Google Pixel 2 und Essential Phone
Zwei Exoten auf iPhone-Jagd

In den USA sind sie der Hit, bei uns nur als Import erhältlich. Doch können Google Pixel 2 und Essential Phone tatsächlich dem iPhone gefährlich werden?
Publiziert: 14.11.2017 um 14:44 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 18:57 Uhr
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Essential Phone (l.) und Google Pixel 2 im Test: Die zwei Smartphones sind Exoten auf dem Schweizer Markt.
Foto: Lorenz Keller
Lorenz Keller

Konzept und Preis von Google Pixel 2 und Essential Phone

Google baut erst zum zweiten Mal in Eigenregie Smartphones. Leider kommt auch das Pixel 2 wiederum nicht offiziell in die Schweiz. Man muss sich mit Importen behelfen. Das Pixel 2 bietet erneut ein pures Android-Erlebnis in einem eher unspektakulären Design.

Auch das Essential Phone PH-1 steht nicht offiziell bei uns in den Läden. Hinter der neuen Marke steht Andy Rubin, ein ehemaliger Google-Manager. Das Konzept ist ähnlich wie beim Pixel, aber etwas stylischer. Zudem hat es Accessoires, die man direkt anklicken kann. Bislang ist aber nur eine 360-Grad-Kamera erhältlich.

Wir haben die Testgeräte beide von Digitec.ch erhalten, sie kosten jeweils 899 Franken (Pixel mit 64 GB Speicher, Essential mit 128 GB). Man bezahlt leider einen deutlichen Aufpreis, da kleinere Mengen importiert werden und Digitec ja auch selber gewisse Garantieleistungen erbringen muss. Durch den Exotenstatus sind Pixel 2 und Essential Phone im Android-Bereich eher teuer, im Vergleich mit dem iPhone X aber immer noch günstig.

Schade natürlich auch, ist die Preissenkung beim Essential noch nicht bei uns angekommen. In den USA verlangt der Hersteller rund zwei Monate nach Marktstart statt 699 nur noch 499 Dollar (ohne Steuern).

Nur das Essential Phone punktet bei Design und Screen

Das Essential Phone ist eine Schönheit. Ein massiver Titan-Block, in Glas gehüllt. Dazu ein schöner Bildschirm, der allerdings nicht ganz so hell ist. 5,7 Zoll misst dieser, das Gehäuse ist trotzdem kompakt, da auf den Seiten und oben nur ein dünner Gehäuserand zu sehen ist. Unten gibts leider etwas mehr Rand. Schick auch die kleine, runde Aussparung für die Frontkamera. Deutlich diskreter als der Balken beim iPhone.

Hochwertig, edel und puristisch gestaltet: Das Essential Phone macht richtig Spass und hebt sich von der Konkurrenz ab. Zudem ist es deutlich stabiler als Geräte mit Alugehäuse. Die Nachteile: Mit 185 Gramm ist der Neuling ziemlich schwer. Und die extrem spiegelnde Glasrückseite zieht Fingerabdrücke magisch an.

Das Google Pixel 2 ist leider vorne total langweilig. Zwar ähnlich gross wie das Essential, aber nur mit 5-Zoll-Screen. Weil es halt oben und unten massive Ränder gibt. Ein Design wie letztes Jahr. Einziger Vorteil: Es haben zwei Speaker Platz, die sehr gut tönen. Der Oled-Screen mit 1920 auf 1080 Pixeln geht in Ordnung, ist aber etwas blass. Auf der Rückseite verleiht der Mix aus aufgerautem Metall und Glas etwas Charakter.

Natürlich gäbe es noch das Pixel 2 XL mit modernerem Fast-Randlos-Bildschirm. Aber das hat Google so richtig verkackt. Blasse Farben, eingebrannte Symbole, Veränderungen beim Kippen – momentan sollte man die Finger vom XL lassen.

Das Pixel 2 hat die beste Automatik-Kamera

Bei der Fotoqualität sieht es genau andersrum aus. Das Pixel ist Spitzenklasse, das Essential nur Durchschnitt. Beim Google-Phone ist vor allem die Software faszinierend. Denn die Einzellinse mit 12 Megapixeln und einer 1.8f-Blende ist auf dem Papier nur Durchschnitt. Doch die Resultate sind verblüffend.

Knallige Farben, Schärfe bis in die Details, hoher Kontrast: Im Automatikmodus schiesst das Pixel 2 so gute Fotos wie kein anderes Gerät. Trotz nur einer Kamera sind sogar Porträt-Fotos mit unscharfem Hintergrund möglich – und die sind mindestens so gut wie bei Samsung und Apple mit den Doppelkameras. Ausgezeichnet auch die optische und softwaremässige Bildstabilisierung.

Die 8-Megapixel-Selfiecam ist auch weit überdurchschnittlich. Auch hier sind Porträt-Fotos möglich. Und die werden noch besser als beim iPhone X. Einziger Schwachpunkt des Pixel 2: Die mitgelieferte Kamera-App bietet fast keine manuellen Einstellmöglichkeiten.

Beim Essential ist die Software das Problem. Die Kamera-App ist langsam und stürzt auch immer wieder ab. Zudem sind die Fotos einfach nur mittelmässig. Wer etwas basteln mag, kann aber die Google Kamera App installieren (hier steht, wie's geht), dann sind die Bilder plötzlich deutlich besser. Eine Stabilisierung der Bilder und vor allem Videos fehlt aber auf jeden Fall.

Pures Android und schnelle Technik

Google setzt beim Pixel traditionsgemäss auf pures Android, natürlich in der neusten Version, also Android 8.0 Oreo. Aber auch Essential hat am Betriebssystem fast nichts verändert. Allerdings ist hier nur Android 7.0 Nougat installiert – der Hersteller arbeitet aber am Update.

Die Pixel-Geräte erhalten monatlich Sicherheitsupdates und von Google immer zuerst alle Anpassungen. Essential will da nicht allzu sehr abseitsstehen. Und seit Marktstart gabs tatsächlich schon einige Aktualisierungen für die Software.

Beide Smartphones nutzen den schnellen Qualcomm Snapdragon 835. Dank schlankem Betriebssystem läuft so alles sehr flüssig. In Sachen Arbeitstempo ist man also bei beiden Geräten für die nächsten Jahre gerüstet.

Im Alltag hat das Essential aber noch zwei kleine Nachteile: Es ist nicht wasserfest, das Pixel gemäss iP67-Standard (ein Meter im Wasser für 30 Minuten). Und der Akku des Essential ist zwar mit 3040 mAh rund 300 mAh grösser als jener im Pixel, hält aber deutlich weniger lang. Beim Pixel sind es rund 1,5 Tage, beim Essential ist es nur rund einen Tag.

Das Fazit: Pixel und Essential kombiniert wären stärker als das iPhone X

Schade, gibts Kamera und Technik des Pixel 2 nicht kombiniert mit der Optik und dem Konzept des Essential. Ein solches Android-Smartphone würde das iPhone X und die restliche Konkurrenz locker überholen. Einzeln aber bleibt den Geräten nur der Exoten-Status – vor allem zu den Schweizer Import-Preisen.

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