Viele Kritiker gehen mit dem neuen HTC U Ultra hart ins Gericht. Tatsächlich sind einige Schwächen so offensichtlich, dass die Qualitäten des Smartphones vergessen gehen. Zum Beispiel der verschwenderische Umgang mit dem verfügbaren Platz. Das U Ultra ist ein riesiges Gerät, passt kaum mehr in die Hosentasche.
Klar, HTC bietet einen 5,7-Zoll-Bildschirm mit Zusatzscreen, aber unten und oben gibts unglaublich viel ungenutzten Raum. Und trotz acht Millimeter Dicke findet die Kamera nicht im Gehäuse Platz und steht so deutlich hervor, dass es stört. Das Smartphone bleibt beim Herausziehen an der Jeans hängen und wackelt auf dem Tisch, wenn man es abgelegt hat.
Auch das Innere des grossen Gehäuses nutzt der taiwanesische Hersteller nicht aus. Der Akku bietet mit 3000 mAh eine nur mittelmässige Grösse. Weder drahtloses Laden noch wasserfeste Dichtungen hat HTC integriert.
Der zweite Screen des UTC U Ultra ist innovativ
Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Denn HTC ist auch innovativ. So gibts oberhalb des Bildschirms einen zweiten Screen. Auf den zwei Zoll werden einerseits Benachrichtigungen angezeigt, andererseits kann man viele oft genutzte Bedienschritte darüber erledigen: etwa den Musikplayer bedienen oder favorisierte Kontakte und Apps direkt aufrufen.
Auch den Wetterbericht und andere Infos lassen sich jederzeit anzeigen, ohne dass man die Anwendung verlassen muss, die man gerade offen hat. Schade, nutzt HTC die Möglichkeiten noch nicht konsequent in den wichtigsten Apps. Eine Schnellauswahl wäre praktisch.
Trotz Platzverschwendung und Kamera-Buckel sieht das U Ultra gut aus. Das liegt am scharfen und leuchtenden Bildschirm, der mit 2560 auf 1440 Pixel auflöst. Auch die schimmernde Glasrückseite verzückt mit einem einmaligen Look. Auch wenn man jedes Staubkorn und jeden Fingerabdruck sofort sieht.
Ein eigener Assistent fürs HTC U Ultra
HTC hat sogar einen eigenen digitalen Assistenten integriert, der allerdings erst seit kurzem überhaupt abrufbar ist. Da er sich langsam weiterentwickeln soll, konnten wir ihn noch nicht ausführlich testen. Der erste Eindruck ist gut: Der Sense Companion meldet sich selbständig, nervt aber nicht mit Benachrichtigungen im Sekundentakt.
Die 12-Megapixel-Hauptkamera mit optischem Bildstabilisator kann durchaus in der Oberklasse mithalten. Sie ist lichtstark und löst schnell aus. Das Highlight des Smartphones ist aber die Selfie-Cam: Sie löst mit 16 Megapixeln aus und kann nur bei schlechtem Licht nicht ganz mit der Hauptkamera mithalten. Trotzdem: Die Selfies sehen so gut aus, als wären sie mit Frontkamera geschossen. Eine vergleichbare Qualität bietet fast keiner der Konkurrenten.
Die Frage ist, ob die Konsumenten mit den Schwächen leben können – und die Stärken geniessen. Das Problem ist, dass die Konkurrenz von Huawei oder Samsung vielleicht nicht so viel wagt, aber auch keine solch markanten Fehler macht. Der Preis von 749 Franken (erhältlich unter anderem bei Brack.ch) macht die Entscheidung nicht leichter. Das ist viel Geld.
Das BLICK-Test-Fazit: HTC hat einen schweren Stand im Kampf um Marktanteile bei den Android-Telefonen. Die Marke versucht zwar innovativ zu sein, leistet sich aber auch immer wieder Aussetzer. Trotzdem hat das U Ultra mit aufregender Optik und zweitem Screen durchaus seinen Reiz.