Um grosse Worte ist Swisscom-Chef Urs Schaeppi (58) bei der Weltpremiere des ersten 5G-Smartphones und der neusten Mobiltelefon-Dienste nicht verlegen. «5G ist eine Basis für neue Technologie und wird die Welt verändern», sagt er bei der Präsentation im Swisscom Tower in Zürich.
Und der grösste Schweizer Telekom-Unternehmer gibt richtig Gas: Sobald der Bund die Konzessionen erteilt, werden 100 Antennen in 50 Städten aufgeschaltet. Danach geht der Ausbau rasant weiter, bis Ende Jahr will Swisscom 90 Prozent der Schweizer mit 5G versorgen.
Allerdings profitieren nicht alle vom möglichen Top-Tempo mit bis zu 2 Gbit/s. Das echte 5G nennt Swisscom das «5G fast» und wird punktuell verfügbar sein. In der Masse wird man «5G wide» empfangen können, mit Download-Geschwindigkeit von 1 Gbit/s und mehr. Nicht viel schneller als heute mögliche Top-Raten mit «4G Plus» von ebenfalls bis zu 1 Gbit/s. Allerdings ist heute mit normalem 4G nur ein Internet-Speed bis 150 Mbit/s üblich.
Allerdings brauchts für beide Varianten Smartphones mit neuen 5G-Chips, die entweder richtiges 5G empfangen oder Datenströme von mehreren Frequenzen bündeln können und so eine schnellere Geschwindigkeit erreichen – das wäre dann eben «5G wide» in der Schweiz.
Top-5G-Tempo kostet 10 Franken pro Monat zusätzlich
Die aktuellen Swisscom-Abos unterstützen 5G bereits, man erhält aber nur bis 100 Mbit/s. Wer die Topgeschwindigkeit von 2 Gbit/s möchte, der zahlt zehn Franken pro Monat zusätzlich.
Das erste 5G-fähige Smartphone kommt übrigens bereits im Mai auf den Markt. Swisscom arbeitet erstmals mit dem chinesischen Hersteller Oppo zusammen – und kann das neue Modell Reno 5G auch gleich als Weltpremiere auf den Markt bringen. Bei uns ist Oppo noch total unbekannt, weltweit aber ist der Hersteller bereits die Nummer 5.
Das Reno 5G wird 999 Franken kosten – und bietet eine Top-Ausstattung mit neustem Prozessor, 4065 mAh-Akku und spezieller Kamera, die einen 10fach-Hybrid-Zoom bildet. Extrem auffällig ist der randlose Riesen-Screen ohne Selfie-Kamera. Die steckt nämlich oben im Gehäuse und ist ausfahrbar. Das sieht aus wie eine Haifisch-Flosse.
Noch bis im Sommer folgen weitere 5G-Handys von LG, Samsung und Huawei. Ende Jahr dürften auch die weiteren Hersteller auf den Zug aufspringen. Allerdings wird damit gerechnet, dass Apple frühestens 2020 ein erstes iPhones mit 5G-Fähigkeit bringt.
Swisscom muss noch Fragen offen lassen
Ob allerdings die Swisscom das 5G-Netz wirklich so schnell in Betrieb nehmen kann, ist weiterhin offen. Swisscom-Chef Schaeppi betonte zwar, wie wichtig dieser Schritt für die Schweizer Wirtschaft ist. Doch ist das schlussendlich auch eine politische Frage.
Denn die 5G-Frequenzen sind zwar versteigert, die definitive Konzession liegt aber noch nicht vor. Und der Ausbau, gerade in den Städten, wird viele neue Antennenstandorte erfordern. 90 Prozent der Antennen in Ballungsgebieten seien bereits ausgelastet.
Zudem gibts auch Widerstand aus der Bevölkerung – unter anderem auch wegen gesundheitlicher Bedenken. Die versucht die Swisscom zwar aktiv zu zerstreuen, bei einer Umfrage des Telekom-Unternehmens zeigt sich aber auch, dass 30 Prozent der Teilnehmer negativ eingestellt sind gegenüber 5G.
Zu guter Letzt muss sich im Alltag auch zeigen, was 5G wirklich für einen Nutzen bringt. Sind die hohen Download-Raten im Alltag realistisch? Gibt es Anwendungen, die das Tempo auch wirklich ausnutzen? Und wie viel Akku frisst die neue Technik?
5G soll in naher Zukunft den aktuellen Standard 4G ablösen und das Übertragen von Daten sehr viel schneller machen. Doch ist 5G wirklich eine Revolution? Wann geht es in der Schweiz los mit 5G? Was wird sich mit dem 5G-Netz für den Nutzer in der Schweiz ändern? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
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