Samsung Galaxy Z Flip Screen verkratzt mit Fingernagel
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Trotz «Glas»-Falt-Display:Samsung Galaxy Z Flip Screen verkratzt mit Fingernagel

Erste Tests des Galaxy Z Flip sind mittelmässig
Samsung gibt Falt-Phones lieber Influencern als Tech-Journis

Das Samsung Galaxy Z Flip ist zwar in der Schweiz schon ausverkauft, steht aber auch in der Kritik. Etwa wegen des nicht kratzfesten Glas-Screens. BLICK hätte das gerne selber ausführlich getestet. Doch Samsung gibt die Falt-Phones vorerst lieber Influencern.
Publiziert: 19.02.2020 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2020 um 02:48 Uhr
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Zack Nelson vom Youtube-Kanal JerryRigEverything unterwirft alle neuen Handys einem Härtetest. Auch das Galaxy Z Flip. Beim Kratztest zeigt es sich, schon bei Stufe 2 und 3 sind Spuren deutlich sichtbar, echtes Glas würde bis mindestens Stufe 5 halten. Ganz rechts auf Stufe 5 die Kratzer mit dem Fingernagel.
Foto: www.youtube.com/jerryrigeverything
Lorenz Keller

Normalerweise gibts für Techjournalisten spätestens zum Marktstart von den Herstellern Testgeräte. Die erhält man leihweise für mindestens zwei Wochen und schickt sie dann zurück. In seltenen Fällen gibts auch mal eine kürzere Testphase. Nicht so beim Galaxy Z Flip. Die Schweizer Techjournalisten bekommen momentan keine Testgeräte. Nicht etwa, weil die erste Lieferung des Falt-Phones von Samsung hierzulande bereits ausverkauft ist. Sondern weil die kleine Zahl an verfügbaren Geräten zuerst an Influencer verteilt wird.

Nicht überall scheint dies gleich gehandhabt zu werden. Aber auffällig ist, dass viele Digital-Experten das Galaxy Z Flip nur für eine kurze Zeit bekommen. Wer einen ausführlichen Test machen will oder schon veröffentlich hat, hat sich das 1500 Franken teure Gerät selber gekauft. CNBC etwa, einer der grössten TV-Sender der Welt, hat das Flip selber bestellt.

Dabei wäre es durchaus interessant, das Falt-Phone im Alltag einem Härtetest zu unterziehen. Denn viele der Reviews sind sehr kritisch, ein eigener Augenschein könnte das bestätigen, aber auch entkräften. Todd Haselton von CNBC schreibt etwa: «Das neue Samsung-Falttelefon für 1380 US-Dollar ist ordentlich, aber niemand sollte es kaufen, und ich gebe meins zurück.» Er findet den Falt-Bildschirm nicht mehr als ein Party-Trick, der einem nach ein paar Tagen verleidet.

Kritik an Anfälligkeit auf Staub und Kratzer

Das Techportal «The Verge» dagegen fragt sich, warum bisher alle Hersteller von Telefonen mit faltbarem Display diese wie ein normales Consumer-Gerät behandelt haben – und nicht wie ein Experiment. Genau das sei das Galaxy Z Flip nämlich. Kritik gibts auch für die Marketingbemühungen des koreanischen Herstellers, der beim Display von «Ultra Thin Glass» spricht und damit falsche Erwartungen weckt. Ein Kratztest auf Youtube hat nämlich gezeigt, dass die Oberfläche genauso heikel ist wie beim Vorgänger. Dass man also sogar mit dem Fingernagel den Bildschirm beschädigen kann. Der Screen des Galaxy Z Flip fühlt sich also zwar nicht wie Plastik an, sondern eher wie Glas, trotzdem ist er viel heikler als jeder normale Smartphone-Touchscreen aus Glas.

Ein zweiter Härtetest der Spezialisten von iFixit zeigt zudem, dass auch in Sachen Staubresistenz das Falt-Phone noch weit entfernt von normalen Telefonen ist. Beim Bad in Partikel-Staub dringt dieser tief ins Gehäuse ein. Zwar ist das Scharnier deutlich besser geschützt als beim ersten Falt-Gerät von Samsung, trotzdem ist der Schutz laut den Experten zu wenig gut. Samsung warnt denn auch davor, dass das Gerät nicht staubfest ist.

Doch was bedeutet das alles im Alltag? Wenn man speziell darauf acht gibt und sich dieser Schwächen bewusst ist, macht das kompakte Falt-Telefon trotzdem Spass? Macht die neue Falt-Technik den Nachteil wett, dass man zum Preis eines Galaxy Z Flips auch bei Samsung ein Smartphone bekommt, das technisch deutlich mehr auf dem Kasten hat? Das alles würden wir – und die anderen Tech-Experten – gerne selber ausprobieren. Im Moment ist es leider nicht möglich.

Warum Samsung diese neue Strategie fährt, darüber kann man nur mutmassen. Vielleicht liegt es an den negativen Erfahrungen mit dem ersten Falt-Phone: Der Marktstart des Galaxy Folds musste ja verschoben werden, nachdem Tech-Journalisten diverse Schwachpunkte aufgedeckt hatten. Auch das BLICK-Device hatte nach wenigen Tagen in Gebrauch bereits ein Partikel unter dem Screen. Die verbesserte zweite Version kam dann im Herbst 2019 auf den Markt und erntete auch dort sehr durchzogene Kritiken – auch im Test von Blick.ch.

Doch die Strategie hat bisher eher den gegenteiligen Effekt. Die eigentlich von innovativer Technik schnell begeisterten Experten sind doppelt misstrauisch und kritisch.

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