technik und Akku: U12 Plus mit viel Leistung, etwas weniger Ausdauer
Mit dem Snapdragon 845 arbeitet der aktuell schnellste Android-Prozessor im HTC U12 Plus. Dank 6 GB Arbeitsspeicher schneidet das Gerät in Benchmark-Tests ausgezeichnet ab und ist gar schneller als viele direkte Konkurrenten. Im Alltag bedeutet das: Kaum Ladezeiten, wenn man eine App aufstartet. Die auf Android 8.0 Oreo basierende Oberfläche läuft superschnell und ruckelfrei.
Der Speicher ist mit 64 GB mittelmässig gross, kann mit Speicherkarten aber um bis zu 2 TB erweitert werden. Auch der Akku ist mit 3500 mAh-Stunden nicht wahnsinnig gross für ein Handy mit 6-Zoll-Bildschirm. Trotzdem kommen wir recht gut durch den Tag, Wunder darf man aber keine erwarten.
Etwas schade, legt HTC nur ein Quickcharge-3.0-Ladegerät bei, denn das Gerät selbst würde auch den nochmals etwas schnelleren Standard 4.0 unterstützen. Drahtloses Laden unterstützt das HTC U12 Plus nicht, trotz Glasrückseite. Unverständlich. Positiv ist dafür, dass das Gerät nach IP68-Standard wasserdicht ist.
Design und Display: Konservativ und zeitlos
Bei den Handy-Trends 2018 machen die Taiwanesen nicht mit. Das U12 Plus hat weder einen besonders dünnen Rand rund um den Screen, noch einen Notch – also eine Aussparung im Display für Kamera und Sensoren. Der Nachteil: Das U12 Plus sieht nicht besonders modern aus. Der Vorteil: Es ist optisch eine Alternative zur Konkurrenz.
Einzig bei der Glasrückseite schwimmt HTC voll im Trend mit. Und die ist nochmals deutlich spiegelnder als bei anderen Geräten. Alles ist erstklassig verarbeitet.
Wir hatten leider im Test die langweiligste Farbe, das Ceramic Black. Die anderen zwei Versionen des U12 stechen nämlich richtig aus der Masse heraus. Flame Red schimmert je nach Lichteinfall von Violett über Rot bis Orange-gelb. Und bei Transparent Blue sieht man durchs Glas einige Bauteile des Geräts. Sehr schick!
Auch beim Bildschirm gibt sich HTC konservativ und verzichtet auf das hippe Oled-Panel, das fast alle anderen einbauen. Der 6-Zoll-Screen im 18:9-Verhältnis basiert auf Super-LCD-Technik und löst mit 2880 auf 1440 Pixeln auf. Der Screen ist damit sehr scharf, schön hell und zeigt angenehm leuchtende, aber nicht übertrieben poppige Farben. Die besseren Schwarzwerte eines Oled-Displays vermisst man im Alltag nicht.
Gehört zu den besten Handy-Kameras auf dem Markt
HTC baut gleich vier Linsen ins HTC 12 Plus ein. Zwei vorne und zwei hinten. Die Hauptkameras lösen mit 12 und 16 Megapixeln auf und bieten einen optischen und praktisch verlustfreien 2x-Zoom. Das Setting ist standardmässig, auf Spezialitäten wie noch stärkeren Zoom, ausgeprägte künstliche Intelligenz oder Superzeitlupe verzichtet der Hersteller.
Aber: Die Resultate sind trotzdem ausgezeichnet. Die Fotos sind gestochen scharf und rauscharm. Das HTC setzt dabei auf natürliche Farben, hat einen schnellen Fokus und einen guten Automatikmodus. In der Profi-Einstellung kann man dann sogar Raw-Bilder aufnehmen, die sich dann auch profimässig bearbeiten lassen.
Bokeh-Aufnahmen werden automatisch erstellt und sehen nicht schlecht aus, aber auch nicht besser als bei anderen Systemen. Zusätzlich sind Porträts mit unscharfem Hintergrund auch mit den zwei Frontkameras mit je 8 Megapixeln möglich. Und sehen auch hier ansprechend aus. Ein Zusatz-Feature, das sonst nicht viele bieten. Allgemein werden Selfies überdurchschnittlich gut, schade ist ein Beauty-Filter voreingestellt. Und schade, wirken die Fotos auch bei deaktiviertem Filter noch leicht getunt.
Insgesamt gehört das HTC 12 Plus zu den besten Kamera-Handys auf dem Markt und muss sich nur in gewissen Bereichen geschlagen geben. Das Huawei P20 Pro ist etwa im Dunkeln und beim Zoomen besser, das Samsung Galaxy S9 Plus bei Videoaufnahmen.
Specials: Kopflos knopflos, aber Quetschen ist kein Quatsch
Zwei ganz spezielle Features bietet das HTC 12 Plus. Nicht gelungen ist der Verzicht auf Knöpfe. Zwar gibts weiter einen Power-Button und Lautstärke-Regler, doch das sind nur Touch-Flächen. Man drückt nicht wirklich, sondern erhält ein Feedback vom Vibrationsmotor. Apple schafft es beim iPhone perfekt, dieses Knopf-Gefühl zu simulieren. Bei HTC hat man immer den Eindruck, die Reaktion sei verzögert. Und das Gefühl ist einfach komisch, auch nach zwei Wochen noch.
Viel besser hat im Test Edge Sense gefallen. Durch seitliches Drücken am Gehäuse lassen sich so voreingestellte Funktionen aufrufen. Neu kann man auch auf die Seite mit dem Finger antippen. Zwei Mal tippen öffnet in der Standard-Einstellung etwa ein Karussell mit Favoriten-Apps. Das funktioniert gut und ist sehr praktisch, vor allem, da jeder Nutzer genau einstellen kann, was mit welchem Tippen und Quetschen ausgelöst wird.
Das BLICK-Testfazit: Rundum gut, aber nicht besser
Das HTC 12 Plus ist eine spannende Alternative zu den Bestsellern von Apple, Samsung oder Huawei. Vor allem, wenn man das zeitlose, aber etwas langweilige Design nicht schlimm findet und dafür Edge Sense schätzt. Für alle anderen gibts zwar nicht viel, was gegen den Kauf spricht, aber es gibt auch nicht viele zwingende Gründe. HTC hat zwar ein tolles Gesamtpaket geschnürt, bei dem man nur wenige Schwächen findet. Aber das gibts auch bei der Konkurrenz.